Die Geldlogik kritisieren und überwinden

react!ORAm 4. und 5. April gibt im selbstverwalteten Jugendzentrum react!OR in Kempten (Allgäu), Frühlingstr. 17, einen Doppelvortrag:

Hier die Einladungstexte:

Uli Frank, Einführung in die Kritik der Geldlogik:

Über Geld wird zwar auch in der VWL und Politik unentwegt geredet, aber ohne sein merkwürdiges Wesen wirklich zu begreifen. In meiner Präsentation versuche ich, Geld und seine Kritik aus verschiedenen Perspektiven möglichst anschaulich zu betrachten. Dabei möchte ich zeigen, dass eine grundsätzliche Kritik das Geld und die von ihm verkörperte Logik als gesellschaftliches Betriebssystem ins Visier nehmen muss. In der nachfolgenden Veranstaltung wollen Stefan und ich Perspektiven jenseits der Geldlogik aufzeigen.

Stefan Meretz, Commonismus:

Der Kapitalismus mit seiner alle Sphären durchdringenden Geldlogik gibt sich als hermetisches, geschlossenes System. Wie kann sich jemals etwas anderes als Kapitalismus durchsetzen, wo wir doch alle in und von ihm leben und ihn täglich reproduzieren? Gleichzeitig entwickeln sich praktisch immer mehr und immer wichtigere Bereiche, die sich nur noch auf »nichtkapitalistische Weise« herstellen lassen, die der Kapitalismus braucht, aber selbst nicht mehr in seiner Logik produzieren kann. Mit der commonsbasierte Peer-Produktion entsteht eine qualitativ neue Produktionsweise inmitten der alten Logik. Lässt sich Commonismus machen, ganz so wie es Marx und Engels dachten, nicht als »ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten« habe, sondern als »wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt«?

Neben mehr theoretischen Überlegungen, wie eine commonistische Gesellschaft auf ihrer eigenen Grundlage funktionieren kann und wie wir möglicherweise dorthin kommen, gibt’s viele anschauliche Beispiele, wo wir die Keimformen heute schon finden können. Genug Stoff für eine anregende Diskussion!

 

From: keimform.deBy: Stefan MeretzComments

Parecon versus Peer-Produktion Teil 1

Contraste-Logo[In den letzten Monaten habe ich mit Michael Albert über Peer Produktion und Participatory Economics, kurz Parecon, als Konzepte einer möglichen Produktionsweise von morgen diskutiert. Brigitte Kratzwald hat erfreulicherweise begonnen, die englischsprachige Diskussion in gekürzter Form ins Deutsche zu übertragen und nach und nach in der Contraste zu veröffentlichen. Dieser erste Teil ist in der Märzausgabe erschienen, weitere werden folgen. Die ganze Diskussion auf Englisch ist bei ZNet nachzulesen. Für die Übersetzung herzlichen Dank an Brigitte, die diesen Beitrag auch schon auf ihrem Blog veröffentlicht hat!]

Michael Albert: Beschreibung von Parecon

Parecon beschreibt Institutionen für eine ökologisch fundierte und klassenlose Wirtschaft, die Solidarität, Gleichheit und Sebstverwaltung stärkt. Dabei sind selbstverwaltete Arbeiter- und Konsumentenräte der zentrale Ort, an dem wirtschaftliche Entscheidungen getroffen werden.

Selbstverwaltung bedeutet, dass Personen und Gruppen in dem Ausmaß Entscheidungen beeinflussen können, wie sie von diesen betroffen sind. Ist hauptsächlich eine Person betroffen, entscheidet diese alleine, auf der Basis von übergeordneten Richtlinien, die im breiten Konsens beschlossen wurden. Ist ein Arbeitsteam betroffen, entscheidet dieses, ebenfalls unter Beachtung dieser übergeordneten Richtlinien.

Der zweite wichtige Aspekt von Parecon ist die Frage der Entlohnung. Es wird weder Macht noch Eigentum belohnt und auch nicht ausschließlich der persönliche Output. Alle bekommen den ihren Bedürfnissen entsprechenden Anteil am Sozialprodukt; auch diejenigen, die nicht arbeiten, haben ein Recht auf Einkommen und medizinische Versorgung. Gleichheit bedeutet für Parecon aber nicht, dass alle das gleiche Einkommen bekommen. Wer schwerer, länger oder unter schwierigen Bedingungen gesellschaftlich nützliche Arbeit leistet, soll mehr verdienen. Kosten und Nutzen sollten sich für jeden wirtschaftlichen Akteur die Waage halten. Für interessante und befriedigende Arbeiten brauchen Menschen keine finanziellen Anreize. Aber auch in einer gut organisierten Wirtschaft gibt es beschwerliche und unbefriedigende Tätigkeiten, die gesellschaftlich unverzichtbar sind. Solche Arbeiten sollen belohnt werden.

Wenn wir Arbeit und Einkommen trennen und die Menschen arbeiten was sie wollen, wann sie wollen und wie lange sie wollen, sowie konsumieren was, wann und wieviel sie wollen – ohne Mechanismen um zwischen diesen beiden Entscheidungen zu vermitteln – würden die meisten weniger arbeiten und mehr nehmen als dem Gemeinwohl gut tut. Und zwar nicht, weil die Menschen gierig, faul oder verantwortungslos wären, sondern weil sie nicht wissen können, wieviel sie arbeiten müssen und wieviel sie haben können. Auf der anderen Seite wüssten auch die Unternehmen nicht, wieviel sie von welchem Produkt herstellen sollen oder wo sie investieren sollen.

Es gibt bereits viele Unternehmen, in denen diese beiden Aspekte von Parecon verwirklicht werden. Etwa in hunderten besetzten Fabriken in Argentinien und neuerdings auch in Venezuela. Nach einiger Zeit entstehen jedoch häufig Probleme. Die anfängliche Begeisterung schwindet und die Teilnahme an den Versammlungen geht zurück. Nur wenige Menschen beteiligen sich an den Entscheidungen, Einkommensunterschiede nehmen zu, es kommt wieder zu Entfremdung. Und die Beteiligten suchen die Schuld bei sich selbst. Es scheint, dass Herrschaft und soziale Ungleichheit in der menschlichen Natur liegen und es keine Alternative gibt.

Deshalb gibt es eine dritte Parecon Komponente, die sich „ausgewogene Arbeitspakete“ („balanced job complexes“) nennt. Bei der üblichen Arbeitsteilung üben 80% der Arbeiter Tätigkeiten aus, die sie „entmächtigen“. Es sind repetitive Routinearbeiten, die die Menschen voneinander, von den Entscheidungen, die getroffen werden müssen und von den dafür notwendigen Informationen trennen. Dadurch nehmen deren Kompetenzen, ihr Selbstvertrauen und das Wissen um die Zusammenhänge im Unternehmen ständig ab. Sie verlernen, Entscheidungen zu treffen. 20% machen Jobs, die die Beziehungen untereinander stärken, die sozialen Kompetenzen erhöhen, ihr Selbstvertrauen und das Wissen über die Zusammenhänge im Unternehmen steigern, sie also ermächtigen, Entscheidungen zu treffen. Das führt zu einer Spaltung der Arbeitskräfte im Unternehmen, es entsteht so etwas wie ein Klasse von Koordinatoren. Um wirkliche Selbstverwaltung und Klassenlosigkeit zu erreichen, braucht es also zusätzlich zu Arbeiterräten und fairer Entlohnung einen neuen Modus der Arbeitsteilung, eben „ausgeglichene Arbeitspakete“. Das sind Bündel von Tätigkeiten, die alle mit einem adäquaten Machtpotenzial ausstatten, um an der Selbstverwaltung teilnehmen zu können.

Das vierte Element von Parecon betrifft die Allokation der Güter. Wir haben dafür drei Modelle zur Auswahl: Märkte, zentralistische Planung und freiwillige Selbstregulierung. Märkte führen zu sozialer Ungleichheit, großen Machtunterschieden und in den ökologischen Wahnsinn. Sie bedrohen die Selbstverwaltung und fördern das Auftauchen einer Koordinatorenklasse. Zentralistische Planung erzeugt die gleiche Klassenspaltung und bedroht die Selbstverwaltung noch mehr. Auch sie tendiert zu ökologischem Wahnsinn und beschert den Planern Reichtum, während sie Gehorsam und Herrschaftsbeziehungen hervorbringt, die auch auf andere Lebensbereiche übergreifen.

Freiwillige Selbtregulierung ist eine großartige Idee, aber in den meisten Konzepten werden die wesentlichen Herausforderungen nicht angesprochen. Damit Menschen sich in Übereinstimmung mit den richtigen Werten und realen Möglichkeiten selbst verwalten könnnen, brauchen sie Instrumente, mit denen sie feststellen können, welches Ausmaß an Arbeit und Konsum angemessen ist, und Rahmenbedingungen, die das Wohlergehen der Einzelnen an das Wohlergehen der Anderen binden. Das Allokationssystem von Parecon heißt partizipative Planung. Arbeiter- und Konsumentenräte bringen Vorschläge ein und verhandeln so lange, bis Inputs und Outputs in Einklang sind. Es gibt kein Oben und Unten und kein Zentrum, es ist kein Wettbewerb. Es wird buchstäblich Solidarität hergestellt und nicht unsoziales Verhalten gestärkt. Die Menschen müssen dazu weder allwissend noch Heilige sein. Einfache Strukturen ermöglichen und erleichtern Ergebnisse, die den Einzelnen und der Gemeinschaft nützen.

Christian Siefkes: Meine Zweifel an Parecon

Ich stimme mit den Zielen von Parecon überein. Was mich irritiert ist, dass Parecon den Kapitalismus überwinden will, aber doch einen essentiellen Aspekt beibehält: alles dreht sich weiterhin um bezahlte Arbeit: Alle müssen für Geld arbeiten, um die Dinge zu kaufen, die sie zum Leben brauchen. Warum? Müssen wir die Menschen wirklich zur Arbeit zwingen?

Ein typischer Vertreter das Kapitalismus würde vermutlich antworten: „Ja, die Menschen sind faul. Ohne Zwang würde niemand arbeiten und die Menschheit würde untergehen.“ Michael Albert formuliert es ein wenig eleganter, aber im Grunde sagt er das Gleiche: alle sind ein wenig zu faul und wenig zu gierig für eine Gesellschaft ohne Zwang. Aber stimmt das wirklich? Und, gäbe es wirklich ein Missverhältnis zwischen „erreichbarem Output“ und „erreichbarer Nachfrage“, könnte Parecon es vermeiden? Ich bezweifle beides.

Albert spricht immer noch von „Einkommen“, auch wenn die Menschen frei wählen sollen, wieviel sie arbeiten und konsumieren wollen. Aber wenn Arbeit nicht bezahlt wird und man für Konsum nicht bezahlen muss, verlieren die Konzepte „Einkommen“ und „Geld“ jede Bedeutung. Es gäbe also keine „Nachfrage nach Einkommen“, sondern eine „Nachfrage nach Gütern“ unterschiedlichster Art. Das mögliche Missverhältnis wäre nicht nur quantitativ (nicht genug Einkommen, um die Nachfrage zu erfüllen), sondern qualitativ: zu wenig von manchen Gütern, zu viele von anderen, dazu Güter mit unpassenden Eigenschaften. Dieses qualitative Missverhältnis kann nicht einfach dadurch aufgehoben werden, dass Arbeit bezahlt wird. Parecon verfehlt genau den zentralen Punkt, wenn es weiterhin dem kapitalistischen Konzept „Einkommen“ verhaftet ist, statt an das soziale Ergebnis, an die Produktion von Gütern zu denken.

Parecon versucht dieses qualitative Missverhältnis durch „partizipative Planung“ zu verhindern, wo Arbeiter und Konsumenten ihre Vorschläge vorbringen und abgleichen. Der skizzierte Prozess erscheint mir zwar sehr formell und bürokratisch, ich stimme aber zu, dass es soziale Prozesse für die Abstimmung von Produktion und Konsum braucht. Aber wozu braucht es dann noch Geld und Lohn als zusätzliche Krücken? Die Diskussion darüber, was produziert werden soll, um die Nachfrage zu befriedigen, sollte schon alle benötigten Hinweise geben – nicht nur, ob mehr Arbeit notwendig ist, sondern auch welche Arten von Arbeit fehlen und von welchen es vielleicht schon zuviel gibt.

Es stimmt, dieses Wissen alleine garantiert noch nicht, dass sich tatsächlich Menschen finden, die die geforderten Aufgaben übernehmen. Das kann aber auch Lohnarbeit nicht garantieren, wenn sie nicht Teil eines vollständig ausgeprägten Arbeits- und Gütermarktes ist, wo diejenigen, die sich nicht in gesellschaftlich nachgefragter Weise betätigen können oder wollen, letztlich in ihrer Existenz bedroht sind. Natürlich will Albert das nicht, aber wenn er keinen Markt will, dann sollte er konsistent sein und auch die Idee der Bezahlung aufgeben. Keines dieser Konzepte macht Sinn ohne das jeweils andere.

Dies gilt insbesondere auch für die andere Seite der Medaille, den Preis der Waren. In seinem Text erwähnt Albert nicht, wie dieser bestimmt wird. Im Kapitalismus schwanken die Preise für eine Ware rund um ihren Wert, wie Karl Marx festgestellt hat. Dieser Wert ist die Menge an Arbeit, die durchschnittlich mit der bestmöglichen Technik für ihre Herstellung notwendig ist. Wenn ein Unternehmen veraltete Technik verwendet, oder Arbeiter beschäftigt, die langsamer sind oder mehr Fehler machen, kann es seine Produkte auch nicht teurer verkaufen. Wenn die Arbeiter das Problem sind, dann kann das kompensiert werden, indem sie weniger bezahlt bekommen oder entlassen werden. Parecon fordert aber, „die Bezahlung soll sich danach richten, wie lange jemand arbeitet“. Also erhält ein langsamer Arbeiter den gleichen Stundenlohn wie ein schneller. Aber wären die Konsumenten bereit, von einer Kooperative zu kaufen, die viele langsame Arbeiter beschäftigt, obwohl sie dasselbe Produkt bei einer anderen Kooperative mit schnelleren Arbeitern billiger bekämen? Wohl kaum.

Ohne den Wettbewerbsdruck des Marktes wird das Konzept „Preis“ bedeutungslos. Gundsätzlich scheint mir, dass Parecon als Reaktion auf die Auswirkungen von Marktkräften konzipiert wurde, während es gleichzeitig antritt, um den Markt zu überwinden. Wenn Letzteres gelingt, ist ersteres aber nicht mehr nötig. Das wird am deutlichsten wenn Albert die „ausgewogenen Arbeitspakete“ begründet.

Er sagt, die Arbeitenden kommen nicht mehr zu Versammlungen und darum nehmen Einkommensunterschiede zu. Wie das? Erhalten manche Menschen mehr Einkommen, weil sie länger arbeiten statt zu Treffen zu gehen? Oder bekommen die anderen mehr Einkommen, etwa als Kompensation für die langweiligen Treffen? Beide Begründungen scheinen gleich wenig plausibel. Viel plausibler ist, dass Kooperativen – wie alle anderen Marktteilnehmer – im Wettbewerb bestehen müssen und es deshalb für sie schwierig ist, die interne Einkommensgleichheit aufrecht zu erhalten. Hat eine Kooperative hohe Löhne, so sind ihre Produkte teurer als die der Konkurrenz. Sind die Löhne niedrig, findet sie keine gut qualifizierten Arbeitskräfte. In beiden Fällen kann sie am Markt nicht bestehen. Das trifft auch auf alle anderen Faktoren zu, mit denen sich eine Kooperative von traditionellen Unternehmen unterscheiden will. Es ist wenig überraschend, dass die Unterschiede zu anderen Unternehmen geringer werden, je länger Kooperativen auf dem Markt überleben.

Gäbe es ohne den Druck des Marktes noch Gründe, Menschen „ausgewoge Arbeitspakete“ aufzuzwingen? Ich denke nicht. Ohne Markt und ohne die Notwendigkeit einen Lebensunterhalt zu verdienen, würden die Beschäftigungen der Menschen sowieso viel abwechsungsreicher sein als heute. Aber wenn ich mit einer Beschäftigung glücklich bin, warum sollte ich zu anderen gedrängt werden? Es ist sinnvoll, eine größere Vielfalt an Beschäftigungen zu fördern, aber nicht, alle mit bürokratischen Mitteln dazu zu zwingen.

Was, wenn es wirklich ein Missverhältnis gibt zwischen der Summe aller Produktions- und Konsumpräferenzen; wenn etwa niemand fischen will und die Menschen trotzdem Fisch essen wollen? Dann müssen die Leute, die Fisch essen wollen, entweder verzichten oder aber eine Lösung finden, um an Fische zu kommen. Das würde nicht notwendigerweise bedeuten, dass jemand fischen muss. Vielleicht wäre eine Automatisierung von Fischzucht und -verarbeitung möglich. Es müssten sich zwar immer noch Menschen damit beschäftigen, ein solches System zu entwickeln, aber die Aufgabe wäre eine ganz andere und möglicherweise auch für Menschen attraktiv, die nicht fischen wollen.

Bleiben unangenehme Arbeiten offen, bei denen weder Automatisierung noch Umorganisation eine realistisch Option sind, schlage ich vor, sie in „Aufgaben-Pools“ zu sammen und auf alle zu verteilen. Dann machen alle einige Stunden in der Woche oder im Monat Arbeiten, die sie nicht wirklich gerne tun. Weil aber die Päferenzen der Menschen so unterschiedlich sind, glaube ich nicht, dass dieses Problem oft auftreten würde. Etwas zu tun, was von anderen gebraucht wird, ist zudem befriedigender als nur für den Papierkorb zu arbeiten. Und obwohl die meisten Menschen auch Muße genießen, würden nur wenige damit voll ausgefüllt sein.

Märkte können den Abgleich zwischen Angebot und Nachfrage leisten, allerdings nur für diejenigen, die bezahlen können, und zu enormen sozialen Kosten. Bürokratische Verfahren, wie in Parecon angedacht, können das möglicherweise zu einem gewissen Grad, aber die sozialen Kosten, – z.B. alle Menschen zu zwingen, bestimmte Arbeiten zu tun, auch wenn andere sie gerne machen würden und viel Zeit für Planungstreffen aufzuwenden – scheinen mir immer noch höher zu sein als nötig. Zudem hat es noch nie ein bürokratisches Regime gegeben, aus dem keine privilegierte Klasse von Bürokraten entstanden wäre. Parecon versucht, das zu verhindern, doch ob es gelingen würde, bleibt fraglich.

[Teil 2]

From: keimform.deBy: Christian SiefkesComments

Perspektiven jenseits der Geldlogik

Vortrag und Diskussion beim Kongress Solidarische Ökonomie in Wien (22.-24.2.2013). Ich habe die Diskussionsbeiträge in die Folien zum Mitlesen hineingesetzt, weil sie akustisch nicht immer gut zu verstehen waren. In den Download-Folien sind sie nicht enthalten. Download: Folien (ODP, PDF), Audio (OGG, MP3). Am Anfang fehlt ein Stück vom Mitschnitt, deswegen die sanfte Einblendung zu Beginn. Teil 1 des Kombivortrags zur »Einführung in die Kritik der Geldlogik« von Uli Frank findet ihr unten.

 

Hier der Vortrag von Uli Frank: »Einführung in die Kritik der Geldlogik« (kompletter Audio-Mitschnitt, inkl. Intro und Diskussion: OGG, MP3):

 

From: keimform.deBy: Stefan MeretzComments

Gesellschaft jenseits von Tausch und Geld

Video einer Podiumsdiskussion mit Alfred Fresin, Franz Nahrada und Ed Landson (Moderation: Stefan Meretz) vom 23.2.2013 beim Kongress Solidarische Ökonomie 2013. Thesen zur Vorbereitung der Veranstaltung gibt’s im TheorieKultur-Wiki. Mitschnitt von Eat Simple Food.

Veranstaltungstipp: „Commons und Globale Dörfer: Visionen für das gute Leben nach dem Kapitalismus“ mit Brigitte Kratzwald und Franz Nahrada. Eine Veranstaltung von IOPS Austria am 15. März 2013, 18.00 Uhr, Amerlinghaus (Großer Saal Erdgeschoss), Stiftgasse 8, 1070 Wien. Weitere Informationen hier.

From: keimform.deBy: Stefan MeretzComments

Commons-based Society as a Thought Experiment

In preparation of the Commons Economics Conference which will be held in Berlin on May 22-24, there have been three “Deep Dive Workshops” around the world (Bangkok, Mexico City, Paris). I had the opportunity to participate in the European Meeting in Pontoise near Paris. David Bollier generously wrote an interpretative summary based on notes from a pirate pad, which was collectively used by the participants. In his blog he published some excerpts from the lengthy paper which seem interesting to him. During the workshop I did a Though Experiment on how a commons-based society could function. Here is the respective part taken from the summery:

Stefan Meretz’s Thought Experiment

Stefan Meretz presented his vision of how a commons-based society could function with a very different logic and values than that of the capitalist market economy. He said that this vision seeks to fulfill a Hegelian expression, aufheben, which has three separate ideas wrapped into one: the idea of abolishing the existence of something, preserving it, and taking it to a new level. In the same vein, Meretz’s idea consists of “something that needs to be removed; something that needs to be re-arranged; and something that needs to be taken to a new level.”

Capitalism posits that the most elementary form of mediating social relations is the commodity. It is considered the primary means for producing our livelihoods. The commons-based economy instead regards the commons as the most important social form for producing our livelihoods. “What the commodity is for capitalism, the commons is for a free society,” said Meretz.

How do the commons and commodity differ? First, in a commons, production and consumption are not separated from each other. Second, and more important, the producers themselves are not separated from each other, while in capitalism they are. Capitalism’s producers always have to speculate about future demand in order to assure that their products will be sold. These producers must always transform commodities into money in order to buy other commodities that fill their needs. This is an indirect way of satisfying needs – so there is always an uncertainty about whether our needs can and will be satisfied after production, via the market.

In a capitalist order, needs only exist as market demands. Lots of other needs exist beyond a given product or market transaction, of course, but they have no standing without monetary “demand.” Therefore, in the capitalist system, there are many externalities that are produced in the process of trying to make profits from invested money. Because of this logic, a “negative reciprocity” between people is dominant, especially between sellers and buyers, and among producers as competitors.

By contrast, in a commons, people’s needs are central and come first. A broad variety of needs exist, which means that you have to mediate and prioritize among many different, sometimes-conflicting needs. The solution is not to produce first and query about actual needs later. This is not only inefficient but environmentally wasteful. The goal is to take the needs of all commoners into account in the first place, and then to choose among many creative solutions that meet problems while avoiding externalities.

In a commons-based society, old notions of labor do not apply because spheres of work, leisure, etc. are not segregated, but integrated. Moreover, the point is to meet everyone’s needs and shared goals, not compete in meeting private, conflicting goals. There is thus a “positive reciprocity” among people. Or as Marx put it, “The development of the individual requires thedevelopment of all.” This is the commons. The challenge is to find a way to scale this inclusivist logic.

Since no single commons could serve everyone’s personal needs, people in a commons-based society would participate in many different commons. They are not on the same “horizontal” level, but nested in each other, at many different levels. Today’s “division of labor” would be a “division of activity” among different commons. In the triple meaning of aufheben, some activities (previously done through commodified-labor) would no longer be done because they are not necessary, or a waste. Other activities would be maintained, and many other activities would be increased or added, especially those which have to do with repairing the global damages of capitalism.

A commons-based society can promise better lives because the wasteful aspects of running a monetary sphere would be unnecessary. There would no longer be a need to navigate the division between paid and unpaid, or productive and reproductive labor. Instead, we would simply live. Our lives would be more integrated. The more urgent question would be, How can human and commons-based productivity go to the places where they are needed? New technologies, especially the Internet can mediate these issues through better social communication. Freed from market imperatives, people would have plenty of time to deal with really important questions.

Meretz argued that we should try to eliminate money as a driving force behind commodity production and profit. This is not possible today, because money is still needed. But we should try to de-couple the external logic of money from the internal logic of commons. This means de-coupling giving from taking (exchange), and enabling a positive reciprocity via social inclusion and trust.

As a working example, Meretz cited CSAs [community supported agriculture] and, in particular, the Garden Cooperative Freiburg. Instead of selling its produce – which means that poorer people still have to pay the same amount as rich people – a CSA could host a bidding process to raise the sums needed to meet costs. If costs are not met, a second round would be held. Once the necessary revenues are raised, then production takes place. Many necessary contributions can be performed as in-kind services by cooperative members themselves (e.g. transportation using “cargo-bikes”). In de-coupling exchange from market principles, users who were at first too shy to take the vegetables that they really needed, could take more. Meretz: “We have to unlearn habits that regard giving and taking as a calculation, and learn how to act from our needs. We have to learn how to ‘undo capitalism’ as it has been internalized.

Two objections were raised to Meretz’s scenario for a commons-based society: First, that it would not be feasible in practice to reach a consensus about all the problems the society faces and therefore which needs to address first (before production); and second, the temptation or likelihood that the society would entrust expert-technicians with the authority to solve the complicated problems.

From: keimform.deBy: Stefan MeretzComments

Die Ressourcenfrage in der Großen Transformation

von Andreas Exner Input zum Podium “Von der Deponie zur Depotbildung – Konkrete Folgerungen für die Rohstoffpolitik und -wirtschaft”, Tagung “Strategische Metalle der Energiewende“, Evangelische Akademie Tutzing, 25.-26.3.2013 Mein persönlicher Ausgangspunkt für diese Podiumsreflexion soll die im Programm angesprochene „Große … Continue reading
From: social-innovation.orgBy: Andreas ExnerComments

Bodenfreikauf: Ein neuer Aspekt Solidarischer Landwirtschaft

[via bodenfreikauf] Sendung mit Andreas Exner und Elke Mühlegger auf Radio Agora. Hier zum Download: http://cba.fro.at/106968 Boden ist die zentrale Ressource der Nahrungsmittelproduktion. Wer über Land verfügt, verfügt über weit mehr als das. Muss Solidarische Landwirtschaft auch die Eigentumsverhältnisse an … Continue reading
From: social-innovation.orgBy: Andreas ExnerComments

One Day Everything Will be Free

One Day Everything Will be Free is a documentary exploring the community dynamics in an alternative economy and ecological restoration project. The project has been initiated by a ‘utopian community’ located in an ecologically degraded area of Haiti known as ‘the wasteland’. It has been made to stimulate discussion on alternative futures to simply throwing  money at poverty, which has been found wanting.

Activist Joseph Redwood-Martinez made the documentary as he worked with Sadhana Forest Haiti in Anse-a-Pitre. If you want to find out more about it, watch the trailer or host an event, say, to show this stimulating ethnographic documentary as a discussion starter, visit the website: http://onedayeverythingwillbefree.com/

You will also find links to trailers of other documentaries that Joseph is in the process of making about permaculture and initiatives — such as the Hayes Valley ‘Farm’ — that focus on developing skills that will make collective sustainability possible. Yes, one day everything will be free.

Transition Europe: Kämpfe für Innovation – innovative Kämpfe

von Andreas Exner Ein neuer Blog namens “Transition Europe” führt soziale Kämpfe und soziale Innovation zusammen. Er füllt damit eine Lücke im alternativen Nachrichten-Angebot: zwischen der nationalen Fixierung vieler sozialer Proteste einerseits, und der harmonistischen, lokalistischen und systemaffirmativen Orientierung eines … Continue reading
From: social-innovation.orgBy: Andreas ExnerComments

The End of Money @ Vienna Solidarity Economy Congress 2013

Franz Nahrada has provided us with the following report of exciting developments in Europe, specifically Germany:
The Vienna Solidarity Economy Congress 2013 had almost 1000 visitors, and was very significant in bringing various streams of people together — people from different movements and backgrounds, gathering around the idea of cooperation and commons as the main pillars of any future economy. This was not a real mass event, but almost a must for activists and networkers in Central Europe, allowing them to forge new relations, become informed about other initiatives, bringing forward their agenda. They were confronted with a plethora of offerings in two days: 120 lectures and workshops in the framework of the beautiful old Vienna University of Agriculture and, in particular, the modernist, bright Schwackhöfer building, plus booths and social events.

In the preparation for the congress, several initiatives merged their planning meetings with this event. Amongst them was Demonetize it! and the Solidarity Economy Winter School, who jointly ran parallel tracks on moneyless practices and theories of demonetization. It became obvious that demonetization is a discourse of its own and attracted at least 200 people following one or other of the 18 lectures/presentations/workshops focusing on the End of Money. When the demonetize tracks called for a final plenary, about 50 people were present and showed their dedicated support for the idea of 'networking our way towards demonetization'.

The spectrum consisted of many people with many different 'trades'. People who distribute free music, farmers who engage in community supported agriculture, people who want to build tractors and other open hardware, people who educate children, people who create maps, and so on. It was consensual that building demonetized alternatives consisted of the practical coming together of complementing activities: 'If you truly want to make it complimentary, you have to complement each other'. This is an exciting new phase. Every single person in the room agreed that the logic of exchange and LETS is not enough or even obsolete, that 'paying back' is an obstacle and that the real future rather lies in 'paying forward'. This works on the basis of agreements and reliable cycles of cooperation and the enormous productivity that comes from people doing what they really want.

To form cycles of cooperation is primarily a local task. You can only cooperate with people you have easy access to. This was the reason and the rationale of creating a new mailing list, which was aptly named 'miteinander' (together), and which is meant to promote immediate cooperation and the know-how for establishing long-lasting, successful cooperation. The new list will be in German mainly and focused on practical issues of establishing cycles of cooperation, whilst the discussion list should continue to focus on theory and fundamental issues of demonetisation.
The central themes of locality, networking and production/exchange based on needs and use value parallel the 'compact society' and 'collective sufficiency' concepts in our Life Without Money book.