Das Ende von CouchSurfing…
…so wie wir es kannten steht vor der Tür. CouchSurfing ist eine globale Community-Plattform zur Vermittlung von kostenlosen Übernachtungen. Drei Millionen Mitglieder nutzen die Übernachtungsmöglichkeiten in 81.000 Städten überall auf der Welt. Selbstorganisation, Vertrauen und das Teilen kultureller Erfahrungen standen im Mittelpunkt von CouchSurfing.
Standen. Denn nun ist CouchSurfing in eine profitorientierte Firma umgewandelt worden. Zwar gab es immer mal wieder Kritik an CouchSurfing, aber der jetzige Schritt toppt alles.
Benchmark Venture Capital und Omidyar Network haben mehr als 5 Millionen Euro investiert. Der offizielle Grund für die Umwandlung ist die Bezahlung von zehn Top-Programmierern, die die CouchSurfing-Plattform so aufmotzen sollen, so dass CS mit den zahlreich entstandenen Kommerz-Travel-Sites konkurrieren kann.
Das ist das Ende von CouchSurfing. Die Venture-Capitalists wollen einen ordentlichen Return auf ihren Invest sehen. Die Verwertungslogik geht den Gang ihrer Dinge: Wo kann Werbung platziert werden? Was kann mit den wertvollen User-Daten geschehen? Wie können Daten-Profile monetarisiert werden? Und so weiter.
Die Nutzinnen und Nutzer werden zu Recht angepisst sein. Zunächst nicht viele, es werden nicht alle abspringen, viele werden den warmen Worten glauben, dass dies alles nur zum Besten der CouchSurfing-Idee sei. Ist es aber nicht. Und diese Erfahrung wird sich auch im Alltag von CouchSurfing niederschlagen.
Dieses Beispiel, das nun wirklich nicht das erste seiner Art ist, wirft die Frage nach dem Schutz der Commons vor ihrer Zersetzung von innen heraus auf. Die feindliche anti-commonistische Umgebung besteht nicht nur in Unternehmen, die sich von freien Commons den Platz streitig gemacht sehen, sondern es ist die Geldlogik als solche, die ins Denken und dann ins Handeln der Commoners eindringt.
Denn sicher ist: Es wird immer einige geben, die sagen: »Warum nicht Geld nehmen, um unsere Ziele zu erreichen?« Es sieht so einfach aus ganz im Gegensatz zu den Schwierigkeiten, etwa durch Spendensammlungen ein Projekt am Leben zu erhalten. Es ist die Illusion, dass Geld nur ein neutrales Medium sei. Was kann das schon machen, ein paar Zahlen im Computer. Doch Geld ist gerade nicht bloß ein Medium, ein Mittel, um bestimmte Ziele zu erreichen. Sondern Geld vorkörpert eine dahinter stehende strukturelle Handlungslogik. Diese lautet: Aus Geld muss mehr Geld werden. Dort, wo sie greift, gibt es kein Halten mehr, kein Argument, das sie stoppen kann.
Ein Stopp, ein Schutz vor der Verwertlichung, vor der Monetarisierung unseres Handelns können wir nur selber setzen. Dies muss relativ am Anfang eines Projektes geschehen. Erfolgreiche Projekte sind solche, die sich eine eigene »Verfassung« gegeben haben, einen »Sozialvertrag«, der den Handlungsrahmen absteckt. Kommt dann noch eine rechtliche Absicherung hinzu — wie etwa mittels einer Freien Lizenz — dann ist die Kanibalisierungsgefahr schon wesentlich geringer.
Was nun im Falle von CouchSurfing passieren wird, ist offen. Es ist zu hoffen, dass andere Plattformen die offene Kultur von CouchSurfing übernimmt und fortsetzen kann (zum Beispiel BeWelcome). CouchSurfing kann ich jedenfalls nicht mehr alles Gute wünschen.
[via]
[Update] Nicht-kommerzielle Alternative: The Hospitality Club
Marktsozialismus: eine Scheinalternative
Frühere Debatten um eine Alternative zum Kapitalismus verließen sich zumeist auf den Staat. Der Realsozialismus galt vielen deshalb als Inbegriff eines Weges aus dem Kapitalismus. In schwächerer Form vertrat diesen Weg auch der Keynesianismus der Sozialdemokratie. Seit der neoliberalen “Konterrevolution” … Continue readingMuße tun, Arbeit streichen *g*
Durch Zufall bin ich wieder auf das mir vor Jahren von einem rebellischen Freund geschenke Buch “Mehr Zuckerbrot, weniger Peitsche – Aufrufe, Manifeste und Faulheitspapiere der Glücklichen Arbeitslosen” von Gillaume Paoli gestoßen. Ich habe mich wirklich sehr gut amüsiert. Nicht weil ich deren Forderungen nicht ernst nehmen würde, nichts liegt mir ferner. Sondern wegen des angenehmen humorvollen Stils, der Leichtigkeit und Lebensnähe der durchaus radikalen Sichtweisen. Es werden anschaulich Reaktionen und Auseinandersetzungen mit Gesellschaft und Szene mit dem “Manifest der glücklichen Arbeitslosen” beschrieben. Der Bezug zu NKL besteht für mich eindeutig in der Kritik am Arbeitsbegriff und der Idee, eine Sphäre außerhalb der Arbeitswelt zu schaffen, in der vom Geldkreislauf ausgeschlossene Menschen sich begegnen, voneinander lernen und soziale Netzwerke schaffen, die ihnen das Überleben langfristig erleichtern können.
Mir wurde wieder dringlicher, das Wort “Arbeit” aus meinem Wortschatz zu streichen und zu versuchen, mein Umfeld davon zu überzeugen, dass Arbeitnehmer und Arbeitslose im Grunde zusammen für bessere Biotope für und Entlohnung von Arbeits(Geld)losen kämpfen müssten statt gegeneinander. Und überhaupt, dass es sich garnicht lohnt, für irgendwelche emanzipatorischen Projekte wieder in die selbe zerstörerische leistungsgeile Tretmühle zu begeben, die man eigentlich verlassen will. Konsequenterweise verzichteten sie auf den Aufbau einer großen Lobby, Vereins, Organisation, Sekte etc. aus einem simplen Grund: Es würde dem Grundsatz des Müßigganges und Faulenzens widersprechen. Denn es macht Arbeit. Und zwar jede Menge.
Wem das alles komisch vorkommt, liest bitte selber nach:
+Die Website der Glücklichen Arbeitslosen
+ das Manifest
+das Buch
+Textauszug “Sparen wir uns die Ökonomie”
+Interview
+”Busy doing nothing – der Mensch ohne Arbeit im internationalen Vergleich”
Neue Strukturen schaffen neue Werte
Müssen wir uns zuerst selbst verändern, damit es in der Welt besser zugeht? Brauchen wir neue Werte, damit die Gesellschaft gleicher, freier und glücklicher wird? Lässt sich der Kapitalismus durch eine andere Moral verändern? Ich denke nicht. Der Zusammenhang zwischen … Continue readingNichtwarenförmige Erdäpfel-Ernte
Die warenkritische Kooperative Karlshof lädt ein zur Kartoffelernte:
Der Spätsommer kommt vorbei und mit ihm die beliebten Knollen aus der Erde.
Nachdem letztes Jahr mit vielen Händen nur klitzekleine Murmeln aus dem Boden gesammelt wurden, wird es dieses Jahr wieder in die Vollen gehen!
Du bist herzlich eingeladen Teil an diesem Riesenspaß zu nehmen. Vom 2. bis zum 18. September ist es soweit.
Die Frühentschlossenen unter Euch können sich gerne auch mit in die Vorbereitung einklinken und ein paar Tage früher vorbeikieken. Zu tun gibt’s bestimmt genug.
Gerne könntest du auch insgesamt mit Verantwortung übernehmen für die vielen kleinen Aufgaben die so anstehen und -fallen. Sammlungen der to-do’s und Transparenz werden das hoffentlich erleichtern.
Für leidenschaftliche Köch*innen und alle, die es werden wollen, gibt es dieses Jahr ein doodle in das ihr euch eintragen könnt mit euren zig-Gänge-Menüs
Außerdem gibt es den Wunsch, die Finanzierung, das heißt die “Knete für die Beete”-Kampagne, während dieser Tgae gemeinsam zu evaluieren. Zur Terminfindung gibt es hierfür auch, tadaaa: ein doodle.
Bitte melde Dich an (karlshof ÄT gegenseitig PUNKT de) und bring solch illustre Dinge mit wie:Schlafsack, Taschenlampe, feste und nicht feste Schuhe, Abendgestaltungsequipment, Diskussionsstoff, Badeklamotten und Luftmatratze und was du sonst noch so benötigst
Es freut sich sehr auf Dich
Deine* kartoffel-unter-die-Erde-bring-Kooperative
Meldungen für Kartoffel- und andere Bedarfe werden für dieses und nächstes Jahr angenommen. Get in touch!
Wer macht die Solidarische Postwachstumsökonomie?
Wenn man von gesellschaftlicher Veränderung spricht, stellt sich die Frage, wer sie macht. Der Marxismus hatte lange Zeit eine einfache Antwort: die Arbeiterklasse. Heute glauben das nur mehr wenige. Wie sieht es wirklich aus? von Andreas Exner Dass die Mehrheit … Continue readingCollaborative Film Making: »Waking Up«
How can we imagine a world without money, private property, exchange and the like? Filmmaker Harald Sandø from Norway is creating the movie »Waking Up«. The film is not really »open source« (as mentioned on the website) since the sources are not accessible, but the author is open for participation writing the scripts. The story is inspired by the concept of a Resource Based Economy developed by Zeitgeist-Movement. Here’s the teaser:
The film teaser made it to the shortlist of the Film Festival Cinema Out of Your Backpack.
Geldlose Gesellschaft ist keine Utopie
Der Wiener »Standard« veröffentlichte einen Leser-Artikel des Architekten, Erfinders und Unternehmers Thomas Herzog. Der diskutiert eine geldlose Gesellschaft und geht dabei ein Reihe von Fragen durch, die wir auch hier immer wieder ansprechen:
- Motivation ohne Geld
- Wer macht die unangenehmen Tätigkeiten?
- Arbeitseinsparung durch Geldwegfall (50% schätzt der Autor)
- Eigentum und Besitz
Fazit: Eine geldlose Gesellschaft ist machbar, auch wenn etliche Fragen offen sind. Die schwierigste stellt der Autor zuerst: »Wie soll der Übergang … ablaufen?«
Gut, dass sich eine Standard-Zeitung traut, etwas so unstandardgemäßes zu bringen! [via]