Widersprüche und Spannungsfelder in der Praxis aktueller Commons-Netzwerke – am Beispiel Freier Software

Titelbild des Hefts 124 der Widersprüche[Diese per E-Mail geführte Diskussion zwischen Annette Schlemm und mir erschien in der Widersprüche, Heft 124 (Juni 2012), S. 25–31.]

Widersprüche-Redaktion (W.R.): Mit dieser E-Mail-Diskussion würden wir gerne einen Beitrag für das nächste Widersprüche-Heft herstellen, der den Leser_innen einen Eindruck von den widersprüchlichen Entwicklungen alternativer Produktionsweisen – am Beispiel der freien Software – ermöglicht. Könnt Ihr eingangs ein paar Hinweise formulieren, wo Eures Erachtens gegenwärtig die entscheidenden Entwicklungstendenzen in dem Bereich der Commons-Netzwerke liegen.

Annette Schlemm (A.S.): In den letzten 10 Jahren hat sich die Erfahrung des Teilens im Gebrauch von Gütern und der selbstorganisierten Arbeitsteilung in vielen Bereichen verbreitet. Das erste Beispiel dafür war die Freie Software. Das Wichtige daran war nicht der technische Code, sondern die sich entwickelnde Praxis vieler Menschen, sich selbstbestimmt zu koordinieren. Bis dahin war häufig angenommen worden, dass eine von Menschen selbst organisierte Arbeitsteilung, die nicht über die „sachliche Vermittlung“ des Geldes bzw. des Kapitals oder planwirtschaftlich organisiert ist, nur als landwirtschaftlich-handwerklich orientiertes Kommune- bzw. Ökodorfnetzwerk möglich sein könnte, aber nicht global und auch nicht auf der Grundlage hochproduktiver moderner Produktionsmittel. Die Art und Weise der Herstellung der Freien Software zeigte an einem ersten Beispiel, wie es anders gehen könnte. In den letzten Jahren kamen andere freie Kulturgüter hinzu, und der Gedanke des kooperativen Produzierens und der Entkopplung von Nehmen und Geben ohne adäquate Tauschnotwendigkeit gewann eine stärkere soziale Anerkennung und Verankerung. Das von kommerziellen Interessenvertretern bedauerte „mangelnde Unrechtsbewusstsein“ bei Copyrightverletzungen ist nur eine Folge dieses kulturellen Wandels.

Christian Siefkes (C.S.): Neben Kulturgütern werden inzwischen zunehmend auch materielle Dinge zumindest teilweise im Open-Source-Modus hergestellt. Zum einen umfasst dies „Open Design“, wobei Baupläne und Konstruktionsbeschreibungen materieller Dinge gemeinsam entwickelt und frei geteilt werden. Zum anderen werden frei nutzbare Produktionsmaschinen (z.B. Fabber = 3D-Drucker, CNC-Fräsmaschinen, Lasercutter) entworfen und gebaut und es entstehen selbstorganisierte und frei zugängliche Orte für die bedürfnisorientierte Produktion (FabLabs).

W.R.: Ich sprecht davon, dass in Commons-Netzwerken auch hochkomplexe Produkte hergestellt werden können. Das scheinen die viel zitierten Entwicklungen hin zum heutigen Einfluss von Wikipedia oder von Linux ja auch zu belegen. Ist die lange vorherrschende Annahme, dass genau diese Produkte nur hochspezialisierten Expert_innen möglich sind, also endgültig widerlegt? Oder ist das ein zu rosa gemaltes Bild? Welche Erfahrungen habt Ihr damit in der konkreten Praxis kollektiver Peer-Produktion?

A.S.: Es wird sicher immer wieder Spezialist_innen brauchen, die die Bänderstruktur eines Halbleiters ausrechnen können, mit dem dann die Solarzelle hergestellt wird. Aber wie schon jetzt muss nicht jede Person alles können. Wichtig ist, und ohne dies geht ja auch jetzt in den kapitalistischen Betrieben bereits nichts mehr, dass alle Beteiligten offen miteinander kommunizieren können und im Wesentlichen auch ihre Kooperation selbstbestimmt organisieren. Überall dort, wo Chefs „hineinregieren“ und nicht mit-kooperieren, klemmt es.

Als konkretes Beispiel für ein nichtkapitalistisches Projekt habe ich selbst den Beginn des Lastenrad-Projekts in Berlin miterlebt (www.werkstatt-lastenrad.de) und ich verfolge dessen Fortgang weiterhin, wenn auch leider nur aus der Ferne. Der Ausgangspunkt war hier das Bedürfnis nach Fahrrädern, mit denen Lasten, wie z.B. Gartenwerkzeuge oder ähnliches transportiert werden können – vor allem auch für den Austausch zwischen bereits vorhandenen Garten- oder anderen Projekten. Von Anfang an waren Menschen u.a. aus den Niederlanden, anwesend, die solche Räder bereits kennen, erprobt haben und ihre Zusammenarbeit anboten.

Meiner Erfahrung nach sind solche Projekte in großen Städten, wie Berlin, natürlich wesentlich einfacher, weil genügend Interessenten mit einem breiten Spektrum an Erfahrungen und Kenntnissen zusammen kommen können. Da tun wir uns zum Beispiel in Jena viel schwerer.

Was das Expert_innentum betrifft, zeigen hier die Erfahrungen, dass es oft nicht auf irgendeinen formalen Bildungsabschluss ankommt, sondern auf die Pfiffigkeit der Beteiligten. In DDR-Erfinderschulen wurde davon gesprochen, dass es darauf ankommt, nicht die kompliziertesten, sondern eben jeweils „raffiniert-einfache Lösungen“ zu finden – solche sehe ich bei den Lastenfahrrädern.

C.S.: Spezialisierung und Arbeitsteilung sind kein exklusives Merkmal kapitalistischer Produktion – die Vorstellung, dass ohne Kapitalismus/Geld als Vermittlungsinstanz jede_r quasi nur auf sich selbst gestellt wäre und mehr oder weniger „alles selber machen müsste“, ist bloß ein weitverbreiteter Mythos. Bei Peer-Produktion basieren Spezialisierung und Arbeitsteilung auf der „Selbstauswahl“ der Beteiligten – es gibt öffentlich einsehbare Listen der zu erledigenden Aufgaben und jede_r entscheidet selbst, ob, wo und wie sie sich einbringt. Dabei kommt es aber auch auf das Vertrauen der anderen an – diese müssen eine_r zutrauen, die Aufgabe auch gut zu erledigen. Peer-Produktion ist dabei „anti-credentialist“, wie Michel Bauwens es ausdrückt: Vertrauen gewinnt man nicht durch formale Zertifikate und Diplome, sondern dadurch, dass man die eigenen Fähigkeiten praktisch unter Beweis stellt.

W.R.: Ihr sprecht davon – und Ihr weist in Euren Überlegungen ja auch immer wieder darauf hin, dass sich die Commons-Netzwerke gegenwärtig im „Übergang von der Peer-Produktion rein immaterieller Güter, z.B. Software oder Inhalte, zur Peer-Produktion von materiellen Gütern“ befinden (Schlemm/Siefkes 2009). Wo seht Ihr in diesem Prozess zugleich Schwierigkeiten oder Hindernisse?

A.S.: Die Hindernisse haben natürlich viel damit zu tun, dass hier materielle Ressourcen ins Spiel kommen. Mit den „Abfällen“ der verschwenderischen kapitalistischen Produktion kann man zwar auch schon einiges anfangen (zum Beispiel in Selbsthilfeprojekten und Umsonstläden, siehe Arbeitskreis Lokale Ökonomie Hamburg, www.ak-loek.de). Aber es gelingt uns (noch?) nicht, beispielsweise die jetzt stillgelegten Solarfabriken als Kooperative zu übernehmen, weil die Produktionskosten einfach nicht aufzubringen wären.

C.S.: Deshalb setzt Peer-Produktion weniger darauf, die vorhandenen Produktionsmittel zu „übernehmen“ und in Eigenregie weiterzuführen, und mehr darauf, eigene, neuartige Produktionsmittel und Produktionsstrukturen aufzubauen, die dezentraler sind und in der die Arbeitsprozesse auf eine Weise organisiert werden, die sie für Freiwillige attraktiv macht. Arbeitsabläufe und interne Struktur der Wikipedia beispielsweise sind völlig anders als die des Brockhaus-Verlags, obwohl beide eine Enzyklopädie erstellen. Das Herausfinden der richtigen Struktur für erfolgreiche Peer-Produktion ist dabei oft eine der größten Herausforderungen. So krankte der Wikipedia-Vorläufer Nupedia noch daran, dass man sich zu sehr am herkömmlichen Entstehungsprozess von Enzyklopädien orientiert hatte, weshalb das Projekt zunächst nicht in die Gänge kam. Auch bei materieller Produktion wird es darauf ankommen, die für Peer-Produktion passenden Strukturen, Arbeitsorte und Abläufe zu finden, wobei wir da noch ganz am Anfang stehen.

W.R.: Sabine Nuss (2006, 2007) macht in ihren Arbeiten darauf aufmerksam, dass mit der Open Source-Bewegung zwar eine Alternative zur kapitalistischen Produktionsstruktur sichtbar wird, diese aber eben nicht per se schon eine Alternative darstelle – weil ein Open Source-Produkt ja auch eine leistungsfähige Software darstellt, die im kapitalistischen Produktionsprozess wieder vernutzt werden kann.

A.S.: Dass sie „per se schon eine Alternative darstelle“, hat wohl auch niemand vertreten. Dass sie auch im kapitalistischen Produktionsprozess wieder vernutzt werden kann, sehe ich aber nicht als das Hauptproblem oder als wichtigstes Gegenargument gegen ihre „Keimform“-Funktion an. Selbstverständlich werden auch andere wichtigere Momente des Neuen, wie die veränderten Bedürfnisse und Fähigkeiten der Menschen, immer wieder krampfhaft in die kapitalistischen Formen gepresst. Gerade in der beruflichen Praxis zeigt sich häufig, dass diese in Lohnarbeitsformen eingepressten Fähigkeiten weit unterfordert werden bzw. weitgehend leer laufen.

C.S.: Dass Freie Software im kapitalistischen Produktionsprozess genutzt wird, spricht nicht dagegen, dass sie zugleich den Keim einer Alternative dazu darstellt. Um eine Aussicht auf Verallgemeinerung zu haben, muss eine Produktionsweise ja in jedem Fall „nützliche Dinge“ herstellen können, und dass diese Dinge (ob Software oder anders) dann auch für kapitalistische Firmen nützlich sein können, ist nicht weiter überraschend. Das aus der Kritischen Psychologie stammende „Fünfschritt-Modell“ gesellschaftlicher Veränderungen geht sogar davon aus, dass das Neue (die Keimform) zunächst auch nützlich für das Alte sein muss, um überhaupt die Chance zu haben, sich soweit entwickeln zu können, dass es das Alte irgendwann ablösen kann.

Das wird dann „doppelte Funktionalität“ genannt: einerseits muss die Keimform im Rahmen der alten Logik funktional sein, um sich überhaupt so weit verbreiten zu können, dass sie dem Alten irgendwann gefährlich werden kann. Andererseits muss sie im Kern ihrer eigenen Logik mit der alten Logik unvereinbar sein, so dass das Alte sie sich nicht einfach komplett einverleiben kann (siehe keimform.de/2011/faq-zum-fuenfschritt-und-zum-keimform-ansatz/). Freie Software und freie Kulturgüter wie die Wikipedia sind bei aller Nützlichkeit für Firmen zugleich im Kern inkompatibel zur kapitalistischen Logik: sie werden produziert, um Bedürfnisse zu befriedigen, nicht um Profit zu machen; und sie werden in erster Linie von Freiwilligen produziert, die selbst entscheiden, ob, wo und wie sie sich einbringen, nicht von Lohnarbeiter_innen, die sich damit ihr Brot verdienen und den Weisungen ihrer Vorgesetzten folgen müssen.

W.R.: In welcher Weise lässt sich also die Peer-Produktionsdebatte auch als Teil der Commons-Debatte lesen? Nur dann, wenn auch die Eigentums- und damit die Steuerungsaspekte mit in den Blick genommen werden? Und was könnte das heißen?

A.S.: Ich denke nicht, dass Peer-Produktion und Commons sich wechselseitig wie Ganzes und Teile verhalten. Weder ist das eine Teil des anderen, noch anders herum. Wenn es um Commons geht, wird der Aspekt der kollektiven (Selbst-)Organisierung des Umgangs mit den Ressourcen, Mitteln und Gütern betrachtet, die Peer-Produktion betont den Aspekt der Herstellung unter sozial herrschaftsfreien Bedingungen. Gemeinsam ist ihnen das Fehlen von sozialer Herrschaft.

Das Eigentum ist die rechtliche Form der sozialen Verhältnisse: Es geht um das „bewußte Verhalten […] zu den Produktionsbedingungen als den seinen“ (MEW 42: 401), wobei dieses Verhalten in bestimmten sozialen Verhältnissen stattfindet bzw. sie konstituiert. Die Frage des Umgangs mit den vorhandenen Produktionsbedingungen (auch den selbst hergestellten) wird bei den Commons betont – dass dieses bewusste Verhalten sich „erst verwirklicht durch die Produktion selbst“ (ebd.) bei der Peer-Produktion. Insoweit Eigentum als identisch betrachtet wird mit dem Ausschluss der Menschen von den von ihnen selbst produzierten Gütern und Mitteln, bedeuten Commons und Peer-Produktion die Abschaffung dieses Eigentums.

Diejenigen Ressourcen, Mittel und Güter, die ständig durch menschliche Arbeit reproduziert werden, müssen nicht nur aus den Händen der Produktionsmitteleigentümer befreit werden – sondern die Freie-Software-, Commons- und Peer-Produktionsdebatte geht zum großen Teil davon aus, dass es möglich ist, außerhalb des kapitalistischen Lohnarbeitsprozesses solche Güter neu herzustellen und sie der kapitalistischen Aneignung zu entziehen (bei der Freien Software oder den Freien Kulturgütern z.B. durch die [Creative-Commons-]Lizenzen).

Die theoretische Möglichkeit dafür wird sichtbar, wenn man annimmt, dass es neben und außerhalb der im kapitalistischen Lohnarbeitsprozess vernutzten Arbeitskraft weiteres Arbeitsvermögen gibt, das für die Entwicklung dieser neuen Güter und auch der neuen Verhaltensweisen und Beziehungen aufgewendet wird. Dass bei Marx nur die „Arbeitskraft“ thematisiert wird (und mitunter auch „Arbeitsvermögen“ genannt wird), ist der z.B. im „Kapital“ bewusst eingeschränkten Thematik zuzuschreiben. Dort geht es nicht um sich weiter entwickelnde allgemein-menschliche Möglichkeiten, sondern lediglich um die Erklärung der Funktionsweise der kapitalistischen Gesellschaftsform, in der das Arbeitsvermögen lediglich als Arbeitskraft behandelt wird.

Auf diese Weise ist die Schaffung von Ressourcen, Mitteln und Gütern „neben“ dem kapitalistischen Produktionsprozess zugunsten von darüber hinausweisenden neuen Lebens- und Produktionsweisen möglich. Da diese neuen Praxisformen versprechen, subjektiv befriedigender, ökologisch nachhaltiger und letztlich auch produktiver (sofern nicht die „Kapitalverwertungsproduktivität“ zählt) zu sein, werden alle Produktionsbedingungen, die nur zum veralteten Produktionssystem gehören (wie die allermeisten Fließbandtaktstraßen), unbedeutend und brauchen nicht mehr „enteignet“ zu werden, sondern sie gehören, wie z.B. die Rüstungsproduktion und die Produktion von absichtlich schnell verschleißenden und umweltschädlichen Gütern – höchstens unschädlich gemacht.

Während die von der Freien Software ausgehende bzw. mit ihr eng verbundene Peer-Produktionsdebatte diese Neuschaffung der Produktionsbedingungen betont, entstammt die Commonsdebatte stärker den realen Abwehrkämpfen gegen die Privatisierung von natürlichen Ressourcen durch den Kapitalismus. Hier geht es in direkter Weise um den Kampf gegen die Privatisierung und um die „Enteignung der Enteigner“ dieser Ressourcen. Beide Aspekte dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern sie sind bewusst in Verbindung zu bringen – theoretisch wie praktisch.

C.S.: Peer-Produktion setzt Commons voraus, da nur auf ihrer Grundlage eine „Herstellung unter sozial herrschaftsfreien Bedingungen“ möglich ist – sind die Produktionsmittel das Eigentum weniger, entstehen einseitige Abhängigkeitsverhältnisse zu diesen Eigentümer_innen und mit der gleichberechtigten „Peer“-Produktion ist es zwangsläufig vorbei. Deshalb ist der erste Schritt erfolgreicher Peer-Projekte jeweils der Aufbau oder die Aneignung eines Commons (Freie Software, Wikipedia etc.), auf dessen Grundlage dann weiter produziert werden kann und das seinerseits von den Peer-Produzent_innen gepflegt und weiter ausgebaut wird.

Umgekehrt sind an Commons nicht zwangsläufig nur „Peers“ beteiligt – Beispiel für Commons ohne Peer-Produktion wäre die mittelalterliche Allmende, wo sich die Bauernfamilien das Land teilen, die Arbeitsteilung innerhalb der einzelnen Familien aber patriarchal und herrrschaftsförmig erfolgt. Ein Element von Peer-Produktion ist aber auch hier zwangsläufig vorhanden, zumindest die einzelnen Familien bzw. „Familienväter“ müssen sich zueinander als Peers verhalten, andernfalls könnte man überhaupt nicht sinnvoll von Commons/Allmende sprechen.

Commons und Peer-Produktion lassen sich also nicht voneinander trennen, fallen aber auch nicht zwangsläufig zusammen. Auch ich sehe erst in der erfolgreichen Verbindung beider Elemente den Schlüssel zu einer neuen Produktionsweise, die dem Kapitalismus tatsächlich gefährlich werden kann.

W.R.: Danke Euch für die Diskussion!

Literatur

Nuss, Sabine 2006: Copyriot & Copyright: Aneignungskonflikte um geistiges Eigentum im informationellen Kapitalismus. Münster: Westfälisches Dampfboot.

– 2007: Open Source. In: Brand, Ulrich/Lösch, Bettina/Thimmel, Stefan (Hrsg.): ABC der Alternativen. Von „Ästhetik des Widerstands” bis „Ziviler Ungehorsam”. Hamburg: VSA-Verlag, S. 148ff.

Schlemm, Annette/Siefkes, Christian 2009: Commons-Netzwerke. In: Contraste Nr. 292.

From: keimform.deBy: Christian SiefkesComments

What we must do

For many years before we started the Life Without Money book site and this blog, we had a MoneyFreeZone site, which was taken down last month. However, 'What we must do', a short summary of ideas discussed on the MoneyFreeZone site and in our book, can be found on the Demonetize It! site here.

A German translation, by Andreas Exner, of 'What we must do', also appears on the Social Innovation Network site. The German version is 'Geldfreie Ökonomien global und lokal: Der einzige Weg zu weltweiter Nachhaltigkeit?' and can be found here.


This is a short extract from 'What we must do':

The transition to a world without money — which is only to say that the conditions are laid for humans to establish communities based on social justice and environmental sustainability — would be created by, on the one hand, diminishing production and exchange based on a monetary, capitalist rationale and, on the other hand, progressively taking over production and exchange using non-monetary compacts. Collectively, our actions would weaken a reliance on capitalist practices and strengthen networks of compacts as alternative forms of governance, production and exchange.
How to synthesise tactics within mainstream structures and strategies pursued outside them and create a bridge, a continuum, between reforms and revolution is the greatest challenge. It will only be possible by adopting a common strategy of instituting non-monetary forms of political, social and cultural relations within a vision of a money-free society to enable people to produce and exchange transparently on the basis of use-values, i.e. directly expressing principles related to social justice, and enabling the establishment of environmentally sustainable practices. Thus we must decide on compromises regarding the best possible way forward to achieve the ultimate vision as quickly and as permanently as possible. 

Another World is Possible (Possibly)

The Greens NSW GreenVoice (Autumn 2102, p. 6) broadsheet had a review of Life Without Money. We reprint 'Another World is Possible (Possibly)' with permission of the author, Hall Greenland (who retains copyright):

In 2003 the cultural critic Fredric Jameson famously observed that it was easier to imagine the end of the world than the end of capitalism. The bad news is that the first part of that observation is now even truer: the degradation of our ecosystem has accelerated in some important respects.
The better news is that the second part is no longer as true as it was. People are again imagining the end of capitalism. The book under review is part of a growing genre of post-capitalist imaginings. Clearly the recent and continuing failures of capitalism are feeding this search for alternatives. But another and more compelling reason is that people are making the link between planetary eco-disasters and consumer capitalism. All ten contributors to this remarkable book insist on the link between the current economic system — with its money, markets and insatiable growth — and the exhausting of the planet. While other books spell this out more persuasively, the purpose of this collection is to begin to tease out the possibilities of a different economy and a sustainable relationship between society and nature.
All their prescriptions emphasise more democracy, local and regional self-sufficiency, more exchanges not dependant on money, and global equality and sharing. The contributors do this from a variety of starting points. While Ariel Salleh, for instance, draws inspiration from earlier and indigenous societies, John O’Neill (Professor of Political Economy at Manchester University) takes us back to the key economic debates of a century ago when Otto Neurath argued with Friedrich Hayek about whether non-market socialism or gung-ho market capitalism offered the best road to human happiness. Over the past 30 years Hayek’s neo-liberal ideas have been given a burl with the currently observable disastrous results; now might be Neurath’s turn. Other contributors draw inspiration from the cooperative ideas of Kropotkin, the scattered remarks of Marx on the future society and experiments like Spanish anarchist collectives, Yugoslav self-management and ‘intentional’ communities.
Even when sketching out the most utopian scenarios, there is an exciting can-do optimism in Life Without Money. But it does underplay the challenges that face those of us who see the need for a great transformation if we are able to arrive at a just and sustainable world. One of these is to convince people in countries like Australia to accept a materially simpler lifestyle. If we are going to save the planet, the over-consumption of rich societies must end to allow development of poorer ones.
This idea (known as ‘contract and converge’ and widely supported by ecologists) is a big ask and involves tackling consumerism. The buying of stuff now appears to be the way many people establish their identity and status, give meaning to their lives and express themselves. It also satisfies our addiction to novelty. The authors seem to assume that a rational realisation of ecological limits will lead people to give up incessant shopping and throw themselves into free time, cooperation, art, spirituality, family life, a sense of community and equality. That’s a huge assumption.
But if you thought that this search for a more sustaining life was something that only preoccupies Greens, Buddhists, radical Christians, anarchists and eco-socialists, you’d be wrong. The Sydney Morning Herald is now touting a ‘national wellbeing index’ to measure Australia’s progress (or lack of it). Gross Domestic Product is only one element in the index – others being equality, education, health and the state of the environment.
When a mildly liberal newspaper is looking beyond how much stuff is sold to gauge human progress, then a book like Life Without Moneymay be the canary in the mine, signalling it’s time to come up for some fresh air and new thinking.

Gleichheit ist Grün und Rot

[ursprünglich erschienen in: Luxemburg 3/2012] [via] von Andreas Exner Der Diskurs der Ökologie leidet an Schizophrenie. Während die einen ihn mit Wachstum koppeln, pochen die anderen auf Verzicht. Beides ist falsch. Stattdessen trifft die Wahrheit: Eine ökologische Wende zum Vorteil … Continue reading
From: social-innovation.orgBy: Andreas ExnerComments

2012 Nobel Prize for Economics

Here's a reprint of the post that Adam Buick, contributor to Life Without Money, wrote for the Socialism of Your Money Back blog (16 October 2012):
Sometimes the Nobel Prize for Economics is awarded to someone who has made a useful contribution rather than providing ideological justification for some government policy within capitalism.

For instance, in 1998 it went to Amartya Sen whose work had shown that famines are not caused by an absolute shortage of food but by a collapse in the ability of some people to buy or exchange something for food. In 2009 it went to Elinor Ostrom, whose research exposed the myth of “the tragedy of the commons” by showing that in practice where commons existed they had been managed by the community and did not break down through the self-defeating selfish behaviour of those have access to them.

This year this prize has between awarded to two people, one of whom denies that he is an economist, for the study of transactions “where price is not an issue”. Something that could be socially useful as socialism will be a society where price won’t be an issue

According today's the Times:

“Their studies helped to improve efficiency in markets where price was not an issue, matching doctors to hospitals, students to dorm rooms and organs to transplant patients.
It led ultimately to the creation of kidney exchanges, where donors could save a relative even where there was no biological match. In essence, a husband wanting to save his wife by donating a kidney but whose blood is not compatible instead donates to a stranger, whose own relative donates back to the man's wife.
Such matching arrangements are essential in most Western countries where organ-selling is illegal, and the free market cannot do the normal work of resource allocation.”

and

“Professor Shapley, who is 89, began the theoretical spade-work in the 1950s and 1960s, using game theory to analyse different matching methods. In the 1990s, Professor Roth, now 60, working independently, applied similar theories to more practical matters, helping to allocate student doctors to particular hospitals and later providing the theoretical underpinning to streamline organ donation. Professor Roth is regarded as an authority on a field known colloquially as ‘repugnance economics’ — in essence, the study of transactions where the application of the price mechanism is regarded as morally repugnant, such as the sale of body parts, sperm and eggs, prostitution and even dwarf-throwing.”

''Repugnance economics", is that the socialist answer to the "Economic Calculation Argument"?
Adam refers us to the Economist's View blog too, where Arindrajit Dube has a post, 'A Nobel for planning'?, which explores how, confusingly, 'exchange' has come to mean both market and non-market activities.

Mythos Geld

Post from: Streifzüge. Liebe Leute: Allein hier zu schreiben, dass wir ein Leben ohne Geld wollen, kostet welches. Wer unsere Texte mag, soll dazu beitragen, dass sie hier (ent)stehen können. Wenn wer sich’s leisten kann. Eh klar. Dann aber seid so lieb: Her mit der Marie! Löst uns aus!



Mythos Geld

Ein Diskussionsanstoß in 5 Akten

Streifzüge 54/2012
von Andreas Exner

(Erstmals erschienen in: SOL Nr. 126, 2006, S. 16-20; www.nachhaltig.at)

Ein Leser meint: Eine Welt ohne Geld wäre schön, doch eine schöne Welt ohne Geld sei unmöglich. Also, brauchen wir Geld oder brauchen wir Geld nicht? Im Folgenden behandle ich fünf Fragen zum Thema Geld. Als Überschriften dienen mir die wichtigsten Antworten darauf. Es spricht einiges dafür, dass es dabei um Mythen geht.

Mythos 1: Geld ist ein neutrales Mittel zum Zweck

Wir alle gebrauchen Geld tagtäglich. Weil wir beinahe nichts ohne Geld bekommen oder tun können, neigen wir zur Ansicht, Geld sei ein neutrales Mittel für einen vernünftigen Zweck. Tatsächlich müssen wir es uns ja buchstäblich leisten können, einmal nicht ans Geld zu denken. In einer Gesellschaft, in der Geld das Scharnier der sozialen Beziehungen ist, liegt das auf der Hand. Auf der Hand liegt damit aber auch, dass das Geld lediglich Mittel für einen Zweck ist, den es selber erst in die Welt setzt: Wer kaufen muss, will kaufen können.

Von der Seite der Konsumentin her gesehen ist Geld bloßes Mittel, um zu kaufen. Der Zweck des Kaufs ist hier nicht Geld, sondern Ware. Betrachten wir den Kaufakt dagegen mit den Augen eines Unternehmers, so ist sein Zweck das Geld. Er will mehr davon, als er ausgegeben hat, um die Waren herstellen zu lassen. Ansonsten macht die Aktion für ihn keinen Sinn. Denn von der Anerkennung der Kunden oder der Zufriedenheit seines Personals kann er sich nichts kaufen; weder Brot noch Yachten noch neue Maschinen, die es ihm erlauben, die Produktivität zu steigern, um in der Konkurrenz bestehen zu können. In diesem Prozess der Geldvermehrung sind menschliche Bedürfnisse und ökologische Grenzen zweitrangig. Deshalb ist Geld nicht vernünftig.

Gemacht wird folglich nicht, was machbar ist. Vielmehr entscheiden darüber Gewinn und Finanzierbarkeit. Denn Geld hat eine Botschaft: Du bist nichts, solange du nicht kaufen kannst. Tatsächlich erkennen wir einander nicht als Menschen an, sondern nur als Zahlende. Primär missverstehen wir uns als Getrennte. Erst in zweiter Linie verbindet uns das Geld. Deshalb ist Geld nicht neutral.

Mythos 2: Geld ist gut, nur die Gier danach ist schlecht

Das Streben nach Gewinn liegt nicht in der Natur des Unternehmers, sondern in der des Geldes. Nicht die Gier treibt ihn dazu, Gewinn zu produzieren. Die Ursache ist auch nicht die Gier der Banken. In Wahrheit gründet die Gewinnsucht darin, dass Geld für nichts gut ist. Es befriedigt keinerlei konkretes Bedürfnis. Geld kann man weder essen noch trinken, weder fühlen noch schmecken, noch sehen oder hören. Geld als Geld ist eine nackte Zahl (auf einem Schein, einer Münze oder am Konto). Es verkörpert den „reinen Reichtum“ – einen sehr eigentümlichen „Reichtum“, der von allem Irdischen „gereinigt“ ist. Geld ist daher ein Produkt, das als solches gar nicht befriedigen kann. Gier und Sucht provoziert es mit Notwendigkeit.

Der Unterschied ist himmelhoch: Brot stillt Hunger, Mensch will Brot; Geld dagegen will quasi bloß sich selbst. Der Hunger nach Geld ist rein abstrakt. Auch das beste Menü lässt diesen Hunger unberührt. Betrachten wir eine Speisekarte, so bestellen wir, was auf der linken Seite steht, nicht das auf der rechten. Genau deshalb ist dieser spezielle Hunger maßlos, rastlos, endlos. Geld unterscheidet sich von sich selbst ja nur der Menge nach. Aus eben diesem Grund wird aus Geld Kapital – Geld, das sich vermehrt. Der Hunger danach, Geld zu vermehren, ist maßlos: Denn an sich selbst findet Geld kein Maß. Warum soll ein Gewinn von 10 Prozent ausreichen, wenn auch einer von 10,5 Prozent möglich wäre? Rastlos ist dieser Hunger noch dazu: Anders als der Hunger unserer Sinne ist er durch nichts und niemanden und niemals zu stillen. Warum auch soll ein Unternehmen z.B. nur alle fünf Jahre Gewinn machen wollen? Und schließlich ist dieser Hunger endlos: An sich selbst findet Geld keine Grenze. Warum sollte ein Kapital von 1 Million Euro ausreichen, wenn wir es auf 1 Million Euro und 2 Cent erhöhen können … und so weiter. Selbst wenn ein Unternehmer dieser Geldlogik nicht folgen will, so erzwingt es doch die Konkurrenz.

Mythos 3: Arbeitsteilung benötigt Geld

Kommt die Rede auf Sinn und Zweck des Geldes, so ist oft zu hören, dass ohne Geld erstens keine Arbeitsteilung möglich sei, und dass zweitens Wohlstand gerade auf einer starken Teilung der Arbeit basiert, wie erst das Geld sie ermögliche. Tatsächlich hat der überwiegende Teil der heutigen Arbeitsteilung allein den Sinn, Geld zu machen. Auch ist es richtig, dass sich die Arbeitsschritte extrem vermehrt und die Transportwege massiv verlängert haben – wir wissen, dass dies in ökologischer und sozialer Hinsicht problematisch ist.

Ein gewisser Grad an Arbeitsteilung ist sicherlich in vielen Fällen sinnvoll. Dass es ohne Geld keine Arbeitsteilung gäbe, stimmt aber nicht. Zu den sozialen Zusammenhängen, die Arbeitsteilung ohne Geldverkehr organisieren, zählt nicht nur die Familie sowie die Wohn- oder Dorfgemeinschaft. Auch beschränken sich Arbeitsteilungen ohne Geldverkehr nicht auf die ungeheure Vielfalt vor- und nicht-moderner Gesellschaften, die weltweit existiert haben und zum Teil noch existieren. Die besten Beispiele von Arbeitsteilung ohne Geldverkehr sind vielmehr die kapitalistischen Unternehmen selbst. Innerhalb einer Fabrik oder in einem Büro wird bekanntlich weder getauscht noch bezahlt. Intern beruht ein Unternehmen vielmehr auf der Kooperation. Die Geldwirtschaft freilich führt dazu, dass Kommando- und Konkurrenzbeziehungen die innerbetriebliche Kooperation überlagern.

Dass Arbeitsteilung nicht des Geldes bedarf, lässt sich noch an vier weiteren Beispielen zeigen. Erstens am Phänomen der Freien Software-Produktion (Stichworte: Linux, Wikipedia). Dabei arbeitet weltweit eine große Gruppe von Menschen an einem hoch qualitativen, komplexen Produkt – ohne damit Geld zu verdienen, ohne einander persönlich zu kennen. Zweitens zeigt der bedeutsame und vielfältige Bereich des Ehrenamts, in welchem Ausmaß notwendige und sinnvolle Arbeiten auch ohne Geldverkehr und -erwerb geteilt werden können. Ein drittes Beispiel sind die so genannten Reduktionen in Paraguay zur Zeit des „Jesuitenstaats“ im 17. Jhdt. Sie sind zwar kein Vorbild für eine egalitäre Gesellschaft, doch beweisen sie, dass prinzipiell nicht nur eine Arbeitsteilung, sondern auch eine Güterverteilung ohne Geld möglich ist. Die Reduktionen versorgten über 200.000 Menschen und stachen zu ihrer Zeit durch ihren Wohlstand hervor. Ein viertes Beispiel bieten uns die israelischen Kibbuzim. Das Sozialgefüge dieser Produktions- und Lebensgemeinschaften, die jeweils bis zu 2.000 Menschen umfassen, basierte jahrzehntelang und in wesentlichen Zügen auf einer Kooperation ohne Geld. Insbesondere in ihrer Blütezeit wurde die Produktion (ab den 1950er Jahren auf höchstem technischen Stand), die Teilung der Arbeit und die Verteilung der Güter innerhalb des Kibbuz weitestgehend ohne Geld kollektiv organisiert. In den 1960er Jahren, als der Niedergang der ursprünglichen Kibbuzidee einsetzte, lebten rund 80.000 Menschen in mehr als 200 Kibbuzsiedlungen. Jeder dieser vier beispielhaften Ansätze hat bzw. hatte natürlich mit einer Reihe von Schwierigkeiten zu tun. Doch sind diese im Wesentlichen auf die ungünstigen Außenbedingungen zurückzuführen, die von der Geldwirtschaft bestimmt sind. Sie wären überwindbar (gewesen).

Obwohl die Arbeitsteilung wichtig ist, dürfen wir ihren Nutzen aber auch nicht überschätzen. Die Produktivität etwa hängt nur zu einem Teil davon ab, mindestens ebenso wichtig ist die Kooperation. Die entscheidende Rolle aber spielen die Maschinen. Die moderne Produktivität ruht auf dem Wissen, das in ihnen steckt, und auf der fossilen Energie, mit der wir sie (noch) betreiben.

Mythos 4: Der Zins ist schuld

Eine Frage liegt nun wohl einigen auf der Zunge: „Aber ist nicht der Zins das eigentliche Übel, Geld hingegen gut?“ Lasst uns die Sache näher ansehen. Um zu verstehen, wie Geld, Gewinn und Zins zusammenhängen, ist eine formelhafte Darstellung hilfreich. Wir stellen dazu dar: die Ware (mit Preisen versehene Güter und Dienstleistungen), G für das Geld und „G + Gewinn“ für den Zuwachs an Geld über die vorgeschossene Summe G hinaus. Der Geldzuwachs bildet den Unternehmergewinn. Der einfachste Fall des Produktionsprozesses in einer Geldwirtschaft sieht dann aus wie folgt:

Geld wird ausgegeben, um bestimmte Waren (Produktionsmittel und Arbeitskraft) zu kaufen. Der Verkauf der produzierten Ware ergibt einen Rückfluss an Geld. Wir haben zuvor schon gesehen, dass dieser Vorgang nur dann einen Sinn ergibt, wenn die Einnahmen die Ausgaben übersteigen, wenn also nicht nur G, sondern „G + Gewinn“ herauskommt. Aber diese formelhafte Darstellung ist noch unvollständig. In der Regel wird nämlich das Kapital – Geld also, das sich vermehrt – von Geldkapitalisten (Banken, Fondsverwaltern) vorgeschossen. Mit dem geborgten Kapital lässt ein Unternehmer schließlich Waren produzieren. Die ergänzte Darstellung sieht aus wie folgt:

Wer Geld zur Bank trägt, hat in der Regel nicht diesen Gesamtprozess der Warenproduktion vor Augen, wie er sich am Konto positiv zu Buche schlägt. Unser Blick ist vielmehr auf einen kleinen Ausschnitt beschränkt: Aus G wird „G + Sparzinsen“ (der erste „Geldkreislauf“ in der grafischen Darstellung). Es sieht deshalb so aus, als würde Geld Geld machen, quasi aus dem Nichts, so als würde Geld „arbeiten“. Tatsächlich aber wird das Geld in Form von Kredit bloß vorgeschossen, um Arbeitskraft in der Warenproduktion vernutzen zu können. Die Arbeitskraft braucht nur einen Teil der Arbeitszeit, um ihre eigenen Kosten einzuspielen, schafft also mehr Wert, als sie selbst hat. Sie produziert Mehrwert, einen Profit. Der Unternehmer erhält davon einen Teil, seinen Gewinn. Der andere Teil wird an die Geldkapitalisten als Zins (oder als Aktiendividende) bezahlt. Dies ist der Preis für jenes Geldkapital, mit dem er seinen Gewinn produzieren konnte.

Übrigens geben die Banken heute nicht bloß Geld, das die Sparerinnen bei ihnen anlegen, an die Unternehmen weiter, wie die vereinfachte grafische Darstellung suggeriert. Die Banken „schöpfen“ vielmehr selber Geld (Buchgeld), indem sie Unternehmen, die sie als profitabel einschätzen, Kredite gewähren (in Gestalt von Sichteinlagen). Allerdings müssen die Kredite der Geschäftsbanken zu einem gewissen Teil durch Bareinlagen von Sparerinnen oder durch Verschuldung bei der staatlichen Zentralbank gedeckt sein.

Im Unterschied zu Unternehmenskrediten sind Konsumentinnenkredite – geldwirtschaftlich betrachtet – unproduktiv. Sie werden ja nicht als Kapital genutzt, sondern für den Konsum verausgabt. Die Schuldnerinnen haben davon keinen finanziellen Vorteil. Für den Unternehmer aber sind Kredite in der Regel nicht nur rentabel, sondern notwendig, um in der Konkurrenz zu bestehen. Er profitiert, gerade weil er Schuldner ist. Denn je größer das investierte Kapital, desto größer auch der potenzielle Gewinn. Deshalb gehört zur Geldwirtschaft mit Notwendigkeit der Zins. Ihre Übel sind, wie schon zuvor gezeigt, nicht durch den Zins bedingt. Der Zwang zum Wachstum folgt ebenso aus der „Geldnatur“ wie die Konkurrenz. Zusammen bewirken diese beiden Dynamiken schließlich auch, dass die Reichtumsschere immer weiter aufgeht (wer Geld als Kapital anlegen kann, bekommt noch mehr davon usw. ).

Mythos 5: Kein Kloputz ohne Geld

Wenn bestimmte Arbeiten derart qualvoll oder unattraktiv sind, dass sie niemand übernimmt, ohne dazu gezwungen zu werden, dann müssen wir diese Arbeiten besser organisieren. Nehmen wir den (sehr wahrscheinlichen) Fall, dass sich niemand freiwillig dazu bereit findet, über Jahre hinweg den ganzen Tag Klos zu putzen. Was spräche dagegen, dass die Benützer selbst die Reinigung unter sich organisieren?

Welche Gesellschaftsform wollen wir mit dem Argument verteidigen, dass sie nur funktioniert, wenn es den – alles andere als notwendigen – Zwang gibt, Geld zu verdienen und auszugeben; dass sie nur funktioniert, wenn „Chefs“ so genannte Beschäftigte kommandieren; unter der fortgesetzten Drohung der Verarmung, ja des Hungers, letztlich gar des Todes? Ist dies eine Welt, die wir unseren Kindern hinterlassen wollen? Ist dies eine Welt, die wir selbst für gut und richtig halten? Niemand von uns wird glauben, wir seien in verschiedene Klassen geboren, wonach es – um bei einem krassen, gleichwohl alltäglichen Beispiel zu bleiben – „Chefs“ gibt, unter deren „Würde“ es ist, ihr eigenes Klo zu reinigen, und „Beschäftigte“, deren einzige Arbeit darin bestehen muss, den Schmutz von anderen wegzuräumen.

Damit ist übrigens nicht gesagt, dass es nicht auch erfüllend oder interessant sein kann, eine Zeit lang Reinigungsaufgaben zu erledigen. Die Arbeitsmotivation hängt von vielen Faktoren ab. Nicht einmal in der Geldwirtschaft ist das Geld dafür der (allein) entscheidende Faktor. Ebensowenig brauchen wir Geld, um soziale Institutionen und Entscheidungsprozesse zu kontrollieren. Das Geld zu kontrollieren ist dagegen ausgesprochen schwierig, ja, im Licht der jahrhundertelangen Geschichte der Geldwirtschaft meine ich sogar: Es ist unmöglich. Allemal leichter ist wohl, das Leben in einer Gesellschaft ohne Geld zu organisieren.

Was folgen könnte

Wenn die Aussagen in den Titeln der fünf vorangegangenen Abschnitte tatsächlich Mythen sind, welche Schlüsse können wir daraus ziehen? Zuerst einmal, so können wir schließen, gibt es vor allem eine Rechtfertigung für die Geldwirtschaft: dass sie nun einmal existiert und unser Leben eben prägt. Sie ist nicht nur ein Zwang, sondern auch eine Gewohnheit. Zwang und Gewohnheit sind letztlich – in Anbetracht der globalen Herausforderungen – allerdings nur schwache Argumente dafür, an der Geldwirtschaft noch weiter festzuhalten. Sehen wir zweitens, dass diese Wirtschaftsform Konkurrenz, Wachstum, extreme Benachteiligungen und vielfache Zerstörung produziert, so wäre es wichtig zu überlegen, wo und wie wir Auswege öffnen können.

Die Geschichte zeigt, dass es nicht möglich ist, die Übel der Geldwirtschaft durch staatliche Planung zu überwinden. Der Realsozialismus etwa hat zu diesem Zweck ein politisches Ungeheuer hervorgebracht. Mit dessen Hilfe verfolgte er ein quantitatives, in Geld bemessenes Wachstumsziel. Den „Geldegoismus“ jedoch wollte er mit bürokratischen Zügeln bremsen und mit Gewalt lahmlegen. So legte er aber zugleich den inneren Zwang zum Wachstum still, ebenso wie den Zwang zu der in Geld gemessenen „Effizienz“, die in einer Geldwirtschaft normalerweise wirken. Wachstum und (monetäre) „Effizienz“ musste der realsozialistische Staat deshalb mittels äußerem Zwang, d.h. bürokratisch anordnen. Dies hatte nur begrenzten Erfolg und zeigte zudem einige unerwartete, dafür umso schwerer wiegende Negativfolgen. Auch die Versuche, staatliche Planung bzw. Wirtschaftslenkung mit marktlicher „Selbstorganisation“ zu kombinieren, führten in eine Sackgasse. Der Sozialdemokratie z.B. gelang es nicht, die Geldwirtschaft zu kontrollieren und zu zügeln, geschweige denn ihre negativen ökologischen Folgen zu beheben. Ähnliches gilt für den jugoslawischen Marktsozialismus, der auf eine normale Geldwirtschaft hinauslief, mangels Rentabilität jedoch in eine tiefe Krise schlitterte. China wiederum kombiniert mittlerweile eine äußerst rigide Staatsgewalt mit einer freien Geldwirtschaft. Das tut zwar den Gewinnen gut, die Bevölkerung aber kommt unter die Räder.

Aber auch Versuchen, allein durch den Aufbau „alternativer Betriebe“ die Übel der Geldwirtschaft überwinden zu wollen, sollten wir mit einer gesunden Skepsis begegnen. Denn „Alternativbetriebe“ machen noch keine „alternative Wirtschaft“ – vor allem dann nicht, wenn sie in der Kette von Kauf und Verkauf verbleiben. Die Macht des Geldzwangs und die eingefahrenen Gewohnheiten der Geldwirtschaft können wir nicht einfach ignorieren.

Ich sehe deshalb drei Aufgabenbereiche, die wir stärker diskutieren und miteinander verbinden sollten. Erstens ginge es darum, einige der verbreiteten Tabus abzubauen, was die Forderungen nach Geld betrifft. Denn klar muss sein: Wenn die Geldwirtschaft kein gutes Leben möglich macht, dann ist die Geldwirtschaft zu überwinden, am Anspruch auf ein gutes Leben hingegen festzuhalten. Mit dieser Sicherheit im Rücken können wir tabulos, z.B. in Gestalt eines bedingungslosen Grundeinkommens, Geld einfordern – ohne Rücksicht auf Profit- und Wachstumsinteressen, aber auch ohne Sorge um den Fortbestand der Geldwirtschaft. Auch wenn wir nach Auswegen aus der Geldwirtschaft suchen, so werden wir für eine gewisse Zeit doch Geld benötigen. Es gibt im Grunde (abgesehen von Schenkung) ja nur zwei Möglichkeiten um zu jenen Wirtschaftsmitteln, die wir für solche Auswege brauchen, zu gelangen: entweder Kauf oder aber Aneignung ohne Kauf, d.h. gemeinschaftliche Besetzung oder – staatlich akzeptierte, eventuell sogar geförderte – Vergesellschaftung bzw. Kollektivierung. Außerdem braucht es für den Aufbau von Alternativen (von der Erwerbsarbeit) befreite Zeit, die z.B. ein Grundeinkommen schaffen kann.

Zweitens und zugleich aber wäre es entscheidend, geldlose Netzwerke der Kooperation aufzubauen, die im Lauf der Zeit einen ganzen Sektor abseits der Geldwirtschaft bilden könnten. Diese Netzwerke müssten sich durch freie Absprache und wechselseitige Verpflichtung konstituieren. Sie könnten selbst eine neue „soziale Gewohnheit“ des geldfreien, verbindlichen Umgangs miteinander generieren. Daneben hätten sie die Aufgabe, Institutionen, Entscheidungsprozeduren und Funktionsteilungen zu entwickeln, die eine Produktion und Verteilung ohne Geld ermöglichen und die helfen, dabei auftretende Konflikte konstruktiv zu bearbeiten. Möglicherweise ist die Solidarische Ökonomie in Brasilien und anderen lateinamerikanischen Ländern ein in dieser Hinsicht entwicklungsfähiges Modell. Vom Staat wäre dabei zu verlangen, dass er solche Sektoren gesetzlich nach seinen (gleichwohl beschränkten) Möglichkeiten vor der Geldwirtschaft schützt und steuerlich bevorteilt.

Drittens sollten folgende Fragen in den Fokus der öffentlichen Diskussion, der gesellschaftlich aktiven Gruppen und nicht zuletzt der Wissenschaft rücken: Wie können wir unser Leben von Kauf und Verkauf entkoppeln? Was braucht es, um ohne Geldverkehr und Geldgewinn auszukommen? Worauf müssen wir fortlaufend verzichten und was drohen wir zu erleiden, wenn wir weitermachen wie bisher? Was können wir im Gegenzug gewinnen, wenn wir uns der Geldwirtschaft entledigen? Wie können wir gesellschaftliche Strukturen aufbauen, die es uns erleichtern, ethisch richtig zu handeln? Welche Art von Technologie und Energieversorgung, welche Materialien und Konsumweisen benötigt bzw. fördert eine Gesellschaft ohne Geld? Und schließlich: An welchen Initiativen und Praxen können wir anknüpfen, um ein Leben jenseits des Marktes zu entwickeln, ?

Der Fragen gibt es also viele. Die passenden Antworten werden wir nur gemeinsam geben können.

(3.4.2012)

From: streifzuege.orgBy: LorenzComments

Bye bye Zinskritik…

Post from: Streifzüge. Liebe Leute: Allein hier zu schreiben, dass wir ein Leben ohne Geld wollen, kostet welches. Wer unsere Texte mag, soll dazu beitragen, dass sie hier (ent)stehen können. Wenn wer sich’s leisten kann. Eh klar. Dann aber seid so lieb: Her mit der Marie! Löst uns aus!



Bye bye Zinskritik…

Über die Grenzen der Tauschkreise und den Unsinn der Freiwirtschaft

Streifzüge 33/2005

von Andreas Exner & Stephanie Grohmann

Der von Umweltzerstörung und von sozialen Katastrophen gesäumte Irrweg unserer “Zivilisation” ist für viele Menschen Anlass genug, ihre eigene Lebensweise gründlich zu hinterfragen. Viele wollen es nicht bei politischen Appellen belassen. Denn nur allzu deutlich werden die beschränkten Möglichkeiten der Demokratie, wenn etwa die Sicherung der immer weniger werdenden Arbeitsplätze nach immer neuem Wirtschaftswachstum verlangt. Und allzu schmerzhaft ist die Einsicht, dass wir dem Gesetz der Konkurrenz und dem Leiden an der sozialen Kälte nicht wie gewohnt allein entfliehen können. Was also läge näher, als sich zusammenzutun und etwas ganz Neues zu beginnen? Doch was ist konkret nun anders zu machen?

Die Tauschkreis-Theorie

Eine bestimmte Antwort auf diese Frage ist mittlerweile populär geworden: das soziale Organisationsmodell des Tauschkreises soll einen Ausweg aus Umweltzerstörung und gesellschaftlichen Problemen zeigen. In jenen Weltregionen, die den großflächigen Zusammenbruch der formellen kapitalistischen Ökonomie erlebt haben, sind Tauschkreise mitunter ein Rettungsanker, aus der blanken Not und ohne Theorie geboren. Der kurze Boom der argentinischen Tauschkreise ist dafür das Paradebeispiel. Im Unterschied dazu sollen Tauschkreise hierzulande, sofern sie nicht als schlichtes Hobby ohne weitergehende Motivation betrieben werden, das Modell für eine andere Wirtschaft abgeben. In ihnen hat die Freiwirtschaftslehre von Silvio Gesell ihren praktischen Niederschlag gefunden. (1)

Gesells grundsätzliche Überlegung war so einfach wie falsch: der Zins sei die Wurzel aller Übel der kapitalistischen Wirtschaftsform. (2) Daraus folgerte er die Notwendigkeit eines “zinsfreien Geldes”. Durch regelmäßiges Abstempeln sollte das Gesellsche Freigeld kontinuierlich an Wert verlieren, wenn es nicht ausgegeben würde und so Geldkreislauf und Warenhandel in Schwung halten. Die Ursache des Zinses sah Gesell in der Hortung von Geld durch die Vermögensbesitzer. Alle Waren sind laut Gesell verderblich und seien deshalb von einem fundamentalen Nachteil gegenüber dem unverderblichen Geld gezeichnet. Weil nämlich alle Menschen Geld zum Tausch der Waren benötigten, würden Geldbesitzer ein Machtprivileg genießen, das sie sich im Zins bezahlen ließen. In der Sicht von Gesell bestand darin eine “Ungerechtigkeit” des Kapitalismus und zugleich auch die Ursache von Wirtschaftskrisen.

Gesells Zielsetzungen waren alles andere als menschenfreundlich. (3) Das Freigeld sollte die Konkurrenz entfesseln und “den Tüchtigsten” wieder zu ihrem “Recht” gegen die geldhortenden “Schmarotzer” verhelfen. Wie auch einige heutige Freiwirtschafter befürwortete er die Eugenik, also die “genetische Verbesserung” des Menschen durch “natürliche Zuchtwahl”, wozu das Freigeld seinen Beitrag leisten sollte.

Am Höhepunkt der Großen Depression der 1930er Jahre fielen die Ideen Gesells auf fruchtbaren Boden. (4) Die revolutionären Versuche der westlichen Arbeiterbewegung waren gescheitert und die Krise des Kapitals verschärfte sich. In dieser Situation kam die Ideologie der Zinskritik zum Zug: der Hass auf das Geldkapital, das man für die Misere verantwortlich machte, ermöglichte ein Festhalten an der kapitalistischen Ordnung und öffnete zugleich ein Ventil für die Erfahrung von Ohnmacht und Erniedrigung. (5) Nicht zufällig hatten Silvio Gesells Ansichten maßgeblichen Einfluss auf den NS-Funktionär und Partei-Ideologen Gottfried Feder, dessen zentrales wirtschaftspolitisches Ziel einer “Brechung der Zinsknechtschaft” in das Programm der NSDAP aufgenommen wurde. Die wahnhafte und massenwirksame Gleichsetzung von Zins und Juden, der auch Gesell und seine ideologischen Vorläufer erlegen waren, hatte den Boden für jene Katastrophe bereitet, die die völkische “Zinskritik” besiegelte.

Nach dem Krieg brach eine Zeit des wirtschaftlichen Wachstums und der Vollbeschäftigung an, in der die Freiwirtschaftslehre in Vergessenheit geriet. Erst als das Wirtschaftswunder in den 1980er Jahren an sein Ende kam, die Arbeitslosigkeit anschwoll und zugleich die ökologische Krise Thema wurde, präsentierte sich die Freiwirtschaft erneut als Alternative.

Die Krise unserer “Zivilisation” drängt zu einer grundlegenden sozialen Transformation. Viele sehen diese in Tauschkreisen und in Freigeld, in lokalen Märkten, Komplementärwährungen und Kreditgenossenschaften sich verwirklichen. All jene Ideen haben verschiedene Namen und Ursprünge, doch einen gemeinsamen Nenner: Markt muss sein, aber möglichst klein; Geld muss sein, aber ohne Zins; Tausch muss sein, aber gerecht. Wenn uns diese Dreifaltigkeit zur Lösung angeboten wird, so sollten wir sie auch auf Herz und Nieren prüfen. (6) Denn das vermeintliche Rettungsboot darf nicht schon leck sein, bevor es überhaupt zu Wasser geht. Sehen wir uns an, was die Anhängerinnen des Freigelds mit dieser Idee verbinden. Zusammengefasst sind es drei Punkte: kein Wachstumszwang, Leistungsgerechtigkeit und wirtschaftliche Stabilität.

Kein Wachstumszwang?

In ökologisch motivierten Tauschkreisen ist die Vorstellung verbreitet, das Freigeld ermögliche eine angeblich “natürliche Wirtschaft” ohne Wachstumszwang. Im Zins scheint sich das Geld ja wie von selbst zu vermehren und man könnte meinen, dass gerade deshalb auch die Unternehmen wachsen müssten. Gleichwohl ist diese Ansicht falsch. Dazu genügt schon ein Blick auf das Tagesgeschäft der Wirtschaftspolitik: Finanzminister und Notenbankchefs in aller Welt greifen zum Instrument der Zinssenkung, wenn das Wachstum der Wirtschaft zu erlahmen droht. Denn niedrige Zinsen bedeuten billige Kredite, in deren Folge die Investitionsbereitschaft ansteigt, sofern die Profiterwartungen entsprechend hoch sind. Hohe Zinsen hingegen würgen das Wachstum in jedem Fall ab, weil sie viele Unternehmen in den Konkurs treiben und zugleich kreditfinanzierte Investitionen unrentabel machen. Aus Sicht der Konsumentinnen wirkt das Freigeld schließlich nicht anders als die Inflation. Durch seine ständige Entwertung bestünde ein großer Druck, das Freigeld möglichst schnell auszugeben. Auch dieser Effekt würde das Wachstum bei guter Wirtschaftslage anheizen. Nicht zuletzt war das ja auch eines der erklärten Ziele, das Silvio Gesell mit dem Freigeld erreichen wollte.

Das einzige Argument, das zur ökologischen Ehrenrettung des Freigeldes übrig bleibt, lautet nach Ansicht der Freiwirtschafterinnen so: mit dem Wegfall des Zinses wäre immerhin die Möglichkeit gegeben, die Wirtschaft nicht wachsen zu lassen, während der Kreditzins im “jetzigen Geldsystem” Wachstum in jedem Fall erzwinge. Nun ist das aber nur die halbe Wahrheit: der Kreditzins erzwingt zwar einen Mindestprofit, allerdings nehmen Unternehmen Kredite gerade auf, um ihr Wachstum zu beschleunigen, nicht umgekehrt. Denn mittels verzinstem Fremdkapital können mehr Investitionen als mit dem begrenzten Eigenkapital getätigt werden. Der Kredit verschafft einen entscheidenden Vorteil in der Konkurrenz.

Damit sind wir auch schon bei der eigentlichen Ursache des Wachstums. Es ist nämlich nicht der Zins, sondern die Konkurrenz um möglichst hohe Profite, die das Wachstum der Unternehmen und damit der gesamten Wirtschaft verursacht. Das bestätigen auch die Unternehmen selbst. Im Rahmen einer Studie (7) wurden mehr als 100 große und kleine Unternehmen befragt, welche Faktoren sie aus ihrer Sicht zum Wachstum zwingen. Für die großen Unternehmen waren mit Abstand der internationale Wettbewerb und das Wachstum der Konkurrenten ausschlaggebend. Banken spielten für sie keine nennenswerte Rolle. Der Druck durch Aktionäre war aus ihrer Sicht weniger wichtig als das Wachstum der Konkurrenten. Schlagender kann man die Mär vom Wachstumszwang durch Zins wohl nicht entkräften. Nur die kleinen Unternehmen räumten den Banken und damit den Zwängen der Kreditvergabe eine nennenswerte Bedeutung ein. Auch für sie aber war die Konkurrenz wichtigste Wachstumsursache. Als zweitgereihter folgte der Faktor “Kunden”. Auch diesen Wachstumsantrieb dürfen wir wohl auf den Leistungszwang im Wettbewerb zurückführen.

In staatlich-politischer Hinsicht schließlich ist Wachstum notwendig, weil die konkurrenzbedingte Produktivitätssteigerung ständig Arbeitskräfte freisetzt, die nur durch Wachstum der Produktion wieder Beschäftigung finden und Steuern zahlen können. Zudem mildert wirtschaftliches Wachstum den Verteilungskampf und ist ein Erfordernis für das Überleben der nationalen Verwertungsmaschinerie im internationalen Standortwettbewerb, der übrigens nicht erst seit der Globalisierung existiert.

Ökologisch kleinlaut geworden, beschränken sich einige Anhänger der Freiwirtschaft schlussendlich darauf, die positive Wirkung eines niedrigen Zinsniveaus für umweltgerechte Investitionen herauszustellen. Damit aber haben sie sich von ihrer Forderung nach einem Freigeld bereits verabschiedet. Niedrige Zinsen sind schließlich auch aus der Sicht der keynesianischen ökonomischen Theorie wünschenswert, die allerdings wiederum hofft damit das Wachstum anzukurbeln.

Leistungswahn

Wie schon der Sozialdarwinist Silvio Gesell vor ihnen werben auch die heutigen Freiwirtschafter mit einer angeblichen “Leistungsgerechtigkeit”, die das zinslose Freigeld schaffe. Der Zins ist aus ihrer Sicht als “arbeitsloses Einkommen” zu kritisieren, der Unternehmensgewinn hingegen durch “Arbeit” gerechtfertigt. Diese Ansichten beruhen auf Phantasievorstellungen vom Leben “reicher Menschen”. Selbstverständlich gibt es Millionäre, die sich ein schönes Leben machen. Wer wollte das denn nicht? Der durchschnittliche Vermögensverwalter ist aber kein faulenzender Geldbesitzer, der in der Sonne liegt, während sich die Millionen mehren. Ein Blick in den Terminkalender eines Fondsmanagers oder das Gesicht eines gestressten Börsenbrokers genügt: Vermögensmanagement ist anstrengend und risikoreich wie kaum ein anderer Job. Zudem sind es die großen Industriekonzerne und Unternehmenskonglomerate selbst, die ihr Kapital auf den Finanzmärkten anlegen. Eine Trennung in “arbeitende” Unternehmer und “faulenzende” Geldbesitzer entspricht nicht der Realität. Vielmehr existiert eine dem entwickelten Kapitalismus entsprechende “Arbeitsteilung” von anonymem Industrie- und Geldkapital, die nichts mit den sozialen Phantasiefiguren der Freiwirtschafterinnen zu tun hat.

Was Zins ist

Anders als die Freiwirtschaftslehre behauptet, ist der Zins kein von “Geldbesitzern” erzwungener Preisaufschlag. Vielmehr handelt es sich dabei – zusammen mit dem Unternehmensgewinn – um einen Teil des Profits, der insgesamt auf der Aneignung unbezahlter Arbeit im Produktionsprozess der Waren beruht. Die Ware Arbeitskraft, die sich am Arbeitsmarkt verkauft, hat wie jede andere einen qualitativen Gebrauchs- und einen quantitativen Tauschwert. Der Gebrauchswert jener Ware für das Kapital besteht in der Möglichkeit, durch ihre Vernutzung Tauschwert zu gewinnen. Der Tauschwert der Ware Arbeitskraft, ihr Preis, der sich im Lohn ausdrückt, ergibt sich aus sozialen Gepflogenheiten, dem Erfolg von Verteilungskämpfen und allgemein aus den Kosten ihrer Reproduktion, also den Aufwendungen für Lebensmittel, Ausbildung usw. Wird Arbeitskraft über jene Zeitspanne hinaus eingesetzt, die für die Reproduktion ihres eigenen Tauschwerts vonnöten ist, ergibt sich für das Unternehmen ein Überschuss an Tauschwert. Dieser Mehrwert ist das Ziel kapitalistischer Produktion und drückt sich im Profit aus.

Was nicht durch Arbeitskraftvernutzung an wirtschaftlichem Wert “gewonnen” wurde, kann also nicht in Form des Zinses abgezweigt werden. Im Unterschied zum vormodernen Geldverleih, der tatsächlich von der finanziellen Substanz der Gläubiger zehrte, wird Geld unter kapitalistischen Bedingungen nicht als bloßes Tauschmittel, sondern primär als Kapital verliehen. Der Zins ist jener Preis, den das Geld als Kapital hat; als Mittel, um damit Mehrwert und Profit zu produzieren. Die Verfügung über Geld ermöglicht unter kapitalistischen Bedingungen die Produktion von Mehrgeld, und diese Potenz des Geldes will auch entsprechend bezahlt sein. Der im Zins ausgedrückte Preis des Geldkapitals richtet sich dabei nach Angebot und Nachfrage am Finanzmarkt. Die Zinsen werden schließlich aus dem Profit bezahlt, den das Geld als Kapital im Produktionsprozess erzielt. Schulden dienen unter diesen Verhältnissen nicht nur der Bereicherung der Gläubiger, sondern derjenigen der Schuldner, solange das Geld zur Profitproduktion eingesetzt und nicht für Zwecke des Konsums kapitalistisch unproduktiv verausgabt wird.

Die falsche Kapitalismuskritik der Freiwirtschaft sitzt dem oberflächlichen Eindruck auf, den das zinstragende Kapital erweckt: es scheint sich wie von selbst, ohne Dazwischenkunft der Warenproduktion, zu vermehren. Werden das Kapital als verdinglichte Ausbeutungsbeziehung und die Verhältnisse der Warenproduktion ausgeblendet, verengt sich der Blick auf die scheinbare Selbstvermehrung des Geldes im Zins. Dann liegt die Auffassung nahe, dem “unproduktiven” Geldkapital und seiner Verwaltung stünde – in einer Frontlinie mit den Arbeiterinnen und Arbeitern – der “produktive” Unternehmer gegenüber. Dieser gilt in dieser Sicht nicht als fungierender Kapitalist, der an seinen Arbeiterinnen und Arbeitern die Verwertung exekutiert und sich das dafür nötige Geldkapital ausleiht, sondern als “besonderer Arbeiter”. Er zieht in Wahrheit zwar Profit aus der Verfügung über Produktionsmittel und Ausbeutung von Arbeitskraft, scheint jedoch “Unternehmerlohn” für die Oberaufsicht und Organisation des Produktionsprozesses zu erhalten. Das “unproduktive” Geldkapital hingegen, das nicht in seinem untrennbaren Zusammenhang mit der Produktion gesehen wird, scheint seinen Zinsgewinn aus einer vermeintlich anderen Quelle zu lukrieren als das warenproduzierende Unternehmen seinen Gewinn bezieht. So ist der Gedankengang der Freiwirtschaftslehre nicht allein auf Grund ihrer politischen Zielsetzungen zu verstehen, sondern ebenso aus einer unzureichenden, dem oberflächlichen Eindruck jedoch nahe liegenden Auffassung von Kapital und Kapitalverwertung zu erklären.

Vor diesem Hintergrund ist nun auch die von den Freigeldanhängern breit ausgeführte Kritik des “Zinsanteils” in den Warenpreisen zu kommentieren. Wollte man den Zins mit dem kleinkrämerischen Argument kritisieren, dass er in die Warenpreise eingehe, so müsste man im selben Atemzug auch den Unternehmensgewinn verdammen; dieser geht natürlich ebenso in die Preise ein, und das nicht zu knapp. Es ist verständlich, dass die Käufer von Krediten lieber keine Zinsen und alle Konsumentinnen am liebsten gar nichts bezahlen würden. Insofern ist jeder Preis zu hoch. Das ist aber kein Argument für Freigeld, sondern eines gegen Geld überhaupt.

Auch die im Kapitalismus zu beobachtende “Umverteilung nach oben” führen die Freiwirtschafter auf den Zins zurück. Tatsächlich muss sich im Kapitalismus die Reichtumsschere auch ohne Zins notwendigerweise öffnen. Einerseits ist das ja Ergebnis des von der Freiwirtschaft propagierten “leistungsgerechten Marktes”, auf dem die Konkurrenzschwachen und “Leistungsunwilligen” ausgesiebt werden. Andererseits häuft sich der Profit, indem er in die Produktion von immer mehr Profit investiert wird, notwendigerweise auch ohne Zinsen an. Der Arbeitslohn hingegen wird in aller Regel konsumiert und nicht in die Profitproduktion investiert, ist also nur durch gewerkschaftliche Kämpfe zu “vermehren”. Und auch einer solchen Lohnerhöhung sind sehr enge Grenzen gesetzt: eine hohe wirtschaftliche Wachstumsrate ist dafür wesentliche Voraussetzung.

Tatsächlich bedeutet die Zinszahlung der armen Länder für ihre “Entwicklungskredite” eine massive Umverteilung von Süd nach Nord, die das Volumen der “Entwicklungshilfe” beträchtlich übersteigt. Man darf aber nicht die Augen vor der Tatsache verschließen, dass ohne Zinsen kein Unternehmen und kein Staat der Welt ihr Kapital in großem Maßstab verleihen würden. Eine solche Kreditvergabe erfolgt auch nur, wenn Profite in der Warenproduktion winken. Deshalb stecken vielfach gerade diejenigen Volkswirtschaften am tiefsten in der Schuldenkrise, die in den 1970er Jahren die kapitalistisch meistversprechenden Entwicklungskandidaten waren. Das Freigeld kann hier also keine Lösung bieten. Die einzig sinnvolle Forderung ist vielmehr eine bedingungslose Schuldenstreichung für die Armen und die Entwicklung grundsätzlich neuer Kooperationsmodelle jenseits von Markt, Tausch und Geld.

Mit Freigeld in die Krise

Wir kommen nun zur letzten Behauptung: eine Marktwirtschaft mit Freigeld kenne keine Krisen. (8) Darin gleicht die Freiwirtschaftslehre bezeichnenderweise der neoliberalen Wirtschaftstheorie, der Rechtfertigungsideologie des gegenwärtigen Liberalisierungsfeldzugs. Wie der Neoliberalismus meint die Freiwirtschaft, dass ein sich selbst überlassener Markt stabil ist und keine wesentlichen politischen Eingriffe benötigt. Deshalb treten Freiwirtschafter auch unverblümt für eine “leistungsgerechte, freie Marktwirtschaft” ein. Die Freiwirtschaft unterscheidet sich in dieser Hinsicht vom Neoliberalismus lediglich insofern, als sie “zinsfreies Geld” für die Voraussetzung von Krisenfreiheit hält. Auch ihre heftige Klage über die Inflation, von der sie den Wertverlust des Freigelds unterschieden wissen will, und über die Staatsverschuldung gleicht der neoliberalen Suada.

Beide Theorien gehen von einer fiktiven Marktwirtschaft mit Naturaltausch Ware gegen Ware aus. Die reale, moderne Marktwirtschaft ist aber notwendigerweise Geldwirtschaft. Gerade durch das Geld werden die Schranken des unmittelbaren Tausches Ware gegen Ware überwunden: es kann verkauft werden, ohne nachfolgend gleich wieder zu kaufen; und Unternehmen können Kredite aufnehmen, um ihre Investitionen zu finanzieren. In einer Marktwirtschaft sprechen sich Produzierende und Konsumierende nicht bewusst ab. Vielmehr sind die Entwicklung des wirklichen Bedarfs, der tatsächlichen Kaufkraft, der Preise, der Bedürfnisse der Konsumierenden und der Produktivkraft ebenso wie die Unternehmensstrategien der Konkurrenz, die Verschiebung von Nachfrageströmen und das Entstehen neuer Branchen für die Investoren prinzipiell unbekannt. Durch diese fundamentale Unsicherheit des Marktes einerseits und den Mechanismus des Kredits andererseits häufen sich notwendigerweise Fehlinvestitionen an und führen schließlich zu einer Wirtschaftskrise. In einer solchen Krise wird das am wirklichen, zahlungsfähigen Bedarf vorbei investierte Kapital vernichtet, wertlos gemacht. Das bedeutet: Viele Unternehmen bankrottieren oder müssen schrumpfen, bauen Arbeitsplätze ab oder senken die Löhne.

Ein weiterer, in die Marktwirtschaft eingebauter Krisenfaktor ist die Erschöpfung von wirtschaftlichen Wachstumsmöglichkeiten. Da alle Märkte begrenzt sind, tritt dieser Fall früher oder später mit Notwendigkeit ein. Dann sinken die Profite, und die Investitionstätigkeit lässt nach. Es kommt ebenfalls zu einer Krise und viele Menschen verlieren Arbeit und Geldeinkommen. Die Freiwirtschaftslehre meint zwar, dass durch den Wertverlust des Freigelds die Investitionsbereitschaft steigt und eine als Wachstumshindernis angenommene Geldhortung unattraktiv wird. Eine Krise, das heißt eine stagnierende oder fallende Wirtschaftsleistung, soll ihrer Meinung nach damit unmöglich werden. Das Freigeld wirkt auf das Wachstum aber nicht anders als die Inflation: Auch ein noch so großer Wertverlust des Geldes kann niemanden zu Investitionen zwingen. Wenn keine ausreichenden Profite zu erwarten sind, wird sich die Investitionslaune in engen Grenzen halten.

Das Freigeld würde aber nicht nur keine Krisen verhindern, seine Wirkung wäre sogar selbst krisenauslösend. Aufgrund seines ständigen Wertverlusts würde es nämlich wie ein heißer Erdapfel von Hand zu Hand gereicht und die Inflation unkontrolliert in die Höhe treiben. Die Rolle des Wertaufbewahrungsmittels fiele wohl irgendeinem anderen Wertgegenstand, ausländischen Darlehen oder Ähnlichem zu. Genau das passiert ja tatsächlich in Ländern mit sehr hoher Inflation.

Der Unsinn der Freiwirtschaftslehre

Die Freiwirtschaft missversteht die Funktionsweise des Marktes und kann deshalb nicht verstehen, warum in einer Marktwirtschaft sowohl Gewinne als auch Zinsen notwendig existieren. In ihrer Vorstellung soll Geld “wieder zu einem reinen Tauschmittel werden”. Geld ist in einer Marktwirtschaft aber nicht nur Tauschmittel, sondern unter anderem auch Kapital. Das heißt, es wird nur Geld in die Warenproduktion investiert, wenn es einen Profit abwirft. Ohne Profit gibt es in einer Marktwirtschaft keinen Anreiz zur Produktion. Das zeigt sich, sobald der scheinbare Produktionsautomatismus der Märkte erlahmt und in eine Krise gerät. Obwohl die materiellen Produktionsmöglichkeiten genau dieselben sind wie zuvor, werden Produktionsmittel stillgelegt und massenhaft Arbeitskräfte entlassen. Einfach gesagt, kann es aufgrund der irren Logik der Märkte passieren, dass Menschen neben voll funktionsfähigen Produktionsanlagen verhungern.

Weil die Produktion nicht gemeinschaftlich gesteuert wird, kann die “wirtschaftliche Tüchtigkeit” eines Unternehmens einzig an der Höhe seines einzelbetrieblichen Profits bemessen werden. Schon allein aufgrund der Konkurrenz wird der Profit vom Unternehmen nach Möglichkeit maximiert. Wer mehr Profit macht, kann aufgrund größerer Investitionen schneller wachsen und sein ökonomisches Überleben besser sichern. Andererseits ist der Profit damit auch einziger Zweck kapitalistischer Produktion: aus Geld muss mehr Geld werden. Mehr Profit bedeutet bessere ökonomische Zielerreichung, besseres Wirtschaften. An dieser Vorgabe ändert sich auch bei Nullzinsen nichts. Der Profit wiederum wird im Wesentlichen nicht konsumiert und von einem freiwirtschaftlichen Phantasiekapitalisten für Yachten und Champagner ausgegeben, sondern vielmehr in die weitere Produktion von Profit reinvestiert. Das ist eben der irre Selbstzweckmechanismus des Kapitalismus, produzieren um des Produzierens willen; arbeiten um zu arbeiten; investieren, um mehr investieren zu können. An diesem Wahnwitz ändert das Freigeld keinen Deut, es ist insistiert vielmehr geradezu darauf.

Der Zins spielt in diesem Hamsterrad, hat man seine Irrenlogik einmal akzeptiert, eine durchaus “sinnvolle” Rolle. Das Geldkapital wird dem Marktgesetz von Angebot und Nachfrage entsprechend tendenziell in die Branchen mit den größten Profiterwartungen und damit auch dem höchsten Kapitalbedarf verschoben, der sich ja nicht nach den Bedürfnissen der Menschen, sondern nach den Erfordernissen der Verwertung richtet. Dieser Mechanismus wird durch Kreditvergabe und Zinshöhe bewusstlos, also ohne direkte Absprache der Unternehmen, gesteuert. Investitionen, die als riskant oder unrentabel eingeschätzt werden, erhalten schwerer Kredit als Investitionen, die einen sicheren und hohen Profit erwarten lassen. Ohne Zins gäbe es für diesen Prozess der Kapitalverteilung keine Orientierungssignale.

Im Rahmen des kapitalistischen Systems bestünde die Alternative zum Kreditmechanismus freier Finanzmärkte in einer staatlichen Investitionsplanung. Dies würde die Verfügungsgewalt des Staates über alle Ressourcen und eine umfassende Staatsbürokratie erfordern. Der Realsozialismus hat gezeigt, zu welchen Problemen das führt. Zwar will die Freiwirtschaft den Staat möglichst zurückdrängen beziehungsweise auflösen und dem “leistungsgerechten Markt” zum Durchbruch verhelfen. Allein das “zinslose Geld” kann nur in einer vom Weltmarkt abgeschotteten Volkswirtschaft funktionieren, in der die nationale Zentralbank volle Kontrolle ausübt. Schon der Ansatz zur Einführung von Freigeld würde eine beispiellose Kapitalflucht und damit große wirtschaftliche Probleme verursachen. Sogar in der von Protektionismus gekennzeichneten NS-Zeit mitsamt ihrer antisemitischen Wahnidee einer “Brechung der Zinsknechtschaft” gelang eine Umsetzung nicht. Im Zeitalter der Globalisierung ist ein solches Abschottungsszenario schlicht nicht vorstellbar. Die einzelnen Nationalökonomien sind mittlerweile viel zu sehr verflochten, als dass sie sich aus dem Weltmarkt ausklinken könnten.

Die Erschöpfung billiger und relativ arbeitsintensiver Wachstumsmöglichkeiten sowie die Rückgänge im Binnenmarktwachstum bildeten Anfang der 1970er Jahre wichtige Auslöser für den gegenwärtigen Globalisierungsprozess des Kapitals. Diese Entwicklung kann nicht rückgängig gemacht werden. Die freiwirtschaftliche Annahme, dass die Aufblähung der Finanzmärkte und die Verschuldung der öffentlichen und privaten Haushalte die Gründe für stagnierendes Wachstum und Wirtschaftskrise seien, ist falsch. Der tatsächliche Zusammenhang ist genau umgekehrt: das Kapital strömte auf die Finanzmärkte, weil die Profite in der Warenproduktion seit Anfang der 1970er Jahre zurückgingen.

Ihr grundlegendes Fehlverständnis des Kapitalismus offenbart die Freiwirtschaft unter anderem auch, wenn sie das Brakteatenwesen des Mittelalters als Beweis der segensreichen Wirkung des Freigelds anführt. Auf den behaupteten ursächlichen Zusammenhang zwischen Brakteaten, einer mittelalterlichen Währung mit kontinuierlichem Wertverlust, und Wohlstand wollen wir nicht eingehen. Hier soll nur betont werden, dass das Geld in der mittelalterlichen Feudalgesellschaft eine vernachlässigbare Rolle spielte und nicht mit heutigem Geldkapital vergleichbar ist. Auf mittelalterlichen Märkten existierte keine freie Preisbildung; die Menschen der Feudalgesellschaft waren nicht auf den Verkauf ihrer Arbeitskraft angewiesen; es gab kein industrielles Kapital; es dominierte Produktion für den Eigenbedarf; das Leben der Gemeinwesen wurde nicht durch anonyme Rechts- und Geldbeziehungen, sondern durch persönliche soziale Bindungen geregelt. Weil eine freie Preisbildung von profitproduktiv eingesetztem Kapital fehlte, ist der mittelalterliche Wucher mit dem kapitalistischen Zins nicht zu vergleichen.

Aufgrund all der genannten Schwächen, Ungereimtheiten und politisch völlig indiskutablen Aspekte distanzieren sich viele Anhängerinnen und Anhänger des “zinslosen Geldes” von der Freiwirtschaftslehre. Das mag durchaus ehrlich gemeint sein und ist deshalb zu begrüßen. An der Haltlosigkeit der Idee vom “Geld ohne Zins” ändert sich damit aber selbstverständlich nichts, gleichgültig, ob sie nun in Kombination mit anderen Reformideen auftritt oder schon für sich allein genommen als Patentrezept beworben wird.

Faszinosum Tauschkreis

Ganz unabhängig von der Freiwirtschaftslehre übt ihr konkreter Umsetzungsversuch, der Tauschkreis, auf viele Menschen große Anziehungskraft aus. Das Spektrum individueller Motivationen reicht neben der Kritik an der herkömmlichen Geldwirtschaft von ökologischen und spirituellen Ausgangspunkten bis hin zu persönlichen Notlagen, in denen die Fähigkeit, am gesamtgesellschaftlichen Selbstmordkommando teilzunehmen, gegen Null tendiert. Auf den ersten Blick scheint die Idee ja attraktiv zu sein: Was dem und der Einzelnen als außer Kontrolle geratener, globaler Wildwuchs entgegentritt, soll auf ein überschaubares, persönlich kontrollierbares Format zurückgestutzt werden. Man macht füreinander eben, was man kann, und tauscht miteinander, was man hat – wie in einer großen Gemeinschaft. Nicht umsonst steht die Tauschkreisbewegung in Zusammenhang mit der Idee der Ökodörfer, quasi-familiären und meist spirituell orientierten Lebensgemeinschaften.

So respektabel diese Motivationen sein mögen, die Schwächen der freiwirtschaftlichen Argumentation schlagen letztlich auf die Tauschkreisbewegten zurück. Die grundlegende Spielregel des globalkapitalistischen Wahnsinns wird in ihrem Rahmen nämlich ebenso wenig überwunden wie von der Freiwirtschaftslehre kritisch hinterfragt: die Vermittlung gesellschaftlicher Beziehungen über Geld und Tausch.

Das Hauptmerkmal der kapitalistischen Produktionsweise besteht in jener indirekten Form von Kontakt, der sich zwischen Produzierenden und Konsumierenden herstellt, die ihre Bedürfnisse weder direkt mitteilen und absprechen noch ihnen gemäß produzieren. Somit werden materielle Produkte und Dienstleistungen in Form von Waren hergestellt und erbracht. Über ihre gegenseitige Austauschbarkeit treten die Waren – auf lokalen oder globalen Märkten – in eine eigenartige, von der Gesellschaft gewissermaßen abgehobene, verselbstständigte Beziehung miteinander und beziehen auf diese Weise erst ihre scheinbar unabhängigen, beziehungslosen Produzenten aufeinander. Die Marktwirtschaft ist in erster Linie eine “Beziehung” zwischen Waren statt zwischen Menschen. An ihr kann daher nur teilnehmen, wer auch etwas zu tauschen hat. Das gilt für die Börse ebenso wie für den Tauschkreis. Die Schwächsten in einer Gesellschaft, nämlich jene, die über keinen Besitz verfügen und nicht einmal ihre Arbeitskraft eintauschen können, bleiben folglich vom Markt ausgeschlossen. In der Praxis der Tauschkreise werden solche Menschen mitunter einfach mitversorgt. Das spricht zwar für das soziale Gewissen der Beteiligten, ändert aber nichts an der prinzipiellen Marktnatur des Tauschkreises. Wo Tauschkreise als Alternative zum regulären kapitalistischen Markt entstehen, handelt es sich im Wesentlichen um eine Armutsvariante für jene, die aus der “ersten Marktwirtschaft” herausfallen; die Ausschluss- und Konkurrenzlogik des Tausches trifft aber auch auf einem solchen “zweiten Markt” die Schwächsten immer am härtesten.

Gerechte Konkurrenz

In den Tauschkreisen wird die Ideologie des “gerechten Tausches” hochgehalten, der ein moralisch und sozial überlegenes Gegenmodell zum angeblich “ungerechten Tausch” der realen Marktwirtschaft darstellen soll. “Gerechter Tausch” soll dabei nicht allein in einem Verbot der Zinsnahme auf Tauschkreiswährung bestehen, sondern auch die Austauschverhältnisse der Waren betreffen.

Wenn Waren oder Dienstleistungen “gerecht” getauscht werden sollen, muss es ein Maß der “Gerechtigkeit” geben. Irgendeine Art der Verrechnung von “Leistung” muss erfolgen. Hier lässt sich bereits ahnen, dass die Ideologie “gerechten Tausches” in die ordinäre Realität des Marktes mündet. Um etwa festzustellen, wie viele handgestrickte Pullover ich für meine Dienste als Elektrikerin bekomme, müssen diese beiden Waren auf einen gemeinsamen Nenner, auf abstrakten ökonomischen Wert, reduzierbar sein. Geld ist tatsächlich nichts anderes als die Verkörperung dieses gemeinsamen Nenners, der als Gleiches in allen Waren halluziniert wird, sie gewaltsam gleichsetzt und damit erst allseits und systematisch gegeneinander austauschbar macht. Der Inhalt dieses gemeinsamen Nenners ist die abstrakte Arbeitskraft, die für die Herstellung einer Ware verausgabt wird. Denn die unterschiedlichen Produkte haben, vom Hubschrauber bis zur Frühstückssemmel, nur eines gemeinsam: Ergebnisse der Verausgabung abstrakt gleicher menschlicher Arbeitskraft zu sein. Wir stellten vorhin fest, dass wir uns in der Marktwirtschaft auf einem Umweg, nämlich über unsere Produkte, aufeinander beziehen, weil wir nicht in direkte Beziehung miteinander treten. Die Produkte nehmen damit die Form von Waren an. Diese gelten allesamt lediglich als unterschiedliche Verkörperungen abstrakt gleicher menschlicher Tätigkeit, wobei vom konkreten Inhalt und Kontext derselben abgesehen, abstrahiert wird. Die Größe des Zählers, die Wertgröße, richtet sich dabei nach der in der Gesellschaft durchschnittlich notwendigen Arbeitszeit zur Herstellung einer Ware. Diese Arbeitszeit ermittelt sich allerdings nicht anders als über den bewusstlosen Mechanismus von Märkten, von Angebot und Nachfrage. Ein “gerechter Tausch” nach “Arbeitsleistung” ist damit nur durch freie Preisbildung zu verwirklichen. Viele Tauschkreise versuchen hingegen eine einheitliche Bezahlung aller Arbeitsstunden zu praktizieren. Indem damit von jeglichen Unterschieden in Vorbildung, Geschick, Anstrengung, Outputmenge und Qualität abgesehen wird, handelt es sich paradoxerweise um das Gegenteil “gerechten Tauschs”, wie er am Markt ja ohnehin praktiziert wird; dieser offenkundige Widerspruch führt in Tauschkreisen auch häufig zu Diskussionen und mündet – zumindest unter der Hand – immer wieder in die Aufgabe dieses Prinzips.

Halten wir also fest: Geld ist in jeglicher Form – ob staatliche Währung oder selbstorganisierte Komplementärwährung – nicht nur das simple Tauschmittel, als das Gesell und seine Anhängerschaft es gerne sehen würden, sondern immer Folge einer Produktion, die in erster Linie für abstrakte Märkte und nicht für konkrete Menschen erfolgt. Ob das Geld nun LETS, Talente oder Euro heißt, macht – abgesehen von der oben diskutierten “Zinslosigkeit” der Tauschkreiswährungen – keinen wesentlichen Unterschied.

Getreu Gesells Begeisterung für das Überleben der “Tüchtigsten”, ist die Konkurrenz im Tauschkreis genauso wie in der herkömmlichen Marktwirtschaft präsent. Ist ein Tauschkreismarkt erst groß genug und wirtschaftlich ausreichend attraktiv, treten alle Produzierenden zueinander in Konkurrenz. Zwar werden oft Mindestpreise, etwa für eine Arbeitsstunde, festgelegt. Bieten mehrere Personen gleichartige Ware an, müssen sie jedoch nahe diesem Mindestpreis kalkulieren, wenn sie nicht von billigeren Anbieterinnen ausgestochen werden wollen.

Von den Grenzen der Tauschkreise…

In der Praxis erfahren die Menschen im Tauschkreis letztlich dieselben Schwierigkeiten wie jeder und jede “da draußen” auf dem Arbeits- oder Warenmarkt. Nicht was ich einerseits brauche und andererseits gerne täte, kann meine erste Sorge sein, sondern was auf dem lokalen Tauschkreismarkt absetzbar ist, muss mir zur ersten Pflicht werden. Will oder kann niemand ihre Produkte mit mir tauschen, erwerbe ich auch keine Verrechnungseinheiten, also Tauschkreiswährung, und kann demzufolge auch nicht eintauschen, was ich gerne hätte oder dringend bräuchte. Obwohl die herkömmliche Lohnarbeit von Tauschkreis-Begeisterten gerne und zu Recht als moderne Sklaverei geschmäht wird, ist ihre Lage in Tauschkreisen letztlich nicht wesentlich verschieden vom Zwang, auf dem Arbeitsmarkt ihre Haut verkaufen zu müssen. Im Unterschied zum Tauschkreis, wo frau bei mangelnder Vermarktbarkeit ihrer Produkte oder Fähigkeiten eben Pech gehabt hat, durften Arbeitslose bis jetzt allerdings immer noch ein paar Gnadeneuro vom siechen Sozialstaat erwarten.

Der Tauschkreis setzt trotz aller sozialen Motive die irre Logik der Marktwirtschaft und das Strickmuster des vereinzelten kapitalistischen Leistungs- und Konkurrenzautomaten fort. Wo paradoxerweise Warenbeziehungen über die Beziehungen ihrer Produzentinnen bestimmen, müssen Letztere einander zwangsläufig und in einem fundamentalen Sinn als Fremde, als im Grunde lästige Notwendigkeit zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse entgegentreten. Insbesondere in den kapitalistischen Zentren wirken dem sozialdarwinistischen Prinzip des Marktes nicht einmal mehr rudimentäre Formen traditioneller Sozialbindungen entgegen. Die Menschen treten einander folglich von Haus aus als potenzielle Feinde gegenüber, deren wirtschaftliche Interessen einander entgegenstehen. Diese Marktsozialisation prägte auch die großen Tauschkreise der Krisenregionen, wie etwa in Argentinien (9): Kaum dass aufgrund der Marktgröße eine persönliche Bekanntschaft zwischen den Beteiligten nicht mehr gewährleistet werden konnte, wurden sie zum Tummelplatz für die bornierte Egozentrik, die das Wesen des Warenmenschen ausmacht; mochte sie sich nun im Verkauf eingetauschter Produkte gegen Staatswährung, in der Spekulation mit knappen Gütern, im Ausnutzen von Preisgefällen oder im Horten von Tauschkreiswährung äußern. Dem zur Konkurrenz sozialisierten Menschen fällt es nicht auf Anhieb ein, ein alternatives Wirtschaftskonzept mit solidarischem Verhalten zu verbinden, vor allem dann nicht, wenn seine Struktur die Zwänge der Konkurrenz festschreibt und deren Logik nahelegt. Ein Markt ist das Gegenteil gesamtgesellschaftlicher Koordination zur Befriedigung der gesellschaftlichen Bedürfnisse. Die argentinischen Tauschkreise konnten den Menschen daher gerade das nicht in ausreichendem Maße bieten, was sie am dringendsten benötigten, nämlich Lebensmittel. Der Tauschkreis garantierte das Überleben der Menschen ebenso wenig wie jeder andere Markt. Markt ohne Krise, Ausschluss und Unterversorgung gibt es nicht. All diese Probleme wären durch eine gesamtgesellschaftliche Koordination zu vermeiden.

Dass sich in Tauschkreisen häufig Menschen mit hohen moralischen Standards engagieren und daher die verrechnungslose, wechselseitige Hilfe einen hohen Stellenwert einnimmt, sei unbestritten. In diesen Fällen wird die Gesetzmäßigkeit von Markt und Tausch aber gerade überwunden, und es zeigt sich im Ansatz, quasi als überschießendes Moment, eine ganz andere Art gesellschaftlicher Beziehung.

Wenn das Tauschkreisprinzip je über das begrenzte Niveau eines hobbymäßig betriebenen Gesellschaftsspiels oder einer vom Elend diktierten Notfallsökonomie hinauskommen soll, darf es nicht nur die bloße Verteilung individuell oder in der Familie hergestellter Waren regeln, sondern muss auch auf die tauschlose Kooperation vieler Menschen in der Produktion angewandt werden. Haarschnitt kann ich einfach gegen Abwasch tauschen, das ist klar. Was aber passiert, wenn sich eine Gruppe von Menschen das Ziel setzt, gemeinsam einen Traktor herzustellen? Vieles kann ja gar nicht alleine produziert werden, sondern nur in breit angelegter Kooperation. Bei anderen Gütern wiederum spricht einerseits die höhere Produktivität, andererseits auch die Ressourcenersparnis klar für Zusammenarbeit. Die logische Folge liegt auf der Hand: der Tauschgedanke führt in diesem Fall schnurstracks zurück zur bekannten Lohnarbeit, also zum Tausch zwischen Kapital und Arbeit. Es gäbe einen Arbeitsmarkt, Konkurrenz zwischen den kooperativen Einheiten, vulgo “Unternehmen”, somit den Zwang zum Profit und über kurz oder lang den ganzen Rattenschwanz an Problemen, zu denen der Tauschkreis doch eigentlich eine Alternative bieten wollte.

… zur Überwindung der Marktwirtschaft

Gerade weil in Tauschkreisen hierzulande ideelle Motivationen die ökonomischen überwiegen (10), wäre es angebracht, die unmenschlichen Marktprinzipien einerseits und den durch sie bestimmten Warenmenschen andererseits zu hinterfragen. Als Anknüpfungspunkte markt- und tauschkritischer Praxen können durchaus die von den Tauschkreisen zumindest in zweiter Linie angestrebten Ziele dienen: die Herstellung sozialer Bindungen, direkte Formen menschlichen Kontakts, die Entfaltung persönlicher Fähigkeiten und die freie Kooperation. Diese Ziele sind jedoch vom Ballast der kapitalistischen Denk- und Handlungsmuster zu befreien, um eine tatsächlich neue Art gesellschaftlicher Beziehungen zu ermöglichen.

Es gilt eine Lebensweise anzudenken, in der konkrete menschliche Bedürfnisse Priorität haben. Dazu ist es vonnöten, die Vorstellung vom tauschenden “Ich”, das durch die Tauschhandlung als dominierende Form des sozialen Stoffwechsels definiert wird und deshalb auch erst in dieser Form sozial vollgültig eingebunden werden kann, zu hinterfragen und sich gemeinsam mit vielen anderen in einen bewusst und sinnvoll gestalteten Zusammenhang zu setzen, der die Zersplitterung der Marktgesellschaft an der Basis aufhebt. Dass dieser nicht durch eine staatliche Oberaufsicht über die an sich unbeherrschbaren Marktmechanismen herstellbar ist, zeigte die Erfahrung im ehemaligen Ostblock, wo versucht wurde, ein kapitalistisches Prinzip (das staatliche) gegen das andere (das marktwirtschaftliche) auszuspielen. Der Markt rächt sich am Ende bitter für jeden Versuch, seinem Selbstlauf Schranken aufzuerlegen.

Eine emanzipatorische Bewegung müsste es sich zum Ziel machen, die Prinzipien der freien Gemeinschaft, der konkreten Bedürfnisbefriedigung und der tauschlosen Verteilung zu verbinden. In der Praxis hieße das, einerseits einen gesellschaftlichen Zusammenhang über nicht-marktliche Organisationsformen zu entwickeln, in denen Menschen gleichberechtigt über Produktion und Verteilung entscheiden können. Es hieße andererseits sich an den konkreten Bedürfnissen zu orientieren, anstatt sich nach Profit und Konkurrenzfähigkeit zu richten. Und es würde drittens auch bedeuten, gemeinschaftlich Verantwortung zu übernehmen für die Menge und die Art der Produktion, um die Vereinbarkeit zwischen menschlichen Bedürfnissen und ökologischen Rahmenbedingungen zu sichern.

Dass das wesentlich leichter gesagt als getan ist, leuchtet ein. Die Unterwerfung unter die scheinbar äußerliche und eigenmächtige Logik von Geld und Warenproduktion hat die Menschen jahrhundertelang nicht nur voneinander getrennt, sondern uns zudem der Verantwortung für die Konsequenzen unseres Handelns weitgehend enthoben. Dagegen sind ganz neue Weisen des Umgangs miteinander zu gestalten und gesellschaftliche Organisation ohne “Sachzwänge” zu stärken.

siehe auch: Gründet Kostnixläden! (Exner-Hintersteiner)


Anmerkungen

(1) Silvio Gesell, ein Kaufmann zur Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, interessierte sich für die Bedingungen eines stabilen, krisenfreien Kapitalismus. Die Freiwirtschaftslehre und verwandte Ansätze in Darstellungen ihrer Vertreter: Creutz, Helmut (2001): Das Geld-Syndrom. Wege zu einer krisenfreien Marktwirtschaft. München; Gesell, Silvio (1920): Die natürliche Wirtschaftsordnung durch Freigeld und Freiland. Rehbrücke bei Berlin, im Netz unter http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/gesell/nwo/ (letzter Zugriff 17.10.04); Lietaer, Bernard (2002): Das Geld der Zukunft. Über die zerstörerische Wirkung unseres Geldsystems und Alternativen dazu. München; Musil, Robert (2003): Neue Wege des Wirtschaftens. In: Becker, Joachim; Heinz, Ronald; Imhof, Karen; Küblböck, Karin; Manzenreiter, Wolfram (Hg. ): Geld, Macht, Krise. Finanzmärkte und neoliberale Herrschaft. HSK 22 Internationale Entwicklung. Wien; Senft, Gerhard (1990): Weder Kapitalismus noch Kommunismus: Silvio Gesell und das libertäre Modell der Freiwirtschaft. Archiv für Sozial- und Kulturgeschichte 3. Berlin; Suhr, Dieter (1983): Geld ohne Mehrwert. Entlastung der Marktwirtschaft von monetären Transaktionskosten. Frankfurt/M.

(2) Die Freiwirtschaftslehre will die Marktwirtschaft vom Kapitalismus befreien. In unserer Auffassung benennen die beiden Begriffe jedoch nur zwei Seiten einer Medaille. Sie gehören untrennbar zusammen: Marktwirtschaft bezeichnet die Seite des Warenhandels, Kapitalismus die Seite der Warenproduktion. Die Ausdrücke “marktwirtschaftliches” und “kapitalistisches System” sind daher im Wesentlichen gleichbedeutend. Auch der Realsozialismus ist in die Reihe der marktwirtschaftlich-kapitalistischen Systeme zu stellen. Es handelte sich dabei um den zum Scheitern verurteilten Versuch einer geplanten Marktwirtschaft. Unter Kapital versteht die Freiwirtschaft nur das Geldkapital. In unserer Sicht ist das Kapital kein Ding, sondern ein unaufhörlicher Selbstzweckprozess der Vermehrung von wirtschaftlichem Wert. Dieser Prozess umfasst sowohl Geld als auch Waren (Produktionsmittel, Arbeitskraft). Unsere Kapitalismuskritik unterscheidet sich daher fundamental von der “Kapitalismuskritik” der Freiwirtschaft.

(3) Kirschner, Monika (2000): Gesell, Silvio. In: Lexikon Rechtsextremismus, im Netz unter http://lexikon.idgr.de/g/g_e/gesell-silvio/gesell-silvio.php (letzter Zugriff: 17.10.04).

(4) Mit Ausnahme von Irving Fisher und John Maynard Keynes wurde die Freiwirtschaft von der universitären Volkswirtschaftslehre entweder ignoriert oder belächelt. Der Marxismus der Arbeiterbewegung hingegen bekämpfte sie als “kleinbürgerlich”. Und tatsächlich spiegelte sich in der Gesellschen Lehre das Interesse der kleinen Wirtschaftstreibenden, wohlhabenderen Angestellten und Beamten wider, die in der Wirtschaftskrise unter dem Druck der Banken zu leiden hatten. Aus ihrer persönlichen Sicht lag es nahe, den Zins als ihre größte ökonomische Belastung zu erleben. In dieser Empfindung bestärkte sie die Freiwirtschaftslehre. Sie erblickte im Zins ja nicht allein die Ursache ihres persönlichen Elends, sondern gar das Grundübel der gesamten Gesellschaft. Nicht zuletzt vermeinte Gesell darin die Quelle aller Ausbeutung zu erkennen, während er den Profit der Industrie als “Unternehmerlohn” rechtfertigte. Die Freiwirtschaftslehre gab den konservativen Kräften damit auch ein Argument gegen die erstarkende Arbeiterbewegung und ihre revolutionären Forderungen in die Hand.

Ein häufig zitiertes Beispiel für die praktische Erprobung von Freigeld in der Zwischenkriegszeit ist das “Experiment von Wörgl” in Tirol. Mit Hilfe von selbst ausgegebenem Freigeld konnte die Gemeinde Investitionen in kommunale Bauvorhaben finanzieren, das Wirtschaftswachstum ankurbeln und damit Arbeitslosigkeit und Armut reduzieren. Das Experiment wurde bald von der österreichischen Nationalbank unterbunden, die ihre Währungshoheit gefährdet sah. Seine Wirkung glich einem keynesianischen Programm zur Wachstumsförderung und steht insofern im Widerspruch zum wachstumskritischen Grundtenor vieler heutiger Freiwirtschafter. Vielfach wurde von diesem zeitlich begrenzten kommunalen Wirtschaftsprogramm auf die mögliche Wirkung einer großräumigen Einführung von Freigeld geschlossen, was sich allerdings schon aufgrund der besonderen Rahmenbedingungen und der kurzen Zeitdauer des Wörgler Experiments verbietet.

(5) Zum Zusammenhang von Geldkrise, Geldkritik und Antisemitismus siehe Hanloser, Gerhard (2003): Krise und Antisemitismus. Eine Geschichte in drei Stationen von der Gründerzeit über die Weltwirtschaftskrise bis heute. Münster.

(6) Zur Kritik von Freiwirtschaftslehre, Tauschkreisen und einzelner ihrer Aspekte: Altvater, Elmar (o.J.): Eine andere Welt mit welchem Geld? In: Wissenschaftlicher Beirat von Attac (Hg. ): Globalisierungskritik und Antisemitismus. Zur Antisemitismusdiskussion in Attac. Attac-Reader Nr. 3. ; Bierl, Peter (2001): “Schaffendes” und “raffendes” Kapital. Die Tauschringe, die Lehre des Silvio Gesell und der Antisemitismus. ContextXXI 2, im Netz unter: http://www.contextxxi.at/html/start/start_fr.html (letzter Zugriff 17.10.04); Herr, Hansjörg (1986): Geld – Störfaktor oder Systemmerkmal? PROKLA 63; Janssen, Hauke (1998): Nationalökonomie und Nationalsozialismus. Die deutsche Volkswirtschaftslehre in den dreißiger Jahren. Marburg; Kurz, Robert (1995): Politische Ökonomie des Antisemitismus. Die Verkleinbürgerlichung der Postmoderne oder die Wiederkehr der Geldutopie von Silvio Gesell. krisis 16/17, im Netz unter: http://www.krisis.org; Niederegger, Gerhard (1997): Das Freigeld Syndrom. Für und wider ein alternatives Geldsystem. Eine kritische Bestandsaufnahme. Wien; Rakowitz, Nadja (2000): Einfache Warenproduktion. Ideal und Ideologie. Freiburg im Breisgau.

(7) Bakker, L. (2000): Wachstum wider Willen? In: Heinrich-Böll-Stiftung (Hg. ): Jenseits des Wachstums, Politische Ökologie 66.

(8) Zur Krisentheorie auf Grundlage der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie: Brenner, Robert (2003): Boom & Bubble. Die USA in der Weltwirtschaft. Hamburg; Heinrich, Michael (2001): Monetäre Werttheorie. Geld und Krise bei Marx. PROKLA 123; Heinrich, Michael (2004): Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. Stuttgart; Hirsch, Joachim (2002): Herrschaft, Hegemonie und politische Alternativen. Hamburg; Kurz, Robert (1991): Der Kollaps der Modernisierung. Vom Zusammenbruch des Kasernensozialismus zur Krise der Weltökonomie. Frankfurt/M.

(9) Colectivo Situaciones (Hg. , 2003): Que se vayan todos! Krise und Widerstand in Argentinien. Berlin-Hamburg-Göttingen.

(10) Musil, Robert (2003): a.a.O.

1. März 2005

From: streifzuege.orgBy: LorenzComments

What we must do

by Anitra Nelson

Immediate change will only come about if we challenge market practices and base our future strategies on non-monetary values, use-values. Our vision of compacts and networks is to establish agreements to live and organise in small and efficient ways as well as to formalise committed networks of individuals, households and neighbourhoods. Thus catchments and ‘whole people’ will become environmental and social building blocks. Our approaches must be to strengthen non-monetary ways of working together and to weaken monetary and market principles (strategies: strengthen and weaken). In these ways we will achieve social change, through processes of nonviolent action. A practical example, which we discuss in a critical way, is carbon rationing. To conclude — sustainability requires the end of the market, the end of production for trade and of trade. Instead, we must care for the earth, care for people, and share the surplus.

If we have not already set in train conditions that will mean our demise as a species, we must act fast to prevent that happening. The tip of the iceberg is global warming. It is not sufficient to simply focus on addressing climate change by halting and reversing current trends along with adaptation. In order to ride through the crises we now face and to stabilise our position within nature, we must institutionalise sustainable practices, such as minimising energy and resource use. However, sustainable practices are impossible without wholesale change in the ways we live, the ways we relate to other people, and the ways we value and treat non-human nature.

The current focus on trying to make government activities, residents’ homes, businesses and other areas of public space and private property more ecologically sustainable is not achieving the necessary changes quickly enough. Visions and strategies for establishing sustainable practices proliferate but are in conflict with economic prerogatives that still dominate decision-making and actions. Initiatives are too small and slow. Why is this so?

After a summary of reasons for moving to a money-free world and how to achieve it, below, you will find practical advice on moving to non-monetary or cheap selfreliant lifestyles.

Market practices

We are trying to hang onto old unsustainable ways of living, namely capitalist practices, rather than establish sustainable ones. Capitalist practices are based on trade, exchanging goods and services for money, and producing goods and services for trade. Thus, the whole production process and decisions about how and what to produce are centred on the market.

This market logic uses monetary calculations. It is as if money is our common god, our central value, and provides the principles for all our main relationships and activities. Within this mainstream perspective, even sustainability initiatives must be ‘economic’, an
example being the dominance of ‘triple bottom line’ approaches. Thus the world is still being seen through capitalist eyes: fragmented in units that are still judged in accord with economic criteria and credentials, i.e. profitability.

While capitalist businesses measure their success through profitability, capitalist states are structured around exponential growth. Yet over-consumption is at the very basis of unsustainable dynamics that threaten us with species extinction, collective suicide.

The main international intergovernmental institutions and governments support trade and production for trade. Thus the Kyoto Protocol and other international efforts avoid making fundamental agreements to address global warming and create the necessary foundations for global sustainability.

Non-monetary values: use-values

Current sustainability initiatives are failing because really sustainable practices require that non-monetary values, principles and relations rule our decision-making and activities. To be sustainable we need to treat everything according to their use-value and use-value efficiencies, i.e. minimising needs and environmental impacts, and use-values must include ecological values.

Thus we must dispense with the market requirement of monetary values and calculations, i.e. capitalist determinations and complications, structuring business around assets and flows, credits and debits. Ecological processes and dynamics are hard enough to understood and manage without overlaying needs to make production and exchange sensible in terms of markets.

The real social needs are that people have enough to sustain their existence and that we share responsibility for and the rewards of what we produce. In fact basic human needs are ignored in trade and production for trade, which centres on meeting demand, needs
backed by money. So, use-value-based sustainable practices can better meet social as well as environmental needs.

Obviously we cannot reach this vision of a society based on social and environmental needs overnight. However, if we have a clear vision of the values, principles and relations we want to establish, and decide to follow rational strategies to achieve this common vision, we will get there quicker. First we will discuss the vision, then strategies for getting there.

The discussion on strategies uses the example of carbon rationing to make certain points about transitional processes.

Vision: compacts and networks

Establishing a world that will successfully enable, embody and reproduce fairness, equity and sustainability will require money-free social relations, a ‘compact society’. Why ‘compact’? Compact means both ‘an agreement’ and ‘small and efficient’.

In a compact society our everyday practices will be modest and effective, minimising resource and energy use to meet simple and basic needs. Formal collective agreements, compacts, will enable us to act in concert, to avoid certain people’s activities undermining
other people’s efforts. Networks of compacts will form the basis of compact neighbourhoods, compact communities, compact regions and a planetary compact society.

The concept of ‘compact’ is akin to ‘contract’ but involves none of the monetary, financial, elements common in contracts. Compacts have the potential to provide the political and economic building blocks of a world without monetary relations and values.

Compacts would commonly involve at least two parties that agree, for instance, to share the use-rights and responsibilities of a resource base or to provide one another with goods and or services. In other words compacts would express agreements over the use and management of resources necessary to enable people to exist modestly and to share responsibilities as stewards of the earth and all its natural communities.

Compacts and networks offer viable forms for people to take and share direct power. Compacts involving formal agreements between individuals and groups will support all kinds of activities, including collective production and spheres of exchange. Such compacts
would be organised locally and in local-to-local networks. Thus we can refer to a ‘compact movement’ as networks of socially fair compacts between groups and individuals, compacts that respect environmental sustainability and that will merge to form a dynamic
path to rational, humane and sustainable livelihoods.

Many people have some relationships and practices consistent with a vision of compact communities. A ‘compact movement’ is already apparent in individual acts and voluntary associations as people place humane and environmental principles and values above monetary, capitalist ones. Generalising such values and formalising them in compacts will create alternative forms of governance, ultimately a global compact society.

This vision is not wholly new: many liberation philosophies point in the direction of a planetary compact society. Anarchism, permaculture, humanism and communism give priority to equity and fairness between people along with living in modest and sustainable ways, respecting nature. Associated principles and values have been expressed in the writings and actions of many philosophers and activists.

However, a key distinction of the compact vision is that it belongs to non-market socialist visions of production and exchange on the basis of people’s and planetary (ecological) needs will take place without using money, or monetary values, principles and
relationships.

Networks refer to the internal communications and relations between members within compacts as well as external connections comprising further compacts and other kinds of relations supporting compacts. For instance, a household would be organised by way of a compact which, in turn, would be a member of other compacts specifically formed to sustain the household and to help its members to sustain other people within their neighbourhood comprising people and the local natural and built environment.

Once appropriate principles and values have the force of common rights and normal responsibilities, compacts and networks have the potential to constitute societies alternative to capitalist ones. Current capitalist practices contradict universal human rights to basic needs such as food, clothing, shelter, safety and care. Every activity involves monetary considerations at some level, shackling direct and sensible responses to human and environmental needs. Non-monetary compacts and networks would work directly with available human skills and effort, and energy and materials assessed in terms of their use-values.

Every human being would have a right to basic needs and would be a member of compacts designed to fulfil those needs at the same time as belonging to networks that would make them responsible for fulfilling other people’s basic needs and care for the local environment. Planning and distribution formalised in compacts would be facilitated using electronic communication, which would link households with neighbourhood precincts and broader, sub-bioregional communities and bioregional networks.

Compacts and networks would be diverse, fulfilling a variety of purposes for numerous members. As basic ways of organising, formal compacts would offer robust and stable forms for local to global organisation of all kinds of activities, from those directed at fulfilling basic needs and wants to cultural and recreational ones.

The principles of simplicity, local, and small would guide efficient and effective techniques for fulfilling basic needs to ensure more socially and environmentally friendly developments all over our planet. Permaculture and alternative, appropriate, technologies
for generating energy and extracting and processing resources offer ready-made and trialled ways to proceed.

Catchments and ‘whole’ people

Sustainability requires that exchanges involving energy-intensive transport be reduced to a minimum. Therefore self-sufficiency and collective sufficiency must be the main aims of local organisations of environmentally sustainable units, comprising households within
catchment areas based on bioregional rationalities.

Some people would need to resettle according to the natural opportunities and limits of local and regional environments. Even so, place-based living would allow for mobility outside local groups, especially for members with skills and knowledge to share.

Non-monetary exchange has always relied on customary rights and responsibilities with local and personal variations associated with social and environmental circumstances and developments. Non-monetary exchange will involve compacts and networks that allow
groups to have access to basic needs and wants from outside the local area when necessary.

The deficiencies of local collective self-sufficiency and production for direct use- values can be overcome through low levels of exchange enabled by e- communication, negotiated on terms specific to the potential and limits of the people and landscape in question. Thus spheres of exchange would be minimal and formal and either of mutual advantage to two exchanging individuals or communities or involve multilateral benefits to many individuals or communities.

Agreements would be formalised and dissolved by official independent mediating parties. Most importantly these exchange networks would complement communities living simply on production for direct use-values, exercising independence as well as benefiting from
efficiencies evolving from collective self-sufficiency, by offering complementary and supplementary goods and services in exchange for the same.

To achieve local collective sufficiency, inhabitants will have use-rights and responsibilities for landscapes in the water catchments that substantially support them. Local, community-based forms of living, producing and exchanging that emphasise communal sufficiency are the most environmentally friendly because they minimise energy and resources otherwise wasted on transport and economise through providing directly for most daily needs.

In as much as local regions develop in communally sufficient ways they are socially and environmentally semi-autonomous, robust and resilient. Communal sufficiency overcomes limitations of self-sufficiency by economising on effort and by making use of economies of scale through the use of resources, including energy. Subsistence activities include collecting, growing, harvesting, storing and preserving foods in as environmentally friendly ways as possible, exercising principles such as those developed by permaculture and the slow-food movement.

A ‘whole person’ exercises skills and develops knowledge in a range of activities. Compact communities would nurture people, and be nurtured by people, who had a range of skills and applied them regularly in various ways, namely: subsistence, sharing, caring, learning and teaching.

Work time would be divided between these activities so that, ideally, every person would participate, say one day a week, in production and exchange of the provision of subsistence goods and services, including food, clothing, houses, furniture, equipment and buildings for households and neighbourhoods, and all the goods and services involved with electronic communications. Another day would be spent in caring activities: caring for children, sick and aged people, in a range of duties, including exercising the skills of
‘barefoot doctors’ complemented by highly skilled practitioners. Yet another day would be spent on decision-making and communicating with compact partners and in the activities of networks. Continuous training would characterise compact communities.

Spheres of production and exchange would focus on the local, regional and global. These spheres would follow ecological as well as social rationales with local economies based on the scale of catchments, along bioregional lines. Households would develop, say
biannually, lists of basic needs and work out to what extent they could fulfil their needs through self-sufficiency, such as through their household gardens, kitchen baking, preserving and storing, and milk, meat and other products from domesticated animals, including fowls and goats. Households would grow and create according to appropriate principles and technology, such as giving priority to indigenous vegetation and animals and sustainable practices infused with permaculture approaches.

Neighbourhood farming and industrial facilities would complement the needs of households and provide workspaces for householders to exercise a wider sphere of activities related to collective sufficiency. Each neighbourhood would identify the potential specific to their landscape for easily producing surpluses that met deficiencies in other neighbourhoods, or offering use-rights for specific purposes to their pockets of forest or marine areas for other local neighbourhoods to meet their subsistence needs. Neighbourhood audits would estimate production to account for accidental shortfalls and unpredictable losses but also coordinate with wider catchment-based networks so that such surpluses could act as a wider safety store to avoid waste.

Strategies: strengthen and weaken

The transition to a world without money — which is only to say that the conditions are laid for humans to establish communities based on social justice and environmental sustainability — would be created by, on the one hand, diminishing production and exchange based on a monetary, capitalist rationale and, on the other hand, progressively taking over production and exchange using non-monetary compacts. Collectively, our actions would weaken a reliance on capitalist practices and strengthen networks of compacts as alternative forms of governance, production and exchange.

How to synthesise tactics within mainstream structures and strategies pursued outside them and create a bridge, a continuum, between reforms and revolution is the greatest challenge. It will only be possible by adopting a common strategy of instituting non-monetary forms of political, social and cultural relations within a vision of a money-free society to enable people to produce and exchange transparently on the basis of use-values, i.e. directly expressing principles related to social justice, and enabling the establishment of environmentally sustainable practices. Thus we must decide on compromises regarding the best possible way forward to achieve the ultimate vision as quickly and as permanently as possible.

Our strategies to attain sustainability as a species need to be guided by modest, effective activities. However, these strategies are impossible under current forms of governance and if we keep using money and prices to produce and exchange. Thus, for instance, the transition would focus on cutting workloads for all, to work for money at the most only part-time and progressively less. We would deprive the market of labour to rely more and more on non-monetary production and exchange. The defence for our stand would be a simple ethical principle, instituting of substantive democracy for human wellbeing and theprotection of a living planet.

Over the last half century many people have not only become active participants in organisations to promote social justice and environmental sustainability but a minority have devoted their lives to this movement, including focusing on time-consuming experimental activities such as establishing eco-villages, permaculture ventures, organic and biodynamic farming, and applying alternative small technologies to produce quality goods and services. As such, existing activities, structures, organisations and movements contribute models and experiential knowledge and skills to inform positive strategies towards a compact society.

Monetary exchanges and production for the market must be remodelled into exchanges that focus not only on the use-values of the produced and exchanged goods and services but also on the parties to such exchanges. Thus production and exchanges would be formally planned, centre on collective sufficiency based on bioregions managed for environmental sustainability and would only marginally involve production and exchange for identified, specific, external groups and environments.

The now international movement known as permaculture (permanent, sustainable agricultural practices and principles of designing sustainable livelihoods) offers ways to think about, plan, strategise and act to create a world that is socially just as well as environmentally sustainable. Permaculture emphasises self-reliance, production for direct use, minimising exchanges and concentrating them in the local area, working collectively and with nature rather than competitively and to control nature.

While permaculture offers ways to empower people and to support ourselves materially in more environmentally sustainable ways, and its principles have a communal focus, most applications have been at an individual or small grassroots level. Yet permaculture principles offer ways for generalising such practices to achieve planetary sustainability.

Social change

Radical activist organisations, such as the women’s liberation movement, have experimented with and developed useful processes for catalysing and incorporating behaviour and social change. Many discussions within this movement focused on how women could most effectively initiate, facilitate and support change. Many did not want what men had but wanted a new world where men and women would relate differently.

Many women took seriously the implications of making this kind of revolutionary demand, especially that ‘the personal is the political’. They clustered in ‘consciousness raising groups’, which replicated aspects of age-old political resistance cells in terms of solidarity and discussion, but were infused with specifically feminine qualities of sharing, selfdisclosure and mutual support.

Such groups — typically comprising several women meeting regularly — enabled discussion about everyday challenges and strategic options to effect change in close relationships with relatives, partners, male and female friends and colleagues. Emphasising the importance of these informal groups, which were not accountable or formal in mainstream ways and centred on ‘private’ rather than public change, was itself an act embodying social change.

Other characteristics of the women’s liberation movement were demonstrated in its more action-oriented ‘public’ structure. There was no formal membership. If you identified with and supported the women’s liberation movement then you belonged. Equally, in an effort to preserve diversity within unity and sidestep time-consuming decisions over numerous issues, workshops or collectives evolved around issues and events. Contacts were nominated but again these groups took a flat non-hierarchical form based on direct decision-making and initiatives by immediate participants. As such to be an effective member you had to participate directly.

Women’s liberation developed forms appropriate to mass mobilisation, and effective and substantive democracy. Some of these forms of organisation have been adopted by and aspects shared with environmental organisations, especially those that typify its most radical wings, such as Friends of the Earth and the social and environmental NonViolence Network. Women’s liberationists questioned working as a not necessarily desirable state of being, while feminists fought for training and jobs.

The organisational forms developed, refined and used by women’s liberationists and environmental and nonviolence activists typify effective ways of achieving change with the potential to leap beyond simple reforms. These forms, and the social skills that they nurture, naturally complement the development of structures and processes through which communities living with environmental uncertainties and damage can effect mass mobilisation and rapid changes in values and relations necessary to institute social justice and environmental sustainability. Through involvement in such social and environmental organisations many people have been slowly and surely building experiential learning in terms of skills and tacit knowledge about how social and environmental change can be effectively and efficiently achieved.

Nonviolent action

Although advanced capitalist societies are characterised more by formal than substantive democracy, the threat of losing elections has pressured many parties and politicians to respond to vocal and disruptive opposition in semi-conciliatory ways. At the same time the easier response has been to demonise such groups and enhance the state’s powers to curb such actions, the publicity emanating from them, and the terms and conditions allowing for protest in public spaces.

Right through the 20th century, certain groups and individuals have objected to wars, to conscription, and to anti-social and anti-environmental policies, practices and programs developed and implemented by various states. Their campaigns have included political lobbying, media publicity, peaceful rallies and sit-ins. Key strategic issues have revolved around the potential for protesters to interfere with, intervene in or frustrate business-as-usual enough to gain the attention of those whose practices or positions they wish to change or power holders in a position to regulate or restrain them.

Facing physical power, armed guards and riot police, many environmental and social protesters have implemented nonviolent actions, resistance and non-compliance to defoliate mainstream authorities’ reasons and ways of enforcing law and order. Nonviolent actions, such as sitting in trees threatened with felling in ecologically valuable areas, have various benefits. Such actions: enable protesters to express otherwise often relatively defensive positions in lively collective ways involving solidarity, commitment and courage; generally directly express the social and environmental ethics of the protesters; represent low-level causes for state powers of law and order to be enforced; and usually attract media, publicity and encourage debate on the issue, event or cause. For instance,
nonviolence principles and tactics have been applied regularly during the last few decades in Australia’s forests.

The importance of nonviolence philosophies and activities includes: giving people experience of direct action over their lives and deepest concerns; empowering participants to act in a way that expresses that the personal is the political; and developing people’s skills and knowledge about ways to defend themselves and the environments that they deeply value in nonviolent ways. While state authorities responded to such well-meant activities with brute, legal and political force — fining, jailing, intimidating and injuring protesters — they also moved to restrict opportunities for people to protest, for instance, by reducing public spaces and the regulation and definition of behaviours tolerated in public spaces.

Much of the apathy and demoralisation felt in contemporary society is associated with knowing that the naked and hidden powers of states the world over are all too ready to aggressively support capitalism. At the same time, participants in nonviolent actions have developed positions and skills to assist ‘power to the people’. Resistance to the development, establishment and use of nuclear power and policies to curb the use and storing of guns increases as people watch machinery and technologies amplifying the power of public authorities, who even privately contract out security activities and have always relied on companies producing military hardware, for use as an armour against their own people and peoples with inferior potential weaponry.

Nonviolent assertion and defence will be crucial strategies for protecting, expanding and intensifying the compact movement into a global society. A long tradition of grassroots nonviolent activities offer experiential learning to inform the defence of communities establishing non-monetary ways of working, living, sustaining and expressing ourselves. Nonviolence is a philosophy, a political and economic way of life, offering tactics and techniques for effectively dealing with force without resorting to violence. These principles and processes contribute model approaches and institutions for pursuing and defending the transition to a compact society.

Carbon rationing

From a compact perspective, reducing consumption and production to simply meet basic needs, restoring natural environments and recovering other environments damaged by capitalist activities is the only way to reverse the growth of greenhouse gas emissions in the atmosphere and to establish really sustainable practices over the planet.

The most significant strategy will be reducing consumption by not purchasing any more than is absolutely necessary. Without demand, by its own laws, capitalist production cannot exist. We must try to fulfil our own needs directly, or arrange to source such needs locally, share, hand on goods and services, reuse, recycle and treat waste. These weakening and strengthening strategies must be conducted in unison.

For example, to address the current global warming challenge we must unite with others who are calling for carbon rationing by applying the principles of small and efficient at every level. At the same time, we must beware of commodifying carbon emission allowances. The best aspect of rationing is the collective cap that is reduced over time.

However, limits on carbon emitting activities can be achieved directly through regulation, though state regulation is highly likely to be inefficient and ineffective. Instead, let’s view joining a carbon rationing action group (CRAG) as a possible tactic to move from where we are now to our vision of sustainable compact communities. A CRAG has elements of a consciousness-raising group, a support network and a carbon management unit (see: www.carbonrationing.org.uk).

The good thing about a CRAG is that it is a grassroots initiative, taking direct collective action for our personal greenhouse emissions. Thus it can be seen as strengthening, i.e. improving, skills, will and knowledge towards compact communities. But these groups are voluntary and will achieve little unless personal carbon allowances are mandatory.

A CRAG shares some critical failings of plans to reduce carbon emissions, such as incorporating trading, which undermines the best aspects of rationing. This means that rich, flagrant carbon polluters can buy their way out of carbon efficient living and simply extend behaviour associated with the main source of unsustainable practices — trade and production for trade (money). Trade in allowances means we are unlikely to collectively reduce much more than the limit, because there is a monetary incentive to trade unused allowances. Some case studies comparing water restrictions and water trading show this as well as other forms of more sustainable behaviour with restrictions.

National and mandatory measures, such as Carbon Equity Project proposals (www.carbonequity.info) are stronger but still incorporate trade. This line is not credible at this critical point in history unless it is a stop-gap measure.

A more useful scheme, in terms of providing a direct and quick route to sustainable living, is to set personal rations and disallow any trade in them. Credits and debts could accrue in an accounting system specifically for carbon and, while penalties for debtors would focus on forfeit of property, creditors might receive non-monetary rewards.

It is not clear that a standard level of personal allowance is fair if I work at home, for example, as many people do. Addressing these kinds of basic equity issues makes the scheme more cumbersome. If the retort to this challenge is that trading provides for such flexibility, it really means trading submerges concrete problems with the plan.

Further, complementary tactics need to be provided for the greater amount of emissions caused outside households. Providing businesses with allowances is appropriate but nontradable permits are necessary along with the statement that we will not be continuing with ‘business as usual’. From this point of view state regulation of a dying practice is a direct measure and current political structures allow for pressure, i.e. input, in deciding which industries receive how much in the way of carbon allowances. We must discuss clear proposals for state policies, backed by marching on the streets to achieve them.

Sustainability requires the end of the market, production for trade and trade. Instead, we must care for the earth, care for people, and share the surplus.

Cheap, local, environmentally friendly, self-reliant lifestyles and neighbourhoods

Revolution means transcending and altering the status quo. We can start with everyday practices, individual actions combining with collective ones to create change. The suggestions that follow concentrate on what you might do right away.

Look at everything you want, do and relate to and ask:

• Do I need to do/buy/continue this?
• Can I achieve the same or better benefits in less resource-intensive ways and/or
ways which respect my and other people’s skills and knowledge more?
• Is there a cheaper or more readily available substitute?

Here are some alternatives to depending on full-time work for an income to pay for the things you need and sourcing them from the impersonal global market-place retail sector.

Work

Try to find paid part-time work expressing ethical values with respect to other people and nature. Work for money part-time, for just enough to live modestly. This way you can spend as much time as possible doing things you believe in, i.e. expressing ethical values with respect to other people and nature, and enjoying people and nature in treading lightly-on-the-earth-and-other-people ways. Try to exercise as much power as possible in the workplace to make it progressive in these ways too.

Meeting basic needs

Generously pass on and, if you need them, gladly accept offers of free goods and services.

Food

• Grow your own, preferably organically or using permaculture methods
• When you swap or buy, try for local and organically grown foods
• Think local community gardens, food swaps and food cooperative
• Buy in bulk and sharing with friends
• Share — give away — edible food surpluses and gladly receive the same

Clothing

• Keep your wardrobe small
• Buy second-hand clothing from garage sales, charity shops, street stalls and markets
• Buy cheap remainders
• Share — give away — clothing that is no longer useful and gladly receive the same

Housing

• House-sit — looking after someone else’s house or studio while they are away, for
free or ‘next-to-nothing’ — and offer your house for house-sitting whenever possible
• Shared-house tenancy — sharing a house, service costs, utilities and vehicles
• Co-housing — shared dwelling spaces with multiple co-owned dwellings and shared infrastructure and land for growing food
• Squat

Cleaning

Procure cheap basic laundry and bath soap, bicarb, vinegar and salt — and a cheap guide on cleaning with the most basic ingredients. Use ‘elbow grease’, soak dirty things, learn the properties of herbs, such as lavender, that you can grow in your garden and use in your wardrobe.

Equipment and materials

• Share equipment and materials
• Give away goods and gladly receive the same
• Intervene if used, but still usable, goods are being put out as garbage
• Look out for new goods, which are cheaper because used for promotional purposes
• Purchase cheap second hand and recycled goods

Transport

• Walk
• Push bike
• Public transport: train, tram or bus
• Car share, bike share (formal and informal arrangements)

Travel

• Join such a group as WWOOF, see the international site for links to national bodies: http://www.wwoofinternational.org/
• Volunteer on environmental or social programs
• Cheap, modest, safe youth hostels (which, despite the name, admit people of any age)

Expert advice and learning

• Access and volunteer to contribute free advice services
• Swap your expertise or work-power directly with someone-else’s

Collective structures

Create and maintain in your neighbourhood:
• Food and other co-operatives run on ethical principles
• Swap meetings and markets
• Internet-based networks, e.g. Freecycle
• Libraries, of books, magazines, computers, toys, vehicles and other equipment

Anitra Nelson, 10 April 2008, updated 15 February 2011: www.moneyfreezone.info.

Anitra Nelson is professor at the RMIT University in Austriala. She made her Ph.D. on the theory of money in developed capitalism. This study was published 1999 as “Marx’s Concept of Money. The God of Commodities” at Routledge. She is editor of “Life Without Money. Building Fair and Sustainable Economies” (Pluto Press, 2012) and did research especially on the ecological consequences of money as well as on befasst sowie mit community oriented strategies of sustainability. Anitra Nelson ist an activist of the platform demonetize.it!

[German translation of this version of the text, in consultation with the author, see here]

Beyond Digital Plenty (1)

Building Blocks for Physical Peer Production

Journal of Peer Production[Originally published in Journal of Peer Production, Issue #1: Productive Negation, July 2012.]

Summary

Commons-based peer production has produced astonishing amounts of freely usable and shareable information. While that is amazing in itself, many people think that it is all, arguing that peer production flourishes in the digital realms of the Internet—and only there. This would mean that peer production could never be more than a niche phenomenon, since nobody can survive on information alone. This article challenges the conventional viewpoint, arguing that the potential of peer production extends far beyond the digital sphere into the sphere of physical production and that corresponding developments are already under way.

The article contrasts the plenty of the digital world with the apparent scarcity of the physical world. It explains the difference between scarcity and limitations and why is it necessary to distinguish between different meanings of the word “plenty” when thinking about the possibility of plenty in a limited world. It shows that firm- and market-based capitalist production is unable to produce plenty for everyone due to its inherent traits, but that commons-based peer production is very different in this regard. It sketches building blocks for the generalization of peer production into the physical world, referring to examples that exist today. Finally, questions of fairness in a peer production–based society are discussed.

Digital Plenty Versus Natural Scarcity?

The Internet as a Place of Plenty

The Internet has become a place of plenty—plenty in different meanings of the word. The first meaning of plenty is “lavishness” or “wastefulness.” I might spent all day clicking through photo sharing sites, looking endlessly at pictures of any people or topics (say, Mount Everest), even though at some point they’ll start go get fairly repetitious and I have seen everything of interest—I can continue nevertheless.

I can use BitTorrent to download tons of movies—that’s usually illegal, but it works—until I’ve filled my hard disk with movies, even though I might never find the time for watching them. I can install any number of free software programs, endlessly trying new ones, even if I don’t really use any of them. It’s easy to waste time on the Net.

But plenty also has another meaning: “getting what I need, when I need it.” The Internet offers plenty in this sense, too. Just try to remember (if you’re old enough to do so) how cumbersome it was to research something before the Internet. You had to visit a library to find books on the topic; if none existed, you had to try locating articles in journals or finding out whether there were experts somewhere that you could reach and that responded to your queries. Today, doing initial research has simplified enormously: just enter some search terms in Google or read the Wikipedia article on the topic, then follow the most interesting links for further reference. It has become so easy to find information on practically any topic that it is hard to remember how it was before.

Solving problems has likewise become much simpler. Since you are hardly the first person with any specific problem, you can search the Internet. Usually you’ll find others who had the same problem and wrote about it. You can check the solutions they came up with; if that’s insufficient, it’s often easy to get involved and ask for help. In the past, it was very hard to find and cooperate with people with similar problems or interests, unless (maybe) if they lived in the same city or area as you. Not anymore.

When looking for a specified piece of music or a particular video, I’m quite likely to find it on YouTube or elsewhere online. And I can download and watch the movies I’m interested in—usually not legally, but still. I can find free software programs to do specific tasks or to solve specified problems—whether for Web surfing, watching videos, editing photos, videos, or music, playing games, developing programs—almost anything is there. Thus, the Internet is also very good at providing plenty in the sense of “what I need, when I need it.”

It might seem as if the plenty originates in the digital nature of the Internet itself. But that would be a wrong impression. Digital technology is only the foundation; the producers of the plenty are the people who use the Internet and make it all happen. I will return to that issue, but prior to doing so I will look a the limitations of the physical world which make it appear so different from the digital plenty of the Net.

The Ecological Footprint: Is Scarcity “Natural”?

One issue that might seem to make the concept of plenty—plenty for everyone—in the natural world hopeless has become known as “ecological footprint.” The ecological footprint is the amount of land necessary to generate all the resources consumed by a human population and to absorb and render harmless the corresponding waste. It is measured in “global hectares,” meaning hectares (one percent of a square kilometer) of land of average fertility.

Today, the ecological footprint of humanity is about eighteen billion global hectares, but the Earth’s total biocapacity is only about twelve billion global hectares. The disparity is obvious: our current lifestyle would require one and a half Earths to be sustainable. We consume resources much faster than the Earth can replenish them. Since such overuse is impossible in the long run, we live at the cost of future generations.

But not everybody does. In many countries, the average footprint per person is very low. In Bangladesh and Afghanistan, it is just 0.6 global hectares per person; in India and Yemen, 0.9 hectares; in Iraq and the Philippines, 1.3 hectares. In these and many other countries, resource usage is below the sustainable average that can be calculated by dividing the twelve billion hectares of available biocapacity among the seven billion people alive: 1.7 hectares per person.

The actual global average is about 2.7 hectares per person, more than 50% higher than sustainable. My own country, Germany, uses almost twice as much: 5.1 hectares per person. Most other European countries have similar values. The average footprints of the USA and some Arab countries are highest: 8.0 hectares per person, or more (see Wikipedia 2011). We who live in highly industrialized countries, thus not only live at the cost of future generations, but also at the cost of people in other parts of the word. Our consumption patterns are only possible because people elsewhere consume much less.

Scarcity, Limitations and How (Not) to Produce Plenty

It is clear that to remain possible and sustainable in the long run, all production is bound to the limits of the available biocapacity. This constraint holds regardless of the social form of production. The limit of currently 1.7 global hectares per person can be surpassed for some and for limited periods of time, but not for all and forever. Such limitations must be respected, but limitations, as Stefan Meretz points out in his contribution to this volume (Pattern 2) are not the same as scarcity. Scarcity means that there is not enough of something, hence it depends, first, on how much of a good is needed (and by whom) and, secondly, on how much of a good is produced (and by whom). Scarcity is thus a social phenomenon, never a natural one.

Above I distinguished two concepts of plenty—unlimited wastefulness versus “getting what I need, when I need it.” It’s easy to see that unlimited wastefulness will quickly collide with the limits of our planet. It won’t be possible for everybody to have five cars in their garage, or use everything just for a little while and then throw it away.

But plenty in the second sense is a different matter. Things that are quickly discarded won’t satisfy more needs than things that are used for a long time; and you don’t need five cars to reach your destination quickly and conveniently—depending on the situation, one car, an (electric) bicycle or good public transportation will do as well or better. This concept of plenty isn’t focused on the accumulation of things, but on the satisfaction of needs.

Is it possible to produce “what you need, when you need it” for everybody, on this limited planet? That question cannot be answered without considering the social form of production.

Capitalism is the mode of production that dominates today. For this mode, the answer must be no. Capitalism is good at producing plenty for some, but it does so at the expense of others. Most people in the Global South are excluded, and many poor people in the “rich” countries are largely excluded as well. This is not just an empirical fact, there are also theoretical reasons why it must be so.

First, the goal of every capitalist entity, every investor and every company, is to “make money,” that is, to turn money into more money. Making money is only possible if somebody produces something (though that relation may be quite indirect and far away), and production always requires resources. And if the goal of “making money” is reached, as a result there is more money that must be invested again in order to make even more—and so on. The capitalist process thus has a built-in, infinite urge to grow, to produce more and to use more resources. Over-exploitation of the biocapacity is the logical result. With capitalism, the only alternative to growth is crisis: investments fail, leading to a loss of capital with companies going bankrupt. People lose their job and thus the possibility to benefit from the limited plenty which capitalism produces for those who can afford it. Neither alternative is good: crisis causes people to suffer, but permanent growth necessarily comes at the expense of nature.

Moreover, plenty for everybody is impossible because companies produce goods in order to sell them—that’s how they make money. But things can only be sold if they are scarce, if they don’t exist in sufficient quantity. Otherwise, if supply is higher than demand, prices tend to fall towards zero. This makes the market in question unattractive for producers since it becomes hard or impossible to “make money.” Some producers will withdraw or go bankrupt, finally leading to a situation where supply falls below demand and the situation of scarcity required for successful investments is restored. If capitalist corporations are not the only source of goods, but people can get them for free from nature or from other people, commercial exploitation will face ongoing problems. This is the situation the music industry finds itself in, since the Internet facilitated the noncommercial sharing of music. In such a situation, the affected companies will desperately try to smash the noncapitalist alternative, just as we see today.

Finally, there is a conflict between plenty for everyone and the core principle of capitalist markets: competition. Competition means that whenever someone wins, someone else loses. It doesn’t matter whether companies compete for market share or people for jobs: some will be successful, but the rest will fail, going bankrupt or becoming unemployed. There may be plenty for the winners, but the losers won’t get more than some modest handouts from the government, if at all.

Commons-based Peer Production: A Different Mode of Production to the Rescue?

Thus, plenty for everybody is only a possibility with another mode of production. But how might such a mode of production work? Indeed, what becomes of the concept of “work”? In capitalism, work is usually a means to an end: companies employ workers in order to produce salable products; people work to earn money that they need in order to “make a living,” i.e., to survive. When politicians talk about “increasing the incentives to work,” they mean increased sanctions about people unable or unwilling to find work. Work seems to be something that you only do if you have to, if it’s forced upon you by economic necessity or social pressure.

But does it have to be like that? Let’s return to the way in which plenty is produced on the Internet. Not all of the digital plenty we can find there, but a large part of it is a result of the process we call commons-based peer production—the very topic of this journal.

In many cases, peer production differs considerably from the conventional model of work as a means to make money. Innumerable people help writing and editing the free encyclopedia Wikipedia, without expecting financial compensation. Others make music, take pictures, or publish texts, freely sharing their works online. People create and share free software such as the GNU/Linux operating system and the Firefox web browser. Others set up wireless community networks and still others devise open hardware and open designs, freely sharing designs and blueprints of furniture, clothes, machines and other items.

Commons-based peer production is no longer a marginal phenomenon, but an essential part of the modern world. The Internet largely runs on free software; Wikipedia has become a primary source of information for many people.

Peer production is benefit-driven: in contrast to capitalist production, the goal is not to “make money” (turn money into more). Instead, the specific needs, desires, and goals of the participants determine what happens. This changes the nature of the activity: many of the participants don’t get involved in order to make money (though that happens as well), but because they like doing the things they can do there or out of an interest in the goods produced (e.g. the free software developed in a project). Other frequently pursued goals are to learn something or “to give something back to the community” (cf. Lakhani and Wolf 2005).

Such peer production is no longer “work” in the traditional sense. The Wikipedia works only because its founders managed to replace the tedious and monotonous work of encyclopedia writing by a process that’s easy to start with and that people enjoy doing.

Rather than creating commodities that can be sold with a profit, peer producers jointly create, maintain and foster commons: resources and goods that are developed and maintained by a community and shared according to community-defined rules. It’s important to note that the community makes its own rules—they aren’t predefined or imposed from above. Commons are usually shared among the community members or beyond—free software and free content are commons that everyone can use and improve, without exclusions. Free licenses (such as the GNU GPL and the Creative Commons licenses) codify these community rules in a way that makes them legally binding.

Since cooperation in peer projects is voluntary, no one is forced to handle specific tasks. The way of distributing tasks in such projects is often called stigmergic (cf. Heylighen 2007). Participants leave hints about tasks they have started and things they would like to see, encouraging others to take over. Bug reports in software projects and “red links” (pointing to missing articles) in the Wikipedia are examples of such hints. These hints provide orientation to newcomers and to participants that have completed some tasks and are looking for something new. The more participants care for a task, the more visible the hints pointing to it will become, increasing the chance that somebody starts working on it.

Can peer production achieve that which capitalism cannot: produce plenty (in the sense of “what you need, when you need it”) for everyone? Not just in some specific areas (e.g. software) and not just for some people, but in all areas, for everybody?

To make this possible, peer production needs to grow beyond the immaterial into the material world, producing not just information, but also physical goods and services. But is that even possible? “An abundance of information about how we might make things is not the same as an abundance of things—it is an abundance of recipes not an abundance of food,” the economist and community activist Brian Davey (2010) argues, complaining that commons-based peer production can produce only the information (recipes), but not the physical things (food). The underlying notion, shared by both proponents and critics of peer production, is that it excels in the sphere of information, which is so easy to copy and change, but fails in the material world, which isn’t.

But this argument misses the fact that it’s not an inherent property of information that makes it so easy to copy, but rather a question of infrastructure. 30 years ago, only corporations with extremely expensive specialized machinery were able to losslessly reproduce music, as Glyn Moody (2010) points out. Only the spread of broadband Internet connections and sufficiently large hard discs made it commonplace.

Similar developments regarding the production of physical things are not only possible—in some areas, they are already under way. The reproduction of physical things is possible if three conditions are met: you need access to the complete design, to the required resources and to the necessary means of production. In the following section, I will try to briefly outline how generalized peer production may become able to fulfill these conditions.

[Second part]

From: keimform.deBy: Christian SiefkesComments

Of food, talks and forums

Lots has been happening — including our Blue Mountains region gearing up for lots of projects and energy into constructing a peak everything alternative — and I've neglected this blog for a couple of weeks so this post makes a few different points.

Firstly, have you caught up with the great article 'Treating food like stocks and shares is a recipe for disaster', on how financial sector transactions are impacting on food prices? It's by Heather Stewart and appeared in the 14 October issue of The Observer. It provides leads to other useful articles and links.

Secondly, take a look at our U-Tube video of extracts from the 30 May forum on Life Without Money in LondonDerek Wall (Green Party councillor, former Principal Speaker for the Green Party and author of Babylon and Beyond and The Rise of the Green Left) was in conversation with me and Life Without Money contributor Adam Buick (regularly published in the Socialist Standard) at Bolivar Hall, 54 Grafton Way, London. That night around 40 people participated in a stimulating discussion on why we, as a society, need to go money-free and how we might do it. We'd already posted a transcript of Adam's talk here (below).

Thirdly, each year the Postgrowth Institute leads a Free Money Day in mid-September, which seems to be more of a consciousness-raising event than anything else. This report again leads and links to further material on this year's activities.

Fourthly, just to report that at least 20 people turned out to chat about themes in Life Without Money on Thursday 11 October at 6.30 pm when Anitra talked with Clair Woods to over 20 people at one of the In Conversations series held regularly at Travellers Bookstore in Collingwood, Victoria, Australia. The main focus was experiences of daily life in two remarkable North American intentional communities, Twin Oaks (Virginia) and Ganas (NYC), and in Spain exploring squats (such as Can Masdeu, Barcelona) and a 'post-industrial village', Ca La Fou. The event was For more details email Claire Woods at shop@travellersbookstore.com.au or phone (03) 9417 4179.