In memoriam Gunnar

gunnar-05-2012Klangmeister Gunnar Pfeifer, Gründer und Mastermind der freien Kunstplattform Neppstar ist am 22.5.2013 im Alter von 48 Jahren unerwartet in Griechenland an einer Herzattacke gestorben und wurde einige Tage später auch dort begraben.

Gunnar war ein ganz besonderer, herzlicher Mensch, seine Leidenschaft war die Musik und sein Lebensmotto »Frohsinn!« Seine Vision, der er sich in den letzten Jahren widmete, war eine solidarische Welt, in der Geld keine Rolle spielt. Als Komponist, Musiker und Tontechniker setzte er das für sich selbst seit 10 Jahren konsequent um, indem er seine eigene und die Musik und Kunst von Gleichgesinnten über diese Internetplattform und in Form von CDs (insbesondere die Serie »Raubkopie«) verschenkte.

Wir haben nicht nur einen ideenreichen Künstler, sondern auch einen unersetzbaren Freund verloren. Wir vermissen ihn sehr.

Freund_innen versuchen das Projekt Neppstar im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiterzuführen. Gunnars vielseitiges Schaffen ist auf Radio Neppstar (Playlist) zu hören. Hier sein Lied »Wozu«:

 

[Update]

Die CD “In memoriam Gunnar” ist jetzt samt Cover im WAV, OGG und MP3-Format ist frei verfügbar.

 

From: keimform.deBy: Stefan MeretzComments

Wirtschaften ohne Geld? Wirtschaften alternativ?

demonetizeAuf zwei Veranstaltungen gilt es hinzuweisen.

1) …ohne Geld?

Demonetarisierung ist ein Nischenthema — oder doch nicht? Auch Ökonom_innen beschäftigen sich damit, so die Vereinigung für Ökologische Ökonomie auf ihrer Jahrestagung 2013. Sie trägt den Titel »Wirtschaften ohne Geld? Zwischen kapitalistischer Marktwirtschaft und Schenkökonomie« und findet vom 12. bius 14.09.2013 in der Uni Oldenburg statt. Die Anmeldung ist bis zum 1.9. erwünscht, der Tagungsbeitrag wird von den Teilnehmenden nach deren Selbsteinschätzung selbst festgelegt und sollte zwischen einem und einhundert Euro liegen.

Das Programm klingt interessant:

Donnerstag, 12. September 2013

Öffentliche Auftaktveranstaltung: „Geht’s auch ohne Geld?“

Ort: Hörsaal 1 + 2, Hörsaalzentrum Campus Haarentor
19:00 Uhr: Podiumsdiskussion moderiert von Johannes Heimrath mit:

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ringvorlesung zur Postwachstumsökonomie statt.

Freitag, 13. September 2013

Tagung: Wirtschaften ohne Geld? Zwischen kapitalistischer Marktwirtschaft und Schenkökonomie

Ort: BIS-Saal, Campus Haarentor, Uhlhornsweg 49-55

09:00, Begrüßung

09:15, Vortrag von Prof. Dr. Adelheid Biesecker (Universität Bremen, Netzwerk Vorsorgendes Wirtschaften): „Neue Formen des Wirtschaftens aus reproduktionstheoretischer Sicht.“

10:30, Kaffeepause

11:00, Andrea Vetter (Attac, Expertin für Konvivialität): „Konviviale Technologien als Keimformen für eine Wirtschaft ohne Geld?“

12:15, Mittagspause, Mensa

13:45, „Bis wohin reicht ein Leben ohne Geld?“ — Strukturierte Diskussion, dazwischen: Kaffeepause

17:30, Verleihung des Christiane Busch-Lüty Förderpreises für Ökologische Ökonomie

18:30, Abendessen

20:00, Erinnerungen und Eindrücke aus der Enquetekommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ mit Uwe Schneidewind (Präsident des Wuppertal Instituts)

Geselliger Ausklang

Samstag, 14. September 2013

VÖÖ – Mitgliederversammlung

10:00, Gebäude A 5, Campus Haarentor, Raum 056

12:00, Mittagspause

Begleitprogramm

14:00, Repair-Café im Polyester, Besuch des Horst-Janssen-Museums

2) …alternativ?

Die Helle Panke / Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin lädt ein zu Veranstaltung »Soziale, solidarische Ökonomie – bedürfnisorientierte Arbeit oder sozialromantische Illusion? Möglichkeiten und Grenzen alternativen Wirtschaftens«.

Termin: Freitag, 27. September 2013, 19:30 bis 22:00 Uhr

Ort: Theater Aufbau Kreuzberg (TAK), Prinzenstr. 85 F, 10969 Berlin

Aus der Ankündigung:

Die zunehmende Prekarisierung der Arbeit, der Ausschluss von Erwerbsarbeit für Millionen Menschen, der unbegrenzte, unsere Lebensgrundlagen vernichtende Verbrauch der natürlichen Ressourcen und die Krise der Wirtschafts- und Finanzsysteme zwingen uns zum Umdenken. Wie können wir Wirtschaft so organisieren, dass die Ökonomie wieder vom Kopf auf die Füße gestellt wird, dass unsere sozialen, kulturellen und ökologischen Bedürfnisse wieder Mittelpunkt unserer Arbeit werden? Wir laden AktivistInnen alternativer ökologischer und sozialer, solidarischer Projekte zu einem Austausch ein.

Im Gespräch:

  • Lars Zimmermann, Initiator Openit!
  • Elisabeth Voss, NETZ für Selbstverwaltung und Selbstorganisation Berlin-Brandenburg e.V.
  • Esther Ohse, Näh & Werkstudio Neukölln / Sieben auf einen Streich
  • Isabelle Dechamps und Melinda Barth, be able / partizipatives Design
  • Peter Eckert, Quartiermeister, Bier für den Kiez
  • Corinna Vosse, Kunst-Stoffe – Zentralstelle für wiederverwendbare Materialien
  • Moderation: Karin Hopfmann

Im Konzert: Warum Nicht! Band, Berlin

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Openit!-Festivals statt, das vom 26. bis 29. September in Kreuzberg rund um den Moritzplatz seinen Platz hat.

Kosten: 6,00 Euro / ermäßigt 4,00 Euro

 

From: keimform.deBy: Stefan MeretzComments

Transitional models towards sharing economies

Sharing (non-monetary) economies are becoming more broad spread as talk, networks and tools for sharing production and exchange expand.

Mid-August The Guardian ran an item by Hal Niedzvieki 'Are you ready to embrace the apocalypse?' with the comment that 'Facing up to the slow collapse of our planet is hard, but thinking apocalyptically could help us prepare for the crises to come'. The item promoted a gathering, Uncivilisation 2013, in Hampshire (UK) attended by hundreds of people. Sessions included wild-food foraging and moving beyond a monetary-based economy. The event was run by the Dark Mountain Project:
a network of writers, artists and thinkers who have stopped believing the stories our civilisation tells itself. We see that the world is entering an age of ecological collapse, material contraction and social and political unraveling, and we want our cultural responses to reflect this reality rather than denying it.
In the capital city and country towns of Victoria (Australia), groups such as the Darebin Food Harvest Network, which promote food swaps and harvesting for direct use and donation, sharing information, skills, resources, goods and services. In Castlemaine, the Harvest Group of Growing Abundance focuses on fruit plants and fruit growing. Both show transitional models for moving towards non-monetary production and exchange. 

An online tool for sharing goods — just involved with household exchange — has been started at/by TuShare.

Projekt: Rekonfiguration von öffentlichen Räumen durch Green Urban Commons. Zur Bedeutung von landwirtschaftlichen Bewegungen für den städtischen Raum in Wien

Stefanie Arzberger, Ulrich Brand, Stephan Hochleithner, Sarah Kumnig und ich haben in den kommenden drei Jahren die Gelegenheit, uns intensiv mit neuen städtischen Gemeingütern zu befassen. Dabei liegt unser Augenmerk auf den “Green Urban Commons”. Darunter verstehen wir zuerst einmal … Continue reading
From: social-innovation.orgBy: Andreas ExnerComments

An Economy without Money? Conference of German Ecological Economists 2013

by Andreas Exner

This years ecological economics conference in Germany is devoted to the issue of demonetization. It will take place 12th to 14th of Sept. in Oldenburg.

According to the subtitle, the conference discussion will be located “between capitalist market economy and gift economy”. Christa Müller, Uta von Winterfeld, Adelheid Biesecker, Andrea Vetter and others illustrate a strong feminist focus of the event. Participants will discuss whether society should and can dispense with money.

Reading the introductory statements of members of the executive board of the German Society for Ecological Economics, one gets the impression that ecological economists are not so much interested in a radical inquiry of demonetization, but nevertheless try to formulate some sort of partial critique of the money fetish in the name of “regulating” or “limiting markets”, and “taming capital”.

Jenseits von Wirtschaftswachstum – Solidarische Ökonomien und Commons

von Andreas Exner In einem Workshop des ÖIE für das Sommerkolleg Bovec 2013, das unter anderem die Universität Klagenfurt organisiert, behandle ich die Frage, was eigentlich wächst, wenn “die Wirtschaft” wächst. Daran schließt eine Diskussion der Problematik des Wirtschaftswachstums an. … Continue reading
From: social-innovation.orgBy: Andreas ExnerComments

Parecon versus Peer-Produktion Teil 3

Contraste-Logo[Aus der Juli/August-2013-Ausgabe der Contraste; Übersetzung: Brigitte Kratzwald.]

Gekürzte deutsche Übersetzung einer Diskussion zwischen Michael Albert und Christian Siefkes. Nachdem in Teil 1 und 2 (CONTRASTE Nr. 342 und 344) über Alberts Konzept PARECON diskutiert wurde, stellt Christian Siefkes im dritten Teil „Peercommony“ vor. Die Antwort von Michael Albert und die Replik von Siefkes folgen im vierten und letzten Teil.

Peercommony – Eine Welt ohne Geld und Zwang

Manche glauben, eine Welt, in der die Produktion von Menschen organisiert wird, die freiwillig und auf gleicher Augenhöhe zum Nutzen aller miteinander kooperieren, sei reine Utopie, weil eine solche Gesellschaft noch nie existiert hat oder weil sie gegen die menschliche Natur sei. Das heißt aber nicht, dass es sie nicht in Zukunft geben könnte und was die „menschliche Natur“ betrifft, so werden Menschen von der Gesellschaft ebenso geformt wie die Gesellschaft von ihnen.

Trotzdem bleibt eine solche Gesellschaft eine abstrakte Idee, wenn sie sich nicht aus dem bestehenden sozialen System, dem Kapitalismus, heraus entwickeln kann. Neue Produktionsweisen können nur entstehen, wenn ihre „materiellen Existenzbedingungen im Schoß der alten Gesellschaft“ herangereift sind, wie es Karl Marx ausgedrückt hat. Es sind zwei Bedingungen, die ich für die Entwicklung einer solchen Gesellschaft für relevant halte. Erstens: menschliche Arbeit verschwindet aus dem Reproduktionsprozess und wird durch Automatisierung einerseits und Selbstentfaltung andererseits ersetzt. Zweitens: alle haben Zugang zu Ressourcen und Produktionsmitteln.

Entwicklungen innerhalb des Kapitalismus begünstigen das Auftauchen dieser Bedingungen, obwohl ihre volle Verwirklichung das Ende des Kapitalismus bedeuten würde. Bei der Produktion von Software und Wissen gestaltet sich der Produktionsprozess bereits um, doch dabei wird es kaum bleiben. Die radikalen Veränderungen der Produktionsweise haben schon so manches Marktsegment geschrumpft oder gar zum Verschwinden gebracht – etwa Internet Software, Programmierwerkzeuge oder Enzyklopedien. Diese Bereiche werden bereits von freien Angeboten dominiert. Diese Produktionsweise ist unter dem von Yochai Benkler geprägten Begriff „commons-based peer production“ bekannt. Ich greife einen aktuellen Vorschlag von Stefan Meretz auf und verwende den Begriff „Peercommony“ um eine Gesellschaft zu beschreiben, die darauf aufbaut.

Um zu verstehen was da geschieht, ist es notwendig, sich das paradoxe Verhältnis des Kapitalismus zur menschlichen Arbeit ins Gedächtnis zu rufen. Arbeit schafft Mehrwert und damit Profit, daher ist sie die Basis des Kapitalismus. Sie ist aber auch ein Kostenfaktor, den jedes Unternehmen so weit wie möglich zu reduzieren sucht, z.B. durch Automatisierung, Auslagerung in Niedriglohnländer oder an die Kunden. Damit kann es – zumindest vorübergehend – einen Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen Konkurrenten erzielen.

Die Auslagerung von Tätigkeiten an Kunden nimmt durch den Selbstbedienungssektor zu, etwa beim Online-Banking oder bei IKEA, wo Menschen ihre Möbel selbst zusammen bauen. Das verändert auch das Verhältnis zwischen Menschen und ihren Aktivitäten. Als Angestellte arbeite ich, um Geld zu verdienen. Wenn ich aber meine Möbel zusammen baue oder im Internet nach Produkten suche, die ich gerne hätte, bin ich am Ergebnis meines Tuns interessiert. Das steigende Ausmaß an Automatisierung bedeutet zudem, dass mehr und mehr Routinetätigkeiten ohne menschliche Arbeit erledigt werden können. Übrig bleiben Aktivitäten, die Kreativität, Intuition oder Empathie erfordern. Für all diese Aufgaben ist Bezahlung ein angenehmer Zusatznutzen (wenn man in einer Gesellschaft lebt, die auf Geld basiert), aber keine notwendige Bedingung, wie die vielen Projekte zeigen, die an allen Ecken und Enden des Internets auftauchen. Das ist möglich, weil die Beteiligten selbst über alle notwendigen Produktionsmittel (wie Computer und Internetanschluss) verfügen. Ist das aber auch übertragbar auf Dinge, die eine große Fabrik erfordern?

Auch hier kommt uns ausgerechnet die kapitalistische Entwicklung der Produktionskräfte zu Hilfe. Die heutigen PCs und Laptops sind die Nachfolger raumfüllender Rechenmaschinen. In ähnlicher Weise werden andere Maschinen tendenziell kleiner und für Einzelpersonen oder kleine Gruppen erschwinglicher. Billige und doch flexible CNC-Maschinen (CNC = computergesteuert) ersetzen zunehmend gigantische industrielle Massenproduktionsanlagen. Rund um diese Maschinen entsteht eine Bewegung der „Maker“, die sie auf kreative Weise nutzen und verbessern. Und zwar oft nicht, um Geld zu verdienen (obwohl es das auch gibt), sondern um nützliche Dinge herzustellen, zu experimentieren und Spaß zu haben.

Bedürfnisorientiert produzieren

Viele Projekte Freier Software werden von Menschen vorangetrieben, die freiwillig und ohne Bezahlung mitwirken. Sie tun das, weil sie die von ihnen mitentwickelte Software selbst benutzen wollen, oder einfach aus Spaß. Andere machen mit, weil sie dabei etwas lernen, ihre Fähigkeiten zeigen oder der Gemeinschaft etwas zurück geben wollen.

Die herkömmliche neoklassische Theorie kennt keine Interaktionen jenseits von Markt und Unternehmen, Beziehungen bleiben unpersönlich und funktional. Die auf Basis freiwilliger Kooperation produzierenden Gemeinschaften beweisen das Gegenteil. Weil alle freiwillig mitmachen, kann niemand dem Anderen etwas befehlen. Alle arbeiten als Gleichrangige miteinander, als Peers. Und anders als auf dem Markt sind die Anderen nicht bloß Handelspartner, sondern Menschen mit denen man ein gemeinsames Ziel erreichen möchte. Peer Produktion baut auf Beiträgen auf, nicht auf Tausch. Und während Tauschen ein Nullsummenspiel ist, gilt das nicht fürs Beitragen. Wenn ich einen „guten Deal“ gemacht habe, bedeutet das für meinen Handelspartner oft ein schlechtes Geschäft. Aber wenn jemand etwas Nützliches beiträgt, gewinnen alle.

Eine Welt, wo Produzentinnen verkaufen müssen, was sie produzieren und Nutzer kaufen müssen, was sie nutzen wollen, bringt unvermeidlich Antagonismen hervor. Die Einkommen der Einen sind die Kosten der Anderen. Ein steigender Marktanteil für einen Produzenten bedeutet, dass andere weniger verdienen werden, weil die Produzenten zueinander in Konkurrenz stehen. Der gleiche Interessenskonflikt besteht zwischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitgebern: Erstere wollen ihre Arbeitskraft so teuer wie möglich verkaufen, währen die Letzeren möglichst viel Arbeit zu möglichst geringen Kosten wollen. Eine am Gebrauchsnutzen orientierte Produktion kennt solche Antagonismen nicht, weil die Erfülllung meiner Bedürfnisse nicht auf Kosten der Erfüllung der Bedürfnisse Anderer gehen muss. Peer Produktion funktioniert im Gegenteil gerade deshalb so gut, weil die Beteiligten einander helfen, ihre Ziele zu erreichen und ihre Bedürfnisse zu erfüllen.

Freiwillige Produktion für Andere

Bedürfnisorientierte Produktion bedeutet nicht, dass jeder nur für sich selbst produziert. Peer Produzentinnen beginnen zwar oft mit etwas, das sie selbst brauchen, aber gleichzeitig ist das, was sie tun, auch für andere nützlich. Es ist also keineswegs so, dass Menschen ohne Markt in einen „Robinson-Modus“ zurück fallen würden und es keine großflächige Kooperation mehr gäbe. Es ist klar, dass wir mit einer solchen Produktionsweise nicht weit kommen würden. Peer Produktion hingehen ist Produktion für Andere, die aber weder erzwungen wird, noch um des Geldes willen stattfindet. Peers produzieren für andere, weil sie es können und weil es für sie eine Möglichkeit ist, weitere Beitragende zu finden.

Um Aufgaben zu verteilen nutzen Peer Produzenten einen offenen Prozess, der „Stigmergie“ genannt wird. Die Teilnehmer hinterlassen Hinweise über begonnene oder gewünschte Aktivitäten und ermutigen dadurch andere, diesen Hinweisen zu folgen und die gewünschten Aufgaben zu übernehmen. Solche Hinweise, z.B. Todo-Listen oder Fehlermeldungen in Softwareprojekten und „rote Links“, die auf fehlende Artikel in der Wikipedia zeigen, machen einen wichtigen Teil der Kommunikation aus. Alle Teilnehmer folgen den Hinweisen, die sie am meisten interessieren. Das stellt auch sicher, dass die Talente und Fähigkeiten der Beitragenden optimal eingesetzt werden, weil Menschen normalerweise Aufgaben wählen, die ihnen liegen.

Und was ist mit Arbeiten, die keiner mag?

Das Geldsystem zwingt die schwächsten Mitglieder einer Gesellschaft, diese Aufgaben zu übernehmen, weil sie keine andere Möglichkeit zum Geldverdienen haben. Nur Zyniker würden sagen, dass das eine gute Lösung ist – aber was ist die Alternative? Auf manche dieser Tätigkeiten könnte man vielleicht verzichten. Andere lassen sich automatisieren. Ist auch das keine Option, bleiben Umorganisation und faires Teilen als Lösungen. Tätigkeiten könnten so organisiert werden, dass sie angenehmer und interessanter werden. Wenn die Menschen freiwillig als Peers zusammenarbeiten, werden sie entsprechende Lösungen finden. Automatisierung und Umorganisation können auch kombiniert werden. Tätigkeiten, die nicht automatisiert oder reorganisiert werden können, könnten in einen „Pool“ von ungeliebten Tätigkeiten kommen, von dem alle hin und wieder eine erledigen. Wenn jeder einen kleinen Teil dieser Tätigkeiten übernimmt, fallen sie niemandem groß zur Last.

Commons und Eigentum

In jeder Gesellschaft gestalten die Menschen ihre Beziehung zur Natur und zu den Produkten ihres Tuns auf eine Weise, die dieser Gesellschaft entspricht. Im Kapitalismus werden Ideen, Produkte und natürliche Ressourcen zumeist als Privateigentum behandelt. Eigentum bedeutet das vom Gesetz garantierte und per Verkauf übertragbare Recht, andere nach Belieben von der Nutzung eines Gutes ein- oder auszuschließen.

Peer Produktion baut in erster Linie auf Commons auf, auf Güter, die von einer Community gemeinsam entwickelt und gepflegt werden, nach Regeln, die sich diese Community selbst gibt. Wasser, Luft, Wälder und Land wurden in vielen Gesellschaften als Commons organisiert. Freie Software und offene Inhalte sind moderne Commons, die alle nutzen, verbessern und teilen können. Aber Peer Produktion baut nicht nur auf Commons auf, sie schafft auch neue Commons und erhält bestehende. Das zeigen die Beispiele von Freier Software, offenem Wissen und offener Hardware. All diese Projekte tragen zu einem Wissenscommons bei, das alle nutzen, teilen und verbessern können.

Peer Produktion kann nicht nur Wissen hervorbringen, sie kann auch Infrastruktur und physische Produkte herstellen. So sind etwa in vielen Städten von der Community betriebene WLAN-Netze entstanden, die Allen in der Nachbarschaft freien Internetzugang ermöglichen. Viele dieser Projekte sind als Mesh-Netzwerke organisiert: alle beteiligten Computer sind an der Datenübertragung beteiligt, so dass es keinen Bedarf für einen zentralen Server gibt. Solche selbstorganisierten, dezentalen Netzwerke können eine gemeinsame Infrastruktur für Internet und Telefon schaffen. Andere Netzwerke könnten Menschen mit Energie und Wasser versorgen – auch dafür gibt es bereits einige Beispiele.

Offene Werkstätten ermöglichen die Produktion stofflicher Güter. Sie verfügen häufig über computergesteuerte Maschinen, die eine weitgehend automatisierte Produktion von Einzelstücken oder kleinen Serien ermöglichen. Ein weiteres Ziel ist es, Maschinen zu bauen, die die Ausstattung für weitere offene Werkstätten herstellen können. so beginnt die commonsbasierte Peer Produktion, die Werkzeuge dafür zu schaffen, dass sie sich immer weiter ausbreiten kann und dabei die Menschen mit den Dingen versorgt, die sie zum Leben brauchen.

Wie in jeder Gesellschaft muss auch in der Peercommony entschieden werden, wie die vorhandenen Ressourcen genutzt werden sollen. Produziert man lieber Lebensmittel für alle oder Biosprit, damit einige nach Erschöpfung der Ölvorräte weiter Auto fahren können? Soll die Energieversorgung dezentral mit erneuerbaren Energien geschehen oder in Atomkraftwerken, deren Müll jahrhundertlang gefährlich bleibt? Wie lassen sich die Interessen der Nutzerinnen eines Guts, die sich eine neue Fertigungsstätte wünschen, mit denen der Nachbarn, die sich dadurch gestört fühlen, in Einklang bringen? Wer versteht, wie und warum Peer Produktion funktioniert, wird sich mögliche Antworten auf diese Fragen ausmalen können. Das Wichtigste aber ist, dass sie von den Betroffenen gestellt und beantwortet werden können und nicht nur von einigen Reichen oder Mächtigen.

Die Diskussion in voller Länge auf Englisch ist hier nachzulesen:
http://www.zcommunications.org/znet/zdebatealbsiefkes.htm

[Teil 4]

From: keimform.deBy: Christian SiefkesComments

Martinus-Interview

Die Kirchenzeitung der Diözese Eisenstadt (Österreich) martinus hatte mich vor dem Kongress Solidarische Ökonomie in Wien interviewt. Leider ist das Interview nicht mehr auf der Website zu finden. Da mich schon einige Leute nach dem Interview gefragt haben, veröffentliche ich hier die (ungekürzte) Fassung.

Martinus: Etwa 1.000 Teilnehmer werden in der kommenden Woche zum Kongress »Solidarische Ökonomie« in Wien erwartet. Ein Haufen Idealisten?

Stefan Meretz: Ein Haufen besorgter Menschen, die den Schritt aus der Passivität heraus gewagt haben, würde ich sagen. Sie wollen gemeinsam beraten, was getan werden kann und was schon getan wird, damit sich in der Gesellschaft etwas ändert.

Was sind die Grundsätze solidarischer Ökonomie?

Es gibt keine feste Definition. Ganz allgemein kann man sagen, dass es um eine Weise der Schöpfung unserer Lebensbedingungen geht, die die menschlichen Bedürfnisse zur Grundlage hat. Wie man das erreichen kann, ist Thema des Kongresses.

Wie unterscheidet sich solidarische Ökonomie zur sozialen Marktwirtschaft?

In der Marktwirtschaft sind Bedürfnisse und ihre Befriedigung kein Ziel, sondern nur ein Mittel für etwas Drittes: aus Geld mehr Geld machen. Die Bedürfnisbefriedigung ist nur »Nebeneffekt« der selbstzweckhaften Geldvermehrung. Wenn kein Geld mehr vermehrt werden kann, wenn Betriebe stillgelegt werden, dann werden auch keine Produkte mehr hergestellt, obwohl die Menschen sie brauchen. In krasser Form sehen wir das derzeit in Griechenland, wo Kinder vor Entkräftung in der Schule von den Stühlen fallen, weil sie kein Frühstück hatten.

Wir sind alle mit den Gesetzen der Marktwirtschaft groß geworden. Diese Gesetze beherrschen mittlerweile aber nicht nur Wirtschaft, sondern unser gesamtes soziales Gefüge. Ist ein Systemwechsel überhaupt möglich? Unter welchen Bedingungen?

Wir dürfen nicht vergessen, dass wir es sind, die diese Bedingungen herstellen. Also können wir sie auch verändern. Das ist allerdings nicht leicht, denn das System Marktwirtschaft erscheint vielen als natürlich und alternativlos. Das ist aber Ideologie, die uns täglich verkündet wird. Ein Systemwechsel ist möglich, allerdings nicht nach den Rezepten der Vergangenheit. Die Alternative zur Privatwirtschaft ist nicht die Staatswirtschaft, sondern gemeinschaftliche Produktion der Dinge, die wir für unser Leben brauchen. Dieser Ansatz ist mit dem Begriff der Commons, der Gemeingüter, verbunden. Moderne Commons sind heute etwa Wikipedia, der Firefox-Browser oder das Linux-Betriebssystem. Sie werden nicht für den Profit gemacht, sondern für die Befriedigung von Bedürfnissen – nach Wissen, sicherer Internetnutzung oder überwachungsfreien Computeranwendungen.

Ein zentraler Unterschied zwischen Commons und Markt-Waren ist die Frage, wie Produzenten wissen, was sie produzieren sollen, und wie Konsumenten das bekommen, was sie brauchen. Privatproduzenten müssen spekulieren, dass ihre Produkte ein zahlungsfähiges Bedürfnis treffen. Der Abgleich zwischen Produktion und Bedarf findet im Nachhinein über den Markt statt, wenn er klappt. Das ist bei Commons anders. Dort wird im Vorhinein geklärt, was überhaupt benötigt wird. Dieser Abgleich im Vorhinein hat einen enormen Vorteil: Unterschiedliche Bedürfnisse können jetzt ebenfalls vorher abgeglichen werden. Das gibt es bei Markt-Waren nicht, denn die befriedigen immer genau ein Bedürfnis. Alle Nebeneffekte werden externalisiert, wie die Ökonomen das nennen. Entsteht also etwa bei der Produktion Dreck, dann wird mit dem Produkt vielleicht ein Bedürfnis von uns befriedigt, mit dem Dreck aber ein anderes beschädigt. Viele externe Effekte sind unsichtbar, aber sie sind da. Häufig werden sie jedoch exportiert, damit wir sie nicht sehen. Der Reichtum bei uns ist die Armut anderswo, Der Handykauf bei uns ist die Sklavenarbeit in den Coltan-Minen im Kongo. Bei den Commons sind solche Fragen vorher Thema: Was wollen wir produzieren? Wie wollen wir produzieren? Wir sind eine Welt, und das muss sich auch in der Produktion zeigen.

Als Vortragender am Kongress »Solidarische Ökonomie« werden Sie ein Modell einer »Welt ohne Geld« vorstellen. Wie kann ich in dieser Welt meine für das tägliche Leben notwendigen Produkte und Dienstleistungen »erwerben«?

Wenn man den Ansatz der Commons weiterdenkt, dann kommt man zu der Frage, ob eine ganze Gesellschaft danach funktionieren kann, ob also alle Güter als Commons hergestellt werden können. Ich meine, es geht, aber nur wenn wir uns von Fetischen verabschieden, die unser Leben bestimmen. Dazu gehört das Geld. Reichtum ist nicht Geld, sondern ein gutes Leben zu haben. Das Geld vermittelt eine trügerische Sicherheit. Die Krisen schaukeln sich immer mehr auf, und schon beim nächsten Crash kann das Geld wertlos sein, denn Geld kann man nicht essen, und mit elektronischem Geld kann man noch nicht einmal den Ofen heizen.

Kann man aber auch materielle Güter in Commons-Produktion gemeinschaftlich herstellen? Bedeutet das nicht ein Zurück zu alten Zeiten kleinteiliger Subsistenz? Das sind typische Fragen, die mir gestellt werden, wenn ich über die neuen Möglichkeiten berichte. Ich will zeigen, wie heute bereits Maschinen in Commons-Produktion entstehen, wie aus den Keimformen mehr wird bis hin zu einer »Welt ohne Geld«, in der Geben und Nehmen nicht mehr aneinander gekoppelt sind. In so einer Welt bekomme ich die Mittel zum guten Leben ohne sie zu erwerben. Einfach, weil ich ein Mensch in einer Menschengemeinschaft bin. Christen ist diese Idee durchaus vertraut, teilte Jesus doch das, was er hatte, ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen. Das Teilen ist ein Kerngedanke der Commons.

Werden aber nicht alle auf der faulen Haut liegen, wenn sich niemand mehr zur Arbeit gezwungen sieht? Das ist Teil der Ideologie, von der ich vorher sprach. Das wird behauptet, aber so sind die Menschen doch nicht! Jede und jeder hat nicht nur konsumtive, sondern auch produktive Bedürfnisse, will etwas in die Welt setzen, kreativ sein, kooperieren. Wenn sowohl produktive wie konsumtive Bedürfnisse nicht mehr durch das Geld aneinander gekoppelt sind, dann lassen sie sich frei entfalten. Und wenn dann auch die unterschiedlichen Bedürfnisse vor der Produktion abgeglichen werden, dann endet das nicht in einem »immer mehr«, sondern führt zu einem klareren Bewusstsein darüber, was wir wirklich brauchen, um glücklich zu sein. Ja, und das in der ganzen Gesellschaft. Warum sollen wir uns nicht täglich mit dem guten Leben anstatt dem letzten Sonderangebot beschäftigen?

Ganz ehrlich, wie realistisch halten Sie die Umsetzung dieses Modells? Werden Sie und ich noch eine Welt ohne Geld erleben?

Ganz ehrlich: Ich hoffe es nicht, denn im Moment kann ich es mir nur als Zusammenbruch vorstellen. Dann haben wir eine Welt ohne Geld, aber keine funktionierende Alternative einer Produktion, die die Lebensbedingungen für alle Menschen schöpft. Stattdessen will ich heute anfangen darüber nachzudenken, wie wir uns aus den Verhängnissen der Vergangenheit, die uns keine Zukunft bieten, herauskommen. Dazu brauchen wir neue Konzepte, Utopien, Ideen, auch wenn die sicher nicht morgen umgesetzt werden können. Manchmal gehen Veränderungen auch sehr schnell, Mauerfall und arabischen Frühling hat niemand vorausgesehen.

Wir Christen handeln oft nach dem Grundsatz der »vielen kleinen Schritte«. In welcher Form können sich Menschen an Projekten solidarischer Ökonomie beteiligen, ohne aus ihrer bisherigen Verknüpfung im ökonomischen Gefüge gleich ganz »auszusteigen«?

Kleine Schritte sind der richtige Ansatz. Die Ausgangsfrage sollte sein: »Was will ich wirklich, wirklich tun?« Dann kann ich schauen, ob ich Gleichgesinnte finde, die das gleiche Bedürfnis haben. Und dann einfach machen. In den USA gibt es ein schönes Projekt der Hacker-Moms, also von Müttern (und wenigen Vätern), die zwei Dinge kombinieren: Kinderbetreuung und Bauen von Dingen und Geräten, von Kleidung bis zu 3D-Druckern. Einfach machen, sich trauen und Vertrauen haben, dass es geht – vor allem mit anderen zusammen.

From: keimform.deBy: Stefan MeretzComments

Democratic community management achievements

The global REDD+ (Reduction of Emissions from Deforestation and Degradation) program was designed to enhance the sustainability of forests and reduce global carbon emissions. The aim of this mechanism was to conserve stores of carbon in forests by establishing a carbon market. The creation of a price for carbon in environmentally rich forests was expected save them from exploitation for timber.

So far REDD+ has proved a clumsy mechanism with few successes. Instead, as a recent article in Solutions (Vol. 4 Issue 3) points out,
There exists an alternative to market-based efforts, or an essential prelude to them: community forest management. Mexico presents a global model for devolving rights over forests, creating community forest enterprises, and meeting the goals of REDD+.
The article, 'From Mexico, Global Lessons for Forest Governance' by David Bray outlines the model, which relies on devolving to local communities 'a nearly full bundle of rights over forests, supportive government policy, and efforts to generate income for local communities'. Bray writes that:
Formally, the Mexican model is based on common property governance over forested territories by legally recognized rights holders organized in long-standing communities tied together by kinship and mutual knowledge. These common property forests represent a third way of economic development, beyond just public property and markets.
Indeed researchers, such as David Barkin a Professor of Economics at the Universidad Autonoma Metroolitana-Xochimilco in Mexico, are studying non-monetary and non-market production and exchange in such communities for their real and potential capacity to better satisfy basic needs and wants within a more genuinely democratic framework than exists within capitalism today. Examples of Barkin's work include an article written with Lemus (2011) 'La Economía Ecológica y Solidaria: Una propuesta frente a nuestra crisis' in Sustentabilidades No. 5 and Considering Alternatives: Local Justice for Environmental Governance Analytical Framework Report

Proud Not Primitive

The Proud Not Primitive movement makes some strong comments v. monetary/market economies.
Is development possible by destroying the environment that provides us food, water and dignity? You have to pay to take a bath, for food, and even to drink water. In our land, we don’t have to buy water like you, and we can eat anywhere for free.
This is what Lodu Sikaka, a representative of the Dongria Kondh asks. Her people grow more than 100 crops, harvest up to 200 wild foods and have an understanding of more than 150 plant and 350 animal species. Another representative Malari Pusaka says:
We don’t want to go to the city and we don’t want to buy food. We get it free here.
The movement offers other examples —although referred to as ‘primitive’ and ‘poor’, a study of the hunter-gatherer tribe Jarawa found self-sufficiency delivered ‘optimum nutritional status’ while neighbouring Great Andamanese lost their land and suffered deaths through disease in colonisation by the British. Today they rely on state welfare, suffer alcoholism and TB.

Check out the the Proud Not Primitive movement.