Varuna launch


On Saturday afternoon (28 January) Lis Bastian (CEO,  Varuna, the Writers' House) launched our book in our bioregion, the Blue Mountains (Australia). It was an in conversation event with us as co-editors, which then broke out into a question-cum-answer session and general discussion.

By 4 pm when the event was due to start there was already standing room only and many latecomers had to be turned away. It was a lively affair and, what with with signing books later, we didn't leave Varuna till after 7 pm.

Some of those who we work with in sustainability networks up here — Transition Blue Mountains, Transform Australia, Slow Food Blue Mountains, our local Alternative Technology Association, PaGaian Cosmology, Permaculture Blue Mountains and more — announced a new 'Urgency' group to bring unity and improve communication between all the groups working not just for sustainability but also for our survival.

Gary Caganoff filmed the event — we now have a 100 mins DVD, which we'll edit and prepare for U-Tube. Gary worked on this in exchange for my writing a study guide a few years back for his award winning film, The Garden at the End of the World.

Lebensstiländerung und Solidarische Postwachstumsökonomie: wie geht das?

Die Zeitschrift SOL – von “Menschen für Solidarität, Ökologie und Lebensstil” – widmet ein Special Issue in ihrer aktuellen Ausgabe (Nr. 57) dem Projekt “Save our Surface“, das der Österreichische Klima- und Energiefonds gefördert hat. Zeitgleich zum Buch “Kämpfe um … Continue reading
From: social-innovation.orgBy: Andreas ExnerComments

P2P Book of the Day

On 16 January Franco Iacamello put up Stephan Merietz's notice about our book as the P2P Book of the Day.

Response to Simon

Simon Millar posted on our Facebook Life Without Money (non-market socialism)'s Wall:
'I am vaguely interested to read this book but, from a Marxist point of view, money will only disappear when a complex and lengthy economic process is resolved. (The first step is the incredibly difficult task of workers gaining both political and economic power.)

'Money under socialism would change from its price/commodity form to being a form of account reflecting both the the labour time and availability of a product or service. A qualitative change in property relations would see the market replaced with economic planning, where the decisions on what we produce, how we produce it and in what quantities is intimately interwoven into democratic processes which begin and end at the "shop floor". The underlying motive force is no longer profit but the fully conscious expression of human need/s. Utopian?

'Workers already run all major industries some are simply paid a lot more to play managerial/technical/engineering roles. But those who actually own and reap the lion share of the wealth generated often never have to step foot inside one of their investments. So I just worry that with a title like this it leads people to believe that money is the essence of our problem.'
Like Autonomous Marxists (Harry Cleaver, John Holloway and Antonio Negri) we believe that money will disappear when people stop using it. We are the motive force in any 'complex and lengthy economic process', which, as you also say, involves the 'incredibly difficult task of workers gaining both political and economic power'. By refusing to deal in monetary values and relationships, and dealing instead directly in use values, we undercut capitalist values and activities.

Our book discusses ways that people can directly make decisions about what and how they produce. We include examples (see some posts below, and for more on the book, see www.lifewithoutmoney.info). We think that such decisions and activities need to involve everyone, not simply workers' control/councils.

We'd like to see not only 'the fully conscious expression of human needs', as you put it, but also environmentally sustainable production and exchange, which takes account of nature's needs and limits.

The kind of 'labour value' and demand–supply dynamic you refer to as existing in your ideal form of socialism is quite close to the capitalist model. In a certain sense, yes, we are saying 'money is the essence of our problem', with the qualification that 'money is not a thing' (or tool) but rather a set of relationships and dominating value.

Left Forum Panel


We have just had confirmation that the journal Capitalism Nature Socialism is sponsoring a panel, 'Occupy the World', at Left Forum, Pace University (New York) 16 to 18 March 2012, to discuss the ideas in our book Life Without Money.

The panel will be chaired by Joel Kovel (editor-in-Chief of Capitalism Nature Socialism 2003–). Panel participants are Paul Mattick (Adelphi University, author of Business as Usual: The Economic Crisis and the Failure of Capitalism 2011, Reaktion Books), Caroline Woolard (Our Goods, NY), Mary Mellor (Northumbria University), Ariel Salleh (University of Sydney, and contributor to Life Without Money) and co-editors Anitra Nelson and Frans Timmerman.

Das System an seinen Wurzeln packen…

…um daraus einen nahrhaften Kompost zu bereiten, auf dem alles gut wachsen und gedeihen kann.

Es gibt ein großes Unbehagen mit dem System, mit dem wir zur Zeit gezwungen sind, unser Überleben zu meistern. Immer wieder raufen sich Menschen zusammen, um andere Wege zu beschreiten. Zur Orientierung werden zunächst vielfältige Theorien und Analysen gebaut. Was macht denn dieses System, das unsere alltägliche Versorgung organisieren soll, eigentlich im Kern aus? Die Theorien sind so vielschichtig, dass die Versuchung groß ist, einseitigen und vereinfachten Erklärungen anzuhängen.
Analysen und Theorien, die versuchen, die Vielschichtigkeit des menschlichen Gemeinwesens in Worte zu gießen, sind für die meisten bestenfalls abgehoben und schlimmstenfalls komplett unverständlich.

Aus der intensiven Beschäftigung mit der Wertkritik, der Kritik der Kritik, mit “subjektfundierter Hegemonietheorie” und ähnlichem exotisch klingendem wollen wir in diesem Text einen Versuch wagen, die praktischen Schritte, die sich unserer Meinung nach aus diesen Analysen ergeben, zu skizzieren und dazu anstacheln, daran weiter zu diskutieren und an spannenden Stellen in die Tiefe und Breite zu gehen.
Es ist hier nicht der Platz, um jedes Detail deutlich darzustellen. Dieser Text soll nur eine Übersicht geben und wird selbst nicht alle Tiefen berücksichtigen können.
Für Einige werden diese Erkenntnisse eine erfreuliche Bestätigung dessen sein, was sie eh schon taten und dachten. Wir wollen den in Theoretiker_Innenkreisen verbreiteten wortgewaltigen Kämpfen einen freundlichen Umgang entgegensetzen. Und nicht zuletzt dazu ermutigen, sich mit Analysen zu befassen, die kaum ein Mensch zuvor gesehen hat :)

Wertfrei und Spaß dabei – das gute Leben

Unser Bestreben ist ein schönes Leben. Dazu gehört zum Beispiel ein hübsches Dach über Kopf, zum Frühstück ein Kaffee mit Sahne, angenehme Gesellschaft und einiges mehr. Im Kapitalismus wird den meisten Menschen dieser Wunsch nicht erfüllt. Das liegt daran, dass der Kapitalismus leider ein ganz anderes Ziel hat: nämlich aus Geld mehr Geld zu machen. Das klingt banal, aber leider geht es zielsicher an einem Wirtschaftlichsystem vorbei, das den Sinn haben sollte, alle mit den gewünschten Dingen zu versorgen. Inzwischen hat sich die Erkenntnis weitgehend durchgesetzt, dass wachsende Wertproduktion keineswegs Wohlstand für alle, sondern eine stetig wachsende Masse von “Überflüssigen”(vom Wohlstand Ausgeschlossenen) erzeugt.
Der Wert macht Dinge vergleichbar, die sonst wenig mit einander zu tun haben und ermöglicht so sie (scheinbar gerecht) miteinander zu tauschen. Wenn wir Deine Gurken gegen mein Fahrrad tauschen sind diese wohl gleich viel wert, denn sonst hätte die benachteiligte Person ja nicht getauscht.
Der Wert einer Sache basiert dabei auf der an ihr verrichteten Arbeit. Allerdings zählt hier nicht die real verausgabte Arbeit, sondern die in der Gesellschaft durchschnittlich aufgewendete Arbeit. Wenn eine Maschine die notwendige Arbeit bei der Produktion eines Gegenstandes reduziert, wird auch der Wert dieses Gegenstandes abnehmen, sobald die maschinelle Produktion sich gesellschaftlich durchsetzt. Deswegen müssen die Produzierenden immer weiter versuchen die notwendige Arbeitszeit z.B. durch den Einsatz von Maschinen zu reduzieren, wenn sie am Markt bestehen wollen. Obwohl die Herstellung von Gütern immer einfacher wird, werden so immer mehr Menschen von Ihrem Nutzen ausgeschlossen, weil sie keine Anstellung mehr finden. Sie werden für die Produktion nicht mehr gebraucht und „Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen.“
Gleichzeitig wurde die eigenständige, von Lohn unabhängige Versorgung durch gewaltsames Durchsetzen der industriellen Produktion brutal ausgetrieben und die Mittel dazu weggenommen.

Dieser Glaube vom “gleichwertigen Tausch unter Gleichen” ist eh als Märchen entlarvt, wenn soziale Unterschiede betrachtet werden. Ich bin im Tauschverhältnis immer unterlegen, wenn der Mensch mit dem ich tauschen will/muss, mein Chef ist, weißer, männlicher, brutaler, älter etc ist. Das gilt für alle Ebenen von Tauschverhältnissen. Egal, ob ich meine Arbeitskraft gegen Geld tausche oder mein Huhn gegen einen Sack Kartoffeln.

Dass das nur eine scheinbare Gerechtigkeit von messbaren “Werten” ist, liegt daran, dass diese Wertberechnung von vorne bis hinten unpassend ist. Es ganz schön wenig, was letztlich im “Preis” einer Ware abgebildet ist. Es geht weder darum, wer unter welchen Bedingungen wo produziert noch darum, welche Konsequenzen die Produktion für Menschen und Umwelt hat. Laut dieses Systems ist zur Berechnung des Werts schlicht nicht relevant, was Bedingungen und Konsequenzen zur Herstellung eines Produktes sind, es geht allein um einen höchst abstrakten Durchschnitt an Zeit. Doch im Leben geht es um weit mehr als nur die Zeit. Es geht beim Wert noch nicht einmal um die tatsächliche Zeit, das jene konkrete Ware benötigt, sondern um einen Durchschnitt, der nach dem globalen technischen Stand der Produktion stetig in die Tiefe strebt (mehr Waren in weniger Zeit herstellen). Schneller, Höher, Tiefer, weiter. Das zeigt sich zudem in der ständigen Beschleunigung im Leben industrialisiert lebender Menschen, denn diese Art und Weise der Lohnarbeit hinterlässt über Generationen tiefe Spuren.

Diese Verkürzung macht es möglich, dass letztlich alles irrelevant ist, was nicht dem Zweck der Warenproduktion und damit dem Herstellen von Profit dient. Damit erübrigen sich Überlegungen in Richtung von “es kann alles bleiben wie es ist, man muss das Geld nur anders nutzen”. Man kann das Leben nicht einfach ausblenden und dann erwarten, dass sich Mensch und Umwelt beliebig den daraus entstehenden Bedingungen anpassen.

Damit das mit der Produktion glatt läuft, halten Regierungen (Aufstandsbekämpfung, Zuckerbrot, Gefängnisse) und jede Menge “gemeinnütziger” Einrichtungen sowie – überwiegend ebenfalls kommerzialisierte – “Freizeit” den Ball flach. Das Leben der meisten Menschen ist durch technologische Rationalität, Fremdbestimmung, Vereinzelung und Konkurrenzdruck leidvoll gezeichnet.
Es ist angesichts der Allgegenwart und der gleichgültigen Kälte des Systems erstaunlich, dass die Menschen trotzdem so viele soziale Bindungen mit echter Wärme und Unterstützung ohne jede Verrechnung schaffen.
Stellen wir uns eine Welt ohne Wert und Geld vor. Wenn Geld sonst zwischen den Menschen vermittelt hatte, müssen andere soziale Strukturen geschaffen werden, die den Menschen helfen, miteinander zu planen, was sie brauchen und wie sie es herstellen wollen. Es braucht Kommunikationsstrukturen. Lasst uns miteinander über andere Produktions- und Verteilungswege reden, die uns und unsere Lebensbedingungen nicht ignorieren!
Auch wenn es nicht so scheint (schließlich wird es von Generation zu Generation schwieriger, es sich anders vorzustellen, da es ja “schon immer so war”), so gibt es doch Alternativen zu dieser “Wertlogik” in der Produktion. Es muss dabei beachtet werden, dass den sozialen und ökologischen Prozessen ausreichend Aufmerksamkeit entgegengebracht, um lebenswichtige Güter herzustellen.
Es geht dabei um Kooperation statt Konkurrenz, Muße, Bedürfnisse, Qualität statt Quantität.
Dabei wäre der Tausch (Geld oder ähnlichem Berechenbaren) der falsche Weg. Die gesellschaftlichen Auswirkungen sind fatal, auch wenn die einfache Berechenbarkeit zunächst praktisch erscheint. Die dadurch suggerierte “Freiheit” richtet sich an dem Punkt gegen sich selbst, wo der Einzelne losgelöst (von nicht kommerziellen sozialen Beziehungen) zum Sklaven des Marktes wird und im harten Kampf ums knappe Geld unterliegt (und seine Miete nicht mehr zahlen kann).
Geldsysteme versuchen, soziale Beziehungen durch Automatismen zu ersetzen, und zwar so, dass mensch “unabhängig” von Anderen erscheint. Letztlich wird die Abhängigkeit von Familie/Clan/Wahlverwandschaft hin zu einer Abhängigkeit vom Markt abgelöst. Dementsprechend wird es nötig, sich den “Spielregeln” – dem Verwertungszwang – zu unterwerfen. Um das als Freiheit “zu verkaufen” gehört schon ganz schön viel Dreistigkeit dazu.
Es muss also ein Weg gefunden werden, aus einengenden Familien/Clanbeziehungen auszubrechen ohne sich der zerstörerischen Kraft des Marktes auszusetzen.
Wenn wir das “schöne Leben” durch zwischenmenschliche Beziehungen und Verbindlichkeiten jenseits des Zwangsmittels Geld aufbauen wollen, ohne in Unterdrückung zurückzufallen, müssen wir über Privilegien nachdenken. Die Vorteile, die einige wegen Geschlecht, Hautfarbe, Alter, Sexualität, soziale Schicht etc. gegenüber anderen haben, spielen eine wichtige Rolle. Diese Rollen müssen hinterfragt werden und Strategien entwickelt werden, wie wir die Unterschiede zur fruchtbaren Kooperation nutzen statt sie als Abweichung von der Norm zu denken und uns deshalb gegenseitig zu unterdrücken.
Eine Welt, in der viele Welten Platz haben schließt jene Welten aus, die nur ihre Welt als die “einzig wahre” gelten lassen wollen.

Das Denken in festen Feindbildern wird durch eine Analyse der Wertlogik erschwert. Klar sitzen Regierungen, Chefs und Banker an größeren Schalthebeln als Andere, jedoch sind sie letztlich genauso an die Marktlogiken gebunden. Und so sitzen wir alle in den selben Zahnrädern eines selbst gebauten Getriebes fest. Das System ist schuld. Lasst uns das Sand im Getriebe sein und langsam rausbröckeln.

Endlich aufhören zu kaufen und zu verkaufen

Wenn ich aufhöre, mich selbst und andere in messbare tauschbare Werte zu pressen und stattdessen überlege, wer den dieser Mensch tatsächlich ist, was konkret derdie Andere braucht und was ich brauche, um ein gutes Leben zu führen komme ich definitiv zu anderen Ergebnissen als “24,65”.
Eine Versorgung jenseits von Wert und Geld ist sozial, voller interessanter Auseinandersetzungen (endlich Zeit dazu!), kreativ im Problemlösen und setzt auf kollektive Intelligenz. Es geht um konkrete Bedingungen und Auswirkungen konkreter Tätigkeiten. Um beobachten, zuhören und wahrnehmen. Menschen finden zusammen, um zu schauen, ob sie einen Bedarf decken können, bestimmen dafür den nötigen Aufwand und wenn es genug Beteiligung gibt, wird soviel produziert, wie gewünscht und danach aufgehört (der Muße gefrönt). Freiwillige Kooperation heißt hierbei, die Möglichkeit zu haben, aus den jeweiligen Zusammenschlüssen ohne existentielle Nachteile ein- und aussteigen zu können. Auch Maschinen, Infrastrukturen und Werkzeuge müssen daher “offen” sein, das heißt zugänglich für alle, die es brauchen.

Mit dem einen Bein im Kapitalismus stecken

Das derzeitige System ist totalitär. Das heißt, es ist nur unter existenzgefährdenden Nachteilen möglich, auszusteigen (bzw. Gibt es nur “Einzellösungen” ). Daher ist es nötig, ein strategisches Verhältnis zu Markt und seinen Regierungen einzunehmen. Wie lassen sich Vereinnahmungen verhindern? Es ist fast die Regel, dass soziale Projekte kommerzialisieren, dass Gruppen korrumpieren sobald sie Macht bekommen (siehe “die Grünen”), weil sie dann die Schalthebel der Wertlogik entsprechend bedienen müssen, dass für andere Ansätze kein Raum mehr bleibt.
Es gibt nicht das Richtige im Falschen, daher muss diese Gratwanderung stattfinden. Das “kleinere Übel” muss akzeptiert werden, sofern damit “Keimformen” einer anderen Produktionsweise und Zusammenleben der Boden bereitet werden kann. Zum Beispiel, indem ein Schenkladen Fördermittel bekommt, Spenden wirbt oder ein kommerzielles Cafee betreibt, um die Miete zahlen zu können. Damit die Wertlogik das jeweilige Projekt nicht zerstört muss es bis zu einem gewissen Grad kooperieren und etwas “verwerten” oder Verwertung unterstützen. Dies ist als ein bewusster Prozess zu gestalten. Der Weg ist das Mittel zum Ziel, wenn wir morgen eine nicht wertförmige Produktion haben wollen, darf sie das heute auch nicht sein, sondern in möglichst allen Punkten der Utopie nahe kommen. Die kommerziellen Vorhaben müssen daher scharf von den nicht-kommerziellen Experimentierräumen getrennt sein, da kommerzielles Wirtschaften den Marktlogiken folgt und in den nicht kommerziellen Räumen gerade danach gesucht wird, wie wir ohne sie auskommen. Diese Forschung am nicht-kommerziellen Produzieren und Verhandeln ist schwierig, da wir alle kapitalistisch aufgewachsen sind, jede/r hat andere Grenzen, wie weit er/sie diese “Gewohnheiten” im Denken und Fühlen ersetzen kann. Dies nicht zur neuen druckigen Norm zu erheben und dennoch anzustreben wird einer weitere Herausforderung.
Die Umgestaltung zur nach-kapitalistischen Gesellschaft wird nicht plötzlich vom Himmel fallen, sondern ein Prozess sein, zu dem leider nicht viel Zeit bleibt (Verelendung, Ressourcen-und Umweltzerstörung). Glaubt niemanden, der_die behauptet, einen fertigen Plan aus der Schublade zaubern zu können.

Direkte Kommunikation, Konfliktkultur und das Gemeinwesen als neue Wurzeln

Jeder Mensch hat Bedürfnisse. Und wenn diese trotz aller tollen Vereinbarungen mit Anderen zusammenstoßen sprühen die Funken! Sich neu zu organisieren, um zu produzieren und zu leben, wird auch heißen, Konflikte austragen zu müssen und dafür Methoden finden zu müssen. Kreativität, kollektive Intelligenz, Erfahrungen und Stärke können sich darauf richten, eine passende Konfliktkultur zu schaffen ohne damit Verhältnisse zu zementieren oder sich gegenseitig totzuschlagen. Das Reflektieren gesellschaftlicher Machtverhältnisse aufgrund unterschiedlicher Privilegien wurde im Text bereits betont. Es muss zusammen mit der Abschaffung der Wertlogik erfolgen um zu vermeiden, dass Menschen auf unpassende Rollen festgelegt werden und die Dynamik sozialer Beziehungen in neuen Hierarchien erstickt wird. Es geht darum, das “Gemeinsame” zu entdecken und zu pflegen.
Wenn wir miteinander ins Gespräch kommen wollen, hindern uns Hierarchien nur daran, ernsthaft produktiv zu sein, da interessante Gedanken so garnicht erst nicht hervorgebracht oder ignoriert werden.

Arbeit ist scheiße(n)

Vielleicht macht es auch Sinn “Arbeit” als Begriff abzuschaffen. Weil er die Verkürzung auf Wert in sich trägt. Was sagt es einem, wenn jemand meint er/sie würde arbeiten gehen? Gar nix. Wenn es sich nicht gerade um ein nicht-kommerzielles Projekt handelt würde ich vermuten, dass jemand seine Arbeitskraft verkauft. Sonst ist dem nix zu entnehmen. Es ist möglicherweise Ausdruck unserer wertlogischen Wahnvorstellung, alles in abstrakte Containerbegriffe zu packen und unsere Arbeitskraft (Lebenszeit) beliebig ersetzbar erscheinen zu lassen, statt das Kind beim Namen zu nennen. “Ich gehe Ziegen betreuen” oder “ich gehe Löcher stanzen” eröffnet gleich viel mehr Perspektiven auch zum Hinterfragen der Tätigkeit.

Ein weiterer Punkt ist die Wissensweitergabe. Viel von dem Wissen, wie wir uns umwelt- und menschenfreundlich versorgen können, muss erst noch erforscht werden. Oder zum Teil wieder ausgegraben werden aus den Mottenkisten unserer Vorfahren. Jedenfalls kommt der Wissensteilung eine große Rolle zu, die alle spielen können. Jede/r weiß etwas und kann anderen etwas zeigen. Wenn das verwertungsorientierte Wissen aus Schulen und Unis nicht mehr sinnvoll ist, müssen eigene Maßstäbe und Bildungssysteme geschaffen werden. Bildungsnetzwerke wären ein ressourcensparender Ansatz.

Achtung: Sündenbock!

Wenn man in die unendlichen Weiten der Ideen um alternative Wirtschaftsweisen eintaucht, stößt man auf einige seltsame Wesen. Sie sind haarig, haben Hörner, machen „mäh!“ und werden in die Wüste getrieben, weil sie das Pech hatten, im Verdacht zu stehen, mit „dem Bösen“ unter einer Decke zu stehen: der gemeine Sündenbock.

Wie wir aus vielen Kinofilmen zweifelsfrei wissen, sind die Bösen immer irgendwie gleich: sie wollen die Weltherrschaft, alle anderen ausbeuten und unterdrücken, meistens sind sie nicht mal als menschlich zu erkennende eklige Monster oder Aliens.

In Kreisen von WirtschaftsystemkritikerInnen, Finanzsystemfrustrierten und ZukunftsvisionärInnen trifft man immer wieder auf dieses Tierchen, auch wenn man dachte, die seien seit dem zweiten Weltkrieg in Deutschland bereits ausgestorben.

Sie sind wieder da, oder waren nie ganz weg, und zwar in Form von Verschwörungstheorien über die „jüdische Weltverschörung“ zum Beispiel. Oder in Form von Außerirdischen oder Echsenwesen, die im Erdinnern wohnen und von dort aus unsere Gedanken fernsteuern. Während letzteres noch als amüsant-absurd ausgelacht werden kann, ist die Suche nach dem passenden Feinbild in Form der jüdischen Weltverschörung viel problematischer. Und dazu noch sehr beliebt. Und so tauchen sie bei der Occupy Bewegung genauso wie beim Zeitgeist movement wieder in das kritische Licht der Öffentlichkeit.
Details dazu:
http://www.netz-gegen-nazis.de
http://www.netz-gegen-nazis.de

http://www.welt.de/

http://jungle-world.com/

Beide Theorien haben gemeinsam, dass sie ein Gefühl der Machtlosigkeit, des Neides, der Hilflosigkeit aufkommen lassen, denn wenn die Mächtigen bereits so mächtig sind und im Verdeckten agieren, wie soll man bloß gegen die ankommen?
Die Ohnmacht lässt sich leicht durch Agitation in Agression umwandeln, indem man die Aufmerksamkeit auf die mit „Bösen“ assoziierten lenkt. Praktisch ist dabei, wenn es Menschen betrifft, die in leicht identifizierbare Kategorien zu stecken sind, die sowieso in der Minderheit und benachteilgt sind. In der Geschichte und weltweit gibt es unzählige Beispiele dieser Art, nicht nur der in seiner wohldurchdachten Grausamkeit einzigartige Holocaust.

Haben 99% nix aus der Geschichte gelernt?
Wieso beschwören SprecherInnen bei deren Veröffentlichungen immer wieder Bilder herauf von gierigen Einzelpersonen, die an allem Schuld seien?
Die Geschichte zeigt, dass mit der Beseitigung von Sündenbocken die Situation in der Regel eher schlechter oder unverändert blieb – nur der gewaltätige Mob fühlte sich bestätigt und innerlich sozial gestärkt. Ein Machtkampf jagt den nächsten, nach einem geköpften König kommt der nächste despotische Machthaber, moderner: Militärdiktator.

Alle spühren, dass da was falsch läuft. Alle wollen Frieden und Brot für ihre Kinder. Aber solange viele nur nach passenden Feindbildern Ausschau halten, wird abgelenkt, wird der Blick verstellt, die Emotionen vernebelt, das Denken verroht.
Der Feind wird fetischisiert, seine Beseitigung bringe das Heil für alles.
Dass so viele Menschen auf diesen Schwachsinn hereinfallen zeigt, wie nachhaltig jahrhundertelange Kriegspropaganda wirkt und wie hilflos oder desintegriert die Menschen sich fühlen.
„Zusammen gegen den Feind“ bildet kuschelige Kampfgemeinschaften, endlich kommt man mal wieder zusammen, einig Deutsches Vaterland…. Wie gruselig. Ist ja auch viel einfacher, als zu versuchen, die Kompliziertheit von Machtverhältnissen zu verstehen. So kompliziert isses auch nu wieda nich!

Was fehlt, ist ein entschiedenes Einstehen für bereits existierende, gründlichere Systemanalysen, die keinen Raum für Feindbilder lassen.
Es geht beispielsweise darum, sich das System als von Menschen in einer verrückten Experimentierphase mühsam geschaffenen Roboter auszumalen, der Menschen und Umwelt frisst und Geld scheißt.
Der Roboter steht für das System, das funktioniert, weil alle dran glauben, weil alle sich gegenseitig zwingen, daran mitzuwirken. Die ihn trotz aller Konstruktionsfehler irgendwie doch noch am Laufen halten und hier und dort ein paar Sicherungen einbauen, damit er nicht vollends durchknallt. Der Roboter ist emotionslos, er tut nur seinen Job (Schulterzucken).

In diesem System sind wir alle Opfer und Täter zugleich. Wer kauft, muss verkaufen. Der Roboter eignet sich nicht so richtig als Feindbild, weil man eine Methapher nicht köpfen kann und uns letztlich auf alle verweist.
Klar gibt es starke Machtgefälle unter uns allen, die es zu erkennen und hinterfragen gilt. Auf der persönlichen Ebene gibt es aber keine „bösen“ Individuen (oder Gruppen), das nach der Weltherrschaft greifen, sondern einen riesigen Haufen Menschen, die im falschen System um ihr Überleben kämpfen. Und das in einem System, das grausames Verhalten sinnvoll erscheinen lässt, weil dadurch Überlebensvorteile (Geld, Macht) entstehen.

Mal auf den Kopf gestellt, könnte die Frage also lauten: Welches System oder welche Systeme braucht der Mensch, um sich zueinander friedlich, ehrlich und respektvoll zu verhalten? Wo es tatsächlich materiellen Vorteil ergibt, sich kooperativ zu verhalten statt destruktiv?

Dazu gibt es eine Menge guter Ideen, die es auszugraben und auszuprobieren gilt. Schau dich um, dann wirst du sie finden.

Rettet die Sündenböcke! Denkt und schafft Alternativen gegen die Roboter und Nazis in unseren Köpfen.

Non-monetary exchange in a monetary world

I belong to the Demonetize it! discussion group. Recently David wrote, ‘I think we need to be quite assertive in certain contexts — and be aware that people will (as Frank has reminded us) try to turn gifts into profits if the opportunity arises to do so.
‘It has also become evident to me that many people interested in "open-source" — and, indeed, "ecology" — have little or no interest in alternatives to commerce. Likewise with many people who aspire to self-sufficiency, or getting "off-the-grid" — they have little or no interest in the fostering of solidarity or cooperation, or sharing, or the gift economy. Indeed, living a "green lifestyle" for many people means acquiring several acres of land, building a fence around it, and keeping it more-or-less to themselves (while charging anyone who wants to make use of it).

‘This is an issue which has struck me numerous times when discussing with people interested in self-sufficiency — lots of talk about "sustainability", but very little about sharing or cooperation.’

I responded: ‘We don't talk about self-sufficiency but rather collective sufficiency so that shared decision making over production and exchange is implicit. Even so, my experience in Australia has been that most people who are into self-sufficiency are into simple living and have a collective and mutual aid mentality. However, you are quite right that there have always been individualistic hermit and entrepreneurial hippy stereotypes who are all for themselves, the former in pure self-sufficiency and the latter in exploitative forms. For these reasons we come to the notion of supporting “collective sufficiency” so the social is at the heart of it — see our Blue Mountains Fruit and Nut Tree Network blog for event coming up this Saturday.’

In fact Frank’s and David’s discussion stresses why consciously and conscientiously moving to a money-free world is so important. Frustrations and difficulties with current sustainability and social movements (e.g. ‘fair trade’, co-operatives etc., which often contain such contradictions) pushed us into embarking on the Life Without Money book. It’s also why we have a chapter on Twin Oaks community (see post below), where the common purse becomes a way of limiting the eroding effects of the monetary economy, to show that we can transition in viable ways and steps towards a different world. Our vision of collective sufficiency embraces a common purse as a transitional strategy to a moneyfree economy where everyone and the planet’s needs are met.

Commoning konkret

Commons-based peer production braucht ein Commoning, also eine Form von Selbstorganisierung um Gemeingüter nicht-kommerziell und bedarfsgerecht zu verwalten. Dieser Artikel möchte einen Beitrag leisten zur Erkundung wie diese Organisierung konkret aussehen könnte: Zum einen an einer Reflektion über ein Experiment “Solidarischer Landwirtschaft” und zum anderen an konkreten Überlegungen wie ein Commoning rund um endliche Ressourcen aussehen könnte. Die Artikel finden sich auch in der aktuellen Ausgabe der “Streifzüge” und dem soeben erschienenden Büchlein “Herrschaftsfrei Wirtschaften”.

Die post-revolutionäre Möhre. Hier und Jetzt.

Ein Bericht aus einem Versuch solidarischer Landwirtschaft auf dem Weg zur Schenkökonomie

Wir, ein Kollektiv von fünf „Gärtner_Innen“, suchten uns eine Gruppe von 60 Personen, die „Begärtnerten„, die von uns durch die Bearbeitung von 5000 qm Ackerfläche im nordhessischen Witzenhausen-Freudenthal mit Gemüse von April bis November versorgt werden wollten. Zusammen formten wir eine verbindliche Gemeinschaft.

Wann und wieviel wir Gärtner_Innen in diesem Projekt arbeiten, nein besser, tätig sein wollen, wurde von jedem einzelnen selbstverantwortlich und je nach Bedürfnissen (flexibel) festgelegt und im Kollektiv vereinbart. Der Teil unserer finanziellen Bedürfnisse („Lohn“), der über das Projekt befriedigt werden soll, wurde weitgehend unabhängig von dieser Tätigkeitszeit bestimmt und mit den laufenden Betriebskosten (ohne Investitionen) zu den Gesamtkosten (Budget) einer Jahresproduktion zusammengerechnet.

Die Begärtnerten boten dann anonym einen auf den Zeitraum der Produktion verbindlichen, monatlichen finanziellen Beitrag, der ihren Möglichkeiten entspricht. Von 0 Euro aufwärts war und ist alles möglich. Diese Zusage und andere Punkte (Entscheidungsfindung, Ausstiegsgründe, Scheiterkriterien, gemeinsame Übernahme von Verantwortung und Risiko, Kommunikation etc.) wurden in einer Vereinbarung schriftlich und verbindlich festgehalten und unterschrieben. Das zuvor beschriebene Budget wurde mit diesen freiwilligen finanziellen Beiträgen gedeckt, woraufhin der genaue Bedarf an Gemüse abgefragt und mit der Produktion des Gemüses begonnen wurde.

Die Ernte wird der Gemeinschaft von Begärtnerten in Depots frei zur Verfügung gestellt. Die Verteilung vor Ort organisiert die Gemeinschaft je nach den individuellen Bedürfnissen. Es gibt keine genormten „Gemüsekisten“, sondern jede_r nimmt, was gebraucht wird. Ein weiteres Mitwirken am Projekt durch Mitarbeit, Erntesicherung/Einmachen und das Einbringen von weiteren Fähigkeiten steht den Mitgliedern frei, ist aber erwünscht und wird gemeinsam organisiert.

Durch dieses Experiment sollen kapitalistische Prinzipien in unserem Verhältnis zueinander überwunden und transformiert werden:

Freiwilliges Beitragen und Schenken statt Tausch, Wert, Ware

  • Niemand muss, alle können nach ihren Fähigkeiten (u.a. finanziell) beitragen.
  • Bedürfnisse werden erhoben und ihnen entsprechend wird produziert. Daher werden den Leuten keine Waren mehr vor die Füße geschmissen, für die sie dann doch bitte auch ein Bedürfnis haben sollen; sondern Bedürfnisse werden formuliert und die Produktion wird dafür selbst organisiert.
  • Die Produkte haben keinen Tausch- bzw. Geldwert. Damit werden Dinge nicht abstrakt gleichgesetzt wie im Kapitalismus: Alles, was 1 Euro kostet, ist gleich viel „wert“. Alles, was nix kostet, ist nix „wert“.
  • Daher entfällt Geld als primäre Wertschätzung und es kann mit neuen Formen der Wertschätzung experimentiert werden; durch Worte, Gesten und vor allem gegenseitige Verantwortung.

Freies Tätigsein statt abstrakter Arbeit in Konkurrenz:

  • Tätigkeit wird zu Arbeit und Arbeit zur Last, wenn unsere Produkte auf dem Markt einen Wert erzielen müssen oder wir primär für einen Lohn arbeiten.
  • In unserem Projekt müssen wir beides nicht: Wir liefern keine normierten Waren und unsere finanziellen Bedürfnisse werden von vornherein abgedeckt.
  • Daher können wir Anbauweise und Arbeitsabläufe frei bestimmen, um unsere und die Bedürfnisse anderer Menschen zu befriedigen.
  • Kommt es zu Problemen, lösen wir diese nicht wie in der Gesellschaft der Vereinzelten mit dem Ellenbogen und dem „Ausschalten von Konkurrenten“ sondern durch kollektive Lösungsfindung.

Knapp 11 Monate nach Beginn des Projektes haben sich allerdings einige Problemfelder in unserem Projekt aufgetan. Deren Analyse halte ich für wichtig, wenn Projekte über die Waren- und Tauschgesellschaft hinausweisen wollen:

Problemfeld 1: Der verinnerlichte Kapitalismus im Kollektiv

Das Problemfeld betrifft vor allem uns als Kollektiv von Gärtner_innen. Was Tausch und Geld im Kapitalismus so hervorragend machen, nämlich Menschen und Tätigkeiten zu vergleichen und gleichzusetzen, verschwindet in einem weniger kapitalistischen System nicht sofort. Diese Verhaltensweisen scheinen wir tief verinnerlicht zu haben. Wir, also einmalige Individuen, die im Kollektiv zusammenarbeiten, vergleichen weiterhin, wieviel Zeit wir in das Projekt investieren. Wir bekommen ein schlechtes Gewissen, weil wir „zu wenig“ tun, oder werden grummelig, weil wir „zu viel“ tun. Schnell kommt es zu Situationen, in denen wir uns für unsere Bedürfnisse (die ja so sind wie sie sind) rechtfertigen wollen, oder denken, dass wir es müssen. Oft ist es gar nicht das Kollektiv, das diesen Druck erzeugt, sondern wir, die Individuen selbst. Denn schließlich ist unser Kopf vom allgegenwärtigen Kapitalismus vollkommen durchzogen.

Eine schnelle Abhilfe für das Problem scheinen die üblichen Abstraktionen des Kapitalismus zu bieten. So geschieht es beizeiten auch in unserem Kollektiv: Ein Ruf nach einer Abstraktion der Zeit in greifbare „Arbeitsstunden“ oder „Urlaubszeiten“ wird laut. Und darauf aufbauend: Das Verlangen nach einem abstrakten Gerechtigkeitsbegriff. Statt zu sagen: „Es soll allen gut gehen mit dem, was und wieviel sie tun“, sagen wir schnell: „Alle sollen das gleiche Maß an Arbeit verrichten bzw. die gleiche Anzahl an Urlaubswochen haben“. Nicht nur, dass 1 Stunde an 1 Tag sich anfühlen kann wie 8 Stunden an einem anderen. Nein, wer Arbeitsstunden normieren will, ist auch schnell dabei, die ganze Tätigkeit zu normieren: Was zählt als Arbeitszeit? Welche Tätigkeit ist wichtig, welche nicht? Was, wenn eine Person schneller oder „effizienter„ (was ist das?) arbeitet als die andere? Diese Fragen und Probleme und die Erkenntnis, dass es statt Gleichmacherei darum gehen sollte, dass sich alle Beteiligten wohl fühlen, führen diese Abstraktions-Versuche schnell ad absurdum.

Ähnlich schwierig zu akzeptieren scheint auch die Gleichgewichtung aller Tätigkeit außerhalb der Projektes zu sein. Es sollte schließlich egal sein, ob einzelne außerhalb des Projektes (freiwillig) an der Uni büffeln oder in der Badewanne mit einem Glas Sekt liegen und sich ein gutes Buch zu Gemüte führen. Diese Akzeptanz erfordert allerdings eine hohe Selbstverantwortung und ein gutes Reflexionsvermögen.

Hinzu kommt: Der Acker ist vor der Tür. Wir wohnen zwar in verschiedenen WGs, aber doch zusammen auf einem Hof, und die räumliche Nähe führt zu einem Gefühl sozialer Kontrolle, das die oben beschriebenen Tendenzen verstärkt. Wir bekommen schließlich alles von den anderen mit. Ob eine räumliche Distanz das Problem löst oder nicht vielmehr beiseite schiebt, bleibt dahingestellt. Eine Lösung wären klare Vereinbarungen (z.B. feste Tage und Zeiten, in denen man im Projekt tätig ist) und trotzdem ein flexibler Umgang damit (z.B. andere spontane Absprachen, wenn die Zeiten mal nicht passen), um den Bedürfnissen der einzelnen im Jetzt den angemessenen Respekt zu zollen. Dann kann kollektiv nach einer Problemlösung gesucht werden, statt individuelle Schuldzuweisungen und Selbstausbeutungs-Forderungen zu formulieren. Angenommen, eine_r von uns ist überlastet, dann kann so z.B. gemeinsam nach Mithilfe gesucht werden, um der_dem Betroffenen entsprechenden Freiraum zu gewähren. Dennoch bleibt diese Frage bestehen und muss kontinuierlich neu beantwortet werden: Wie stehen individuelle Bedürfnisse im Jetzt und Verantwortung für im Kollektiv getroffene Vereinbarungen zueinander? Klar ist beides wichtig. Eine Grenze ist allerdings überschritten, wenn selbstbestimmte Tätigkeit zu abstrakter, entfremdeter Arbeit wird und es Menschen dadurch mittelfristig schlecht geht.

Wenn Tätigkeit wieder zur abstrakten Arbeit wird (ein fließender Übergang?), wird „der Rest der Zeit“ schnell wieder zur „Freizeit“. Letzteres macht Spaß. Das erstere „muss getan werden“. Sollte die aktuelle „Arbeits“situation tatsächlich unerträglich sein, kann die Wiedereinführung dieser Trennung in Arbeit und Freizeit ein Rettungsanker sein. Eine Möglichkeit zu sagen: Bis hierher und nicht weiter. Dazu braucht es aber sehr wahrscheinlich die oben beschriebene Normierung von Zeit und Tätigkeit. Wenigstens für eine_n selbst: „Ich hab so und so viel gearbeitet – deshalb hab ich jetzt frei!„. Eine Überwindung dieser Trennung und ein konkretes Tätigsein statt einer abstrakten, entfremdeten Arbeit sollten aber weiterhin die Losung bleiben.

Auch in unserem Tätigsein können sich andere (z.B. feministische) Ansprüche verlieren. Wenn das Gemüse ruft und wir alle Hände voll zu tun haben, stellt sich stereotypes Verhalten ein und bleibt wenig Zeit, unsere Privilegien zu reflektieren und uns gegenseitig Fähigkeiten beizubringen, vor deren Aneignung wir sonst Scheu hätten. Oder ich (ein männlich sozialisierter Gärtner) habe den ganzen Tag auf dem Acker verbracht, komme zurück in meine WG und ärgere mich darüber, dass ich, gerade ich (!), es bin, der um neun Uhr Abends noch anfangen „muss“ (!) zu kochen und zu spülen, weil es niemand anderes gemacht hat. Als ob die anderen Mitbewohner_Innen nichts zu tun gehabt hätten. Wir wollen die geschlechtliche Arbeitsteilung (produktiv / „männliche“ vs. reproduktiv / „weibliche„) überwinden? Pustekuchen!

Allgemein sei auch noch angemerkt, dass Landnutzung, um sie fachlich gut und angepasst betreiben zu können, ein mehrjähriges Engagement verlangt, das in Zeiten steigender Flexibilisierung und Unverbindlichkeit nicht so leicht organisierbar ist, wie es vielleicht auf den ersten Blick scheinen könnte. Wir haben uns im Kollektiv auch nur für ein Jahr zusammengetan.

In diesem Sinne abschließend noch ein kleiner Seitenhieb in Richtung Revolutionsromantiker: Selbstbestimmung und Selbstverantwortung entstehen also nicht automatisch mit dem Wegfall der kapitalistischen Strukturen. Dies ist zwar eine notwendige Voraussetzung. Hinreichend wird es aber erst, wenn wir uns vom Kapitalismus in unserem Kopf befreien. Und dies ist ein langwieriger, kollektiver genauso wie individueller Prozess.

Problemfeld 2: Lustprinzip und Verantwortung

Auch in einer nicht-kapitalistischen Gesellschaft braucht es Verantwortung und Verbindlichkeit. Wir haben einer Gruppe von 60 Menschen zugesagt, für sie Gemüse zu produzieren. Damit rechnen sie. Zwar kann durch den weiterhin bestehenden Zugang zum kapitalistischen Markt ein Ernteausfall durch den Gang zum Supermarkt oder Container abgefedert werden. Aber die Vermeidung eines solchen Rückgriffs ist ja erklärtes Ziel des Projektes. Zwar ist anzunehmen, dass eine vernetzte, nicht-kapitalistische landwirtschaftliche Produktion entsprechende Lücken in der Versorgung durch Risikostreuung (verschiedene Anbaustandorte etc.) überbrücken kann. Aber (vielleicht) nicht, wenn alle Beteiligten (v.a. die Produzierenden) unbedingt dem Lustprinzip („Ich mach, wozu ich Lust habe.“) folgen. Das Lustprinzip kann zwar eine Leitlinie sein. Allerdings ist Landnutzung vor allem die Kunst, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Da kann die Witterung ein Handeln erzwingen, auf das mensch gerade keine Lust hat. Das erzeugt Druck. Druck, der aus gegenseitiger Abhängigkeit, Verantwortung und Verbindlichkeit und aus einem Arbeiten mit der Natur entsteht. Auch dieser wird in einer nicht-kapitalistischen Gesellschaft nicht gänzlich verschwinden. Wir mussten uns dieses Jahr zum Beispiel durch eine beispiellose Trockenheit kämpfen: Die Pflanzen warten nicht darauf, bis jemand Lust hat, sie zu gießen. Sie vertrocknen einfach.

Diesen Druck erzeugen wir allerdings auch durch uns selbst. Lohnenswert bleibt deshalb darüber nachzudenken, welches Handeln wir gerade für unbedingt erforderlich halten und welches nicht. Wie weit wollen wir das Lustprinzip hinten runterfallen lassen? Was passiert mit meiner Lust, wenn alles vertrocknet und es nix mehr zu ernten gibt? Wie weit geht unsere Verantwortung für andere? Ähnlich wie bei der Balance zwischen Kollektiv und Individuum bleibt es auch bei Lustprinzip und Verantwortung ein Lernprozess, die Situationen richtig einzuschätzen und aus Fehlern zu lernen.

Problemfeld 3: Abhängigkeit vom Kapitalismus und die Frage nach dem technischen Niveau

Es ist leider unmöglich, das technische Niveau einer nicht-kapitalistischen landwirtschaftlichen Produktion abzusehen. Dafür müsste die Grundlage des technischen Potentials, nämlich die Rohstoffe dieser Erde, als globales Gemeingut eingerichtet werden. Dann könnte darüber verhandelt werden, ob überhaupt, wie und für welche Technik wir sie als Menschheit verwenden wollen. Die Ergebnisse dieses hypothetischen Aushandlungprozesses bleiben zwangsläufig unbekannt. Deshalb wird es zu dem Thema, welches technische Niveau einer nicht-kapitalistische Produktion angemessen ist, unterschiedlichste Einschätzungen geben.

Diese Unklarheit spielt in unserem landwirtschaftlichen Projekt folgendermaßen eine Rolle: Durch den Kauf moderner Technik greifen wir erstens auf die kapitalistische Gesellschaft und ihre Durchsetzungsmechanismen von Landraub, Vertreibung und Umweltzerstörung durch Rohstoffgewinnung und industrielle Produktion zurück. Deshalb können wir den Menschen, für deren Nahrungmittelversorgung wir Verantwortung übernehmen, nicht versprechen, dass es Traktoren und Landmaschinen in der heutigen Form in einer nicht-kapitalistischen Welt weiterhin geben wird. Schlimmer noch könnte es sein, dass das Wissen um weniger technisierte Anbauverfahren in der Zwischenzeit verloren geht und damit die Nahrungsmittelversorgung in Frage gestellt wird.

Ganz konkret entsteht durch den Rückgriff auf die kapitalistischen Durchsetzungsmechanismen besonders dann ein Bedürfniskonflikt, wenn ich mich nach Rationalisierung und effektiver „Arbeitswirtschaft“ statt „Selbstausbeutung“, durch arbeitserleichternde Landmaschinen sehne und sich auf der anderen Seite eine Bäuerin in Bergbaugebieten in Chile wünscht, dass ich dem kapitalistischen Zwangssystem, das ihre Lebensgrundlage zerstört, keinen Vorschub leiste, indem ich darauf basierende Waren kaufe.

Wollen oder können wir die Produktion von Landmaschinen nicht selbst organisieren, können wir dem Dilemma aus dem Weg gehen, indem wir die nicht-kapitalistische landwirtschaftliche Produktion mit wenig technisierten Verfahren organisieren und bei der Anschaffung neuer Geräte auf die lange Haltbarkeit, einfache Reparierbarkeit, Recycelbarkeit und Durchschaubarkeit der Technik achten sowie deren ökologische Verträglichkeit in Produktion und Nutzung sowie den Enfremdungsgrad für die Produzierenden und Nutzer_Innen prüfen. Die eventuell entstehende Mehrarbeit in einem wenig technisierten System könnte auch, wenn gewollt, von der Gemeinschaft um das Projektkollektiv erledigt werden, um einem Gefühl der Selbstausbeutung und Monotonie der Hauptproduzierenden vorzubeugen.

Ein weiterer Schritt, um die Abhängigkeit vom Kapitalismus zu mindern, wäre es, die laufenden Kosten zu minimieren, d.h. das Produktions-System unabhängiger von Geld-Inputs zu machen. Größere Investitionen in Infrastruktur sollten dann nur getätigt werden, wenn sie uns langfristig unabhängiger von Geld-Inputs machen: ausgeklügelte Handmaschinen, Ölpressen zur Kraftstoffgewinnung, Infrastruktur/Geräte zur eigenen Saatgut-Gewinnung; oder andere Betriebe in das Netzwerk integrieren, die diese Möglichkeiten haben.

Problemfeld 4: Fehlende Selbstorganisation im Netzwerk und Erweiterung des Konzeptes

Genauso wie wir Gärtner_innen in unserem Tätigsein Aspekte der „arbeits-wahnsinnigen„ Gesellschaft verinnerlicht haben, so haben die “Begärtnerten„ sehr wahrscheinlich eine Konsumhaltung verinnerlicht. Gerade auch der freiwillige, monatliche finanzielle Beitrag kann diese Haltung verstärken. Während sich einige eine weitreichende Selbstorganisation als radikales Experiment gegen den Kapitalismus wünschen, ist anderen die “alternativen Gemüsebeschaffungsmaßnahme„ revolutionär genug. Wichtig, um Enttäuschungen durch diese Tendenz vorzubeugen, kann die Formulierung der gemeinsamen Vision sein und darauf folgend die selbstbestimmte, aber verantwortliche Übernahme von anfallenden Aufgaben (in der oder um die Produktion herum) je nach den Fähigkeiten und Wünschen der “Begärtnerten„. In diesem Dialog können dann auch Hindernisse auf dem Weg der Selbstorganisation (Prioritätensetzung, Zeit- und / oder Geldmangel, fehlende Transparenz, Unlust etc.) gemeinsam beschrieben und überwunden werden.

Wenn die Vision auch eine Ausweitung der schenkökonomischen Prinzipien auf andere Lebensbereiche beinhaltet, macht es Sinn, eine Vernetzung mit anderen umsonstökonomischen Projekten anzustreben und zu forcieren. Innerhalb des Projektes wäre es weiterhin auch möglich, die Bedürfnis-Befriedigung der „Produzierenden“(d.h. uns Gärtner_innen), nicht durch Geld, sondern durch die Fähigkeiten der Gemeinschaft zu decken. So könnte ein Begärtnerter, der gleichzeitig Arzt ist, andere in der Gemeinschaft, vor allem aber die Gärtner_innen, umsonst behandeln. Oder der Schlosser im Netzwerk könnte unsere Maschinen umsonst reparieren. Damit werden scheinbar erst mal unvermeidbare finanzielle Kosten (hier z. B. Geld für Krankenversicherung oder Werkstattkosten) irgendwann wegfallen.

Problemfeld 5: Investitionen in und Zugang zu Produktionsmitteln

Das oben beschriebene Budget beinhaltet weder den Kauf von Hof und Land noch die Investition in teurere Produktionsmittel. Hierfür müssen Lösungen gefunden werden: Zum Beispiel durch das Abschreiben und Einbeziehen der Investitionen in das Budget oder die Einrichtung eines Fonds für nicht-kapitalistische Projekte, in den geneigte und betuchte Menschen Gelder investieren, die dann entweder eine Sicherheit für Kredite bieten oder direkt für den Kauf von Produktionsmitteln verwendet werden. Beispiele dafür gibt es z.B. in Frankreich.

Diese Produktionsmittel sollten dann für ein langfristig angelegtes nicht-kapitalistisches Experiment unumkehrbar entprivatisiert werden. Dafür braucht es eine Rechtsform, die genau diese nicht-kapitalistische, ökologischen Nutzungsbestimmungen festschreibt und verankert. Dies würde auch der Forderung Rechnung tragen, dass Land von jenen bewirtschaftet werden sollte, die es am ehesten im Einklang mit den Bedürfnissen der zu versorgenden Gemeinschaft und den ökologischen Gesetzmäßigkeiten nutzen.

Problemfeld 6: Der Zugang zu den zur Zeit begrenzten nicht-kapitalistischen Erzeugnissen

Ähnlich wichtig wäre die Beantwortung der Frage danach, wer Zugang zu den nicht-kapitalistischen landwirtschaftlichen Erzeugnissen bekommt. Nicht-kapitalistisches Gemüse ist unter jetzigen Verhältnissen ein begrenztes Gut. Die Wartelisten von uns ähnlichen Höfen zeigen auch, dass sich das Problem nicht „einfach“ bzw. kurzfristig mit der „Neugründung weiterer Projekte“ oder der „Vergrößerung“ bestehender Projekte lösen lässt. Dies wäre die ideale Lösung und ihr sollte die meiste Energie zufließen.

Wer hat also Zugang zu den Erzeugnissen? Diejenigen, die als erste da waren? Die mit den besseren persönlichen Connections? Auf jeden Fall nicht (nur) diejenigen, die (am meisten) zahlen? Oder jene, die die brauchbarsten Fähigkeiten einbringen? Wohl eher auch nicht. Schließlich geht es um die Entkoppelung von Geben und Nehmen. Ohne die Frage abschließend beantworten zu können, bleibt klar: Das finanzielle Budget des Projektes muss gedeckt werden. Und alle Beteiligten sollen glücklich sein. Im Ergebnis wohl ein weiterer Aushandlungsprozess.

Eine weitere Frage des Zugangs stellt sich, wenn wir reflektieren, dass unser Projekt zumeist aus Menschen der weißen Ober- und Mittelklasse besteht. Was ist mit sozial Ausgegrenzten? Wir stellen unser Gemüse zwar auch illegalisierten Migrant_innen in der Umgebung zur Verfügung. Diese sind allerdings nicht organisiert, wurden an den Stadtrand gedrängt, und es bestehen deshalb Barrieren auf Grund fehlender Mobilität (keine Fahrräder, kein Geld für die Öffentlichen), sozialer Isolation und auch unterschiedlicher Sprachen. Die Abholung und Verteilung der Produkte steht und fällt deshalb mit den wenigen Migrant_innen, bei denen diese Barrieren überwindbar sind und zu denen wir deshalb einen Kontakt aufbauen konnten. Hier wäre kontinuierlicher Austausch mit den Menschen vor Ort nötig. Einfacher hingegen könnte die Arbeit mit organisierten Zusammenhängen sein (z.B. Erwerblosen- und Flüchtlingsinitiativen), zu denen wir Kontakt aufzubauen versuchen.

Die Zukunft. Kommende Herausforderungen

Überzeugt von dem Potential dieser Idee erwarten wir, dass sich in Zukunft Fragen nach der Erweiterung auf zwei Ebenen stellen.

Wir könnten regional mehr Gemüse und auch mehr Produkte nach diesem Modell organisieren. Hier sind Imker_innen und Obstbäuer_innen bereits am Grübeln. Allerdings stellt sich die Frage der Organisierung neu, wenn immer mehr Menschen in einer Region Teil des Projektes werden. Wie können wir uns in Großgruppen methodisch organisieren? Ab wann müssen wir uns aufteilen und wollen wir delegieren?

Außerdem könnten wir uns überregional umschauen, wo unser Wein und unsere Avocados herkommen könnten. Wer stellt diese zu Verfügung? Was für Bedürfnisse haben deren Produzent_innen? Können wir dazu irgendetwas beitragen? Wird es dann nicht wieder zum Tausch? Kohl wollen sie in Spanien als Gegenleistung doch eh nicht haben.

Wenn die beschriebene Gegenseitigkeit also weiter ausgedehnt werden soll, wird es umso komplizierter. Es stellen sich ganze neue Fragen der Organisierung, Bedarfserfassung, Logistik, Ausstattung und Finanzierung. Fragen also, die wohl am besten im Tun beantwortet werden können.

Abschließend sei auch noch auf das „Netzwerk Solidarische Landwirtschaft“ hingewiesen (www.solidarische-landwirtschaft.org/), dass versucht bestehende, ähnliche Projekte zu vernetzen, Neugründungen zu unterstützen und die Idee in der Öffentlichkeit bekannter zu machen.

Endliche Ressourcen als Gemeingut

Was wäre wenn … wir über die Nutzung von Bodenschätzen global, gemeinsam und gleichberechtigt entschieden?

Definition

Bodenschätze, also alle endlichen Ressourcen dieses Planeten, sind prädestiniert dafür als Gemeingut zu gelten. Ob, wie und wofür diese gewonnen und genutzt werden, sollte von der gesamten Menschheit kollektiv in einem gleichberechtigten Prozess ausgehandelt werden.

Denn die regionale Verteilung dieser Stoffe ist zufällig, ungleich und ihre Vorkommen begrenzt. Es wäre daher absurd, nur denen eine Nutzung zu ermöglichen, die zufällig in dieser Region leben. Denn das Bedürfnis zur Nutzung dieser Ressourcen ist global. Diese Kombination aus breitem Interesse und Begrenztheit lässt Interessenkonflikte wahrscheinlich werden und verlangt deshalb umso mehr nach einer kooperativen und gleichberechtigten Aushandlung.

Diese Begrenztheit verlangt ebenfalls, dass die Ressourcen zwar genutzt werden können aber so verarbeitet werden sollten, dass sie nicht verbraucht, sondern trotz der temporären Verwendung, langfristig (d.h. möglichst unverändert) und unkompliziert (d.h. ohne großen energetischen oder technischen Aufwand) wieder zurück gewonnen werden können.

Eine Möglichkeit zur Lösung der Mengenfrage, wäre, die Nutzungsrechte der zur Zeit nutzbaren endlichen Ressourcen anteilig und gleichmäßig auf alle Menschen aufzuteilen. Damit hätten dann einzelne Menschen individuell und ihre Gemeinschaften kollektiv ein Budget an Ressourcen, das sie nutzen „dürfen“. Wofür und für wen sie diese Nutzen wollen oder ob sie ihre Anteile zusammenlegen oder anderen zur Verfügung stellen wollen, könnte dann auf kleinerer Ebene entschieden werden.

Auch ist anzumerken, dass der Abbau endlicher Ressourcen erhebliche Verwüstungen ganzer Landstriche in der betroffenen Region verursacht und damit extreme ökologische und soziale Schäden anrichtet. Die Leidtragenden sind hier zu aller erst die dortigen Ökosysteme und die darin lebenden Menschen. Für sie geht es nicht einfach „nur“ um Teilhabe an der Nutzung der Ressource sondern um die existenzielle Beeinträchtigung ihrer Lebensgrundlage und Lebensumwelt durch Abbau und Begleitprozesse.

Erarbeitung von Vorschlägen für diesen globale Aushandlungs-Prozesses

Für diesen globalen Aushandlungsprozess müssen Menschen individuell und kollektiv in ihren Gemeinschaften grundsätzliche Fragen klären: Wie und mit welcher Technik möchte ich meine Bedürfnisse und die dafür nötige Produktion organisieren? Wie viele endliche Ressourcen benötigen ich oder wir dafür? Wie erreichen wie optimale Möglichkeiten zur Wiederverwertung? Und vorausgesetzt, es gibt ein globales Interesse an der Nutzung der aus den Ressourcen produzierten Gütern: Ist deren Produktion bzw. der daraus erwachsende Nutzen verallgemeinerbar? Wenn nein: Wie bekommen wir ein ähnlich zufriedenstellendes Resultat mit geringerem Ressourcen-Bedarf?

Gibt es demnach Ideen und Interesse zur Nutzung bestimmter Ressourcen, müssen weitere Fragen geklärt werden. Wer organisiert den Produktionsprozess von der Rohstoffgewinnung bis zum fertigen Produkt? Wie kann diese Produktion (insbesondere der Abbau) mit möglichst wenig Schaden organisiert werden? Sinnvoll wäre es bereits zu diesem Zeitpunkt zu überlegen, woher mensch die benötigten Stoffen bekommt, um im Vorhinein Vereinbarungen und Absprachen zu den Details des Abbaus mit den Bewohner_Innen der betroffenen Regionen zu finden.

Durch die Beantwortung dieser sicherlich nicht erschöpfenden Fragen können dann konkrete Vorschläge und Ideen ausgearbeitet, die dann in Kooperation mit anderen Menschen umgesetzt werden können Ablauf des Aushandlungs-Prozesses

Hat eine Projektgruppen dann alles für ihre Unternehmung zusammen, ist es notwendig, dass das Vorhaben global transparent gemacht wird. Diese Beschreibung sollte enthalten inwiefern das Produkt die oben genannten Kritierien (Notwendigkeit zur Bedürfnisbefriedigung, weitgehende Reduzierung des Ressourcenverbrauchs/ Verallgemeinerbarkeit, Recycelbarkeit, Langlebigkeit und Reparierbarkeit) erfüllt. Des weiteren sollte ersichtlich sein, dass die benötigten Stoffe noch im oben genannten „Ressourcen-Budget“ der Beteiligten und Nutzer_Innen „drin sind“. Dies würde die globale Klasse der „Hochindustrialisierten“ erstmals ausschließen bis diese ihren Verbrauch drastisch reduziert haben.

Dieses Vorgehen ermöglicht einen offene Prozess in dem andere Interessierte oder Betroffene, Verbesserungen, Vorschläge, Kritik oder andere Anmerkungen einbringen könnten. Sicher werden einige Vorschlägen Kontroversen und direkte Interventionen erzeugen. Die Ergebnisse wären aus heutiger Perspektive nicht vorhersehbar. Sicher scheint, dass durch diesen Prozess die Ressourcennutzung gründlich umgekrempelt würde. Nicht zuletzt weil darin auf die Bedürfnisse der regionalen Gemeinschaften in den Abbaugebieten besonders berücksichtigt würden. Dieses von Initiative und Intervention geprägte System bliebe dynamisch genug um die menschliche Kreativität nicht unnötig zu hemmen. Die Produktion organisieren jene, die ein Interesse an den Produkten haben.

Spätestens jetzt stellt sich allerdings bei diesem Prozess, wie bei viele anderen globalen Problemen, die Frage, wie und wo dieser Aushandlungsprozess und die Bekanntgabe der Vorschläge denn von statten gehen soll. Das Internet könnte hier vielleicht die nötige Transparenz und in geringerem Umfang die nötige Kommunikation schaffen. Allerdings müsste dafür zu aller erst die globale IT-Infrastruktur und dessen endlicher Ressourcen-Verbrauch an sich verhandelt werden.

Für alle konkreteren Schritte der Umsetzung bleiben wahrscheinlich weiterhin andere, direktere Kommunktionsformen (von Telefon, Radio bis physischen Treffen von Interessierten oder Betroffenen ist alles denkbar) nötig, deren Nutzung sehr wahrscheinlich mehr Zeit in Anspruch nehmen wird, um die Fülle an Informationen auszutauschen. Ob und wie die Beschaffenheit dieses Aushandlungsprozesses die Nutzung der Ressourcen und die daraus entwickelte Technik verändert, bleibt abzuwarten.

Es bleibt zu hoffen, dass alle Beteiligten in diesen komplexen Prozess mit ausreichend Selbstreflektion und Selbstorganisationsvermögen einsteigen.

Fazit und praktische Konsequenzen für die Selbstorganisation im Hier und Jetzt

Wenn wir darüber nachdenken, eine schenkökonomische Produktion zu organisieren, kommen wir um die Frage der endlichen Ressourcen nicht herum. Konsequent wäre es eigentlich mit der Organisierung dieses Ursprungs jeglicher Produktion zu beginnen. Erst in diesem Prozess könnte sich dann das technische Niveau einer selbstorganisierten Produktion abzeichnen. Zum Beispiel ob und in welcher Form die sogenannten „erneuerbaren Energien“ (die ja in Produktion und Leitungsnetzen auch auf endlichen Ressouren basieren) eine Rolle spielen. Alles andere bleibt Spekulation.

Die Diskussion zeigt allerdings auch die Notwendigkeit von Technik, die komplett auf erneuerbaren Ressourcen basiert. Weitere Kriterien für eine emanzipatorische Technikentwicklung könnten die einfache Recycelbarkeit und eine möglichst lange Lebensdauer aller Produkte sein. Entscheidet man sich für die vereinfachte Version, in der allen Menschen ein fairer Teil der globalen Ressourcen zugeteilt wird, ist absehbar, dass sich zum Beispiel der bundesdeutsche Ressourcenverbrauch auf 1/10 des jetzigen Niveaus absenken müsste.

All dies gilt es in der Öffentlichkeit, aber vor allem auch in den diversen sozialen Bewegungen bewusst zu machen. Ganz konkret gilt es auch, sich mit dem Widerstand gegen den zerstörerischen Abbau von endlichen Ressourcen, vor allem auch im globale Süden, zu solidarisieren und eigene direkte Aktionen gegen die entsprechenden Akteure zu starten.

From: keimform.deBy: Jan-Hendrik CroppComments

Maschinen und Ökonomie selber bauen

Ich bin schon vor einiger Zeit auf so schicke Hochglanzflyer mit dem Titel “Open Source Ecology” gestoßen, die Fotos von seltsam eher minimalistisch designten Maschinen zeigten. Sie werden als Open Source Technologie hergestellt. Das heißt, dass die Baupläne und Erfahrungen offen für alle zu erhalten sind und dass die Bauteile ökologisch und sozial nachhaltig, kompatibel zueinander und leicht selber herstellbar sind. Die Maschinen sollen dazu dienen, die Versorgung einer Dorfgemeinschaft und den Bau von Infrastruktur zu erleichtern… wann kommen die ersten Putzroboter ;) ? Sie nennen das”Globales Dorf Aufbau-Set” (global village contruction set)
Es gibt in Nordamerika einen Ort, wo das bisher alles gebaut wird aber es gibt ernsthafte Bestrebungen, das nun in anderen Teilen der Welt voranzutreiben. Unter anderem auch in Europa und Deutschland, dazu gibts auch ein Forum und Mailingliste. Ich habe schon mit einem der Entwickler, einem Programmierer, gechattet und bin erfreut, dass dezentrale Strukturen offenbar gewünscht sind. Das Team ist bisher recht klein, es gibt aber viele Interessierte. Sie haben einen Anfang gefunden, indem sie in globalen Ökodorf-vernetzungen anfragten und bekamen einige Resonanz. Nun wird versucht, die Fäden zusammenzuhalten und informiert zu bleiben, sich zu treffen, kennenzulernen, Motivationen zu klären und zu schauen, was sich daraus ergeben kann.
Hier gibt es einige interessante Filme zum Thema:
http://opensourceeconomy.org/
… und auf youtube ist massenhaft zu finden!
Dort hat jemand einen extra Channel aufgemacht:
http://www.youtube.com
Wen das alles heiß macht, kann sich dem Entwicklungsteam anschließen.